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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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waren entzündet und seine Nase tiefrot, ins Bläuliche spielend. Die Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. Man hätte glauben können, dass dies der einzige Halt für das Kleidungsstück war, bis man die rote Schnur sah, die er um seine Hüften gebunden hatte. Während er so dastand, schurrte er im Takt mit den Füßen und pfiff eine traurige Melodie dazu. Von Zeit zu Zeit zog er eine Hand aus der Tasche und befühlte den etwas schmutzigen: Briefumschlag. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er ihn noch besaß, verwahrte er ihn wieder und trippelte im Takt auf seinem Wachtposten weiter.
    »Glauben Sie nicht, dass Sie den Brief lesen müssten?« fragte Helen besorgt. »Er könnte doch wichtige Nachrichten enthalten.«
    »Das dachte ich auch«, sagte Jack Knebworth. »Aber als ich sagte, dass er ihn mir zeigen sollte, grinste er nur.« »Wissen Sie, woher er kommt?«
    »Ich weiß nicht mehr als irgendeine Nebelkrähe«, meinte Jack ruhig. »Und nun wollen wir Mike Brixan einmal vergessen und uns wieder Roselle zuwenden. Die Aufnahmen, die wir draußen am Turm gemacht haben, könnten nicht besser sein. Ich will also die Nachtaufnahmen weglassen, und von jetzt ab werden wir sehen, dass wir schnell vorwärtskommen mit unserer Arbeit.«
    Die Aufnahmen für den Film waren schwierig. Es war sehr mühsam, die einzelnen Szenen so gut durchzuarbeiten, dass alle Pointen herauskamen. Noch nie hatte er so viele Mitspieler zu dirigieren gehabt, seitdem er hier in England tätig war. Und auch für Helen war es ein anstrengender Tag. Sie war vollständig erschöpft, als sie ihren Heimweg antrat.
    »Haben Sie nicht Mr. Brixan gesehen?« hörte sie plötzlich eine Fistelstimme neben sich, als sie den Bürgersteig erreichte. Sie drehte sich erschrocken um. Sie hatte gar nicht mehr an den Herumtreiber gedacht.
    »Nein, er ist nicht da gewesen«, sagte sie. »Sie würden besser Mr. Knebworth noch einmal aufsuchen. Mr. Brixan wohnt bei ihm.« »Als ob ich das nicht wüsste! Ich weiß alles, was man nur irgend von ihm wissen kann.«
    »Ich glaube, er ist in London - dann werden Sie das ja auch wissen.«
    »Er ist nicht in London«, sagte der andere beinahe vorwurfsvoll. »Wenn er in London wäre, würde ich doch nicht hier herumlaufen. Gestern ist er von London weg. Ich werde auf ihn warten, bis er kommt.«
    Sie war einen Augenblick über seine Hartnäckigkeit belustigt, aber alles andere als froh gestimmt.
    Sie ging quer über den Markt. Plötzlich kam ein großes Auto in rasender Fahrt daher, und sie musste schnell zur Seite springen. Sie erkannte den Wagen Stella Mendozas. Stella fuhr manchmal äußerst rücksichtslos.
    Sie hatte es sehr eilig und schimpfte, als sie einem Fußgänger ausweichen musste. Sir Gregory war plötzlich geneigt, ihre Wünsche zu erfüllen, und sie wollte schnell zu ihm, bevor er seine Meinung wieder änderte. Da erkannte sie Helen, brachte den Wagen zum Stehen, riss die Tür auf und sprang heraus.
    »Wenn ich in zwei Stunden von Griff Towers nicht wieder zurück bin, benachrichtigen Sie bitte die Polizei«, rief sie der erstaunten Helen schnell zu. Und ehe diese sich recht besinnen konnte, was vorgefallen war, fuhr Stella schon wieder davon.

32
    Stella hatte eine Nachricht mit demselben Inhalt auf ihrem Tisch zurückgelassen. Wenn sie zu einer gewissen Stunde nicht zurückgekehrt sei, solle die Polizei den Brief lesen, der auf ihrem Schreibtisch lag. Sie hatte jedoch nicht daran gedacht, dass der Brief nicht vor dem nächsten Morgen gefunden werden konnte.
    Für Stella Mendoza war die Unterredung, zu der sie fuhr, äußerst wichtig, ja sie konnte ausschlaggebend für ihr ganzes späteres Leben werden. Ihre Abreise verschob sie in der Hoffnung, dass Gregory Penne sich besser auf seine Verpflichtungen ihr gegenüber besinnen würde, obgleich sie nur wenig daran glaubte, dass er seine Meinung über den äußerst wichtigen Geldpunkt ändern würde. Und das war doch für sie die Hauptsache. Aber jetzt war er wie durch ein Wunder umgestimmt, sprach mit ihr am Telefon so liebenswürdig wie möglich und lachte herzlich, als sie sagte, unter welchen Vorsichtsmaßnahmen sie zu ihm kommen wollte. Erst als sie sich dann auf den Weg machte, stiegen doch wieder bange Gefühle in ihr auf.
    Als sie in Griff Towers ankam, empfing der Baron sie nicht in der Bibliothek, sondern in dem großen Raum, der unmittelbar darüber lag. Er war viel länger, denn er zog sich nicht nur über die Bibliothek, sondern auch über

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