038 - Der Rächer
heftig erschrak.
»Ach, Miss Mendoza«, sagte Helen außer Atem, »Gott sei Dank, dass Sie hier sind!«
36
»Danken Sie Gott noch nicht«, sagte Stella, mit einer Ruhe, die nichts Gutes verhieß. »Oh, Sie kleines Schaf, warum sind Sie denn hierher gekommen?«
»Er brachte mich hierher, ich ging nicht freiwillig«, sagte Helen. Sie war krank vor Furcht. Trotzdem versuchte sie ebenso ruhig zu sein wie Stella. Sie biss auf ihre zitternden Lippen, um sich zu sammeln. Nach kurzer Zeit hatte sie ihre Fassung wiedergefunden und konnte erzählen, wie sich alles ereignet hatte. Stellas Gesicht verdüsterte sich.
»Das ist doch stark - er hat meinen Wagen genommen«, sagte sie zu sich selbst. »Er hat wirklich die Fahrer gefangengesetzt, wie er es mir androhte. Was soll noch daraus werden!«
»Was will er tun?« fragte Helen leise. Stella blickte das Mädchen an.
»Was glauben Sie denn, was er tun wird?« fragte sie nachdenklich. »Er ist ein Vieh, Sie werden selten solch einen gemeinen Kerl finden, es sei denn in Schauergeschichten ... Er hat uns eingeschlossen. Er wird nicht mehr Mitleid mit Ihnen haben als Bhag!«
»Wenn das Mike erfährt, wird er ihn umbringen!« »Mike? Ach so, Sie meinen Brixan«, sagte Stella mit neu erwachtem Interesse. »Liebt er Sie? Spioniert er deswegen hier herum? Daran habe ich doch vorher noch nie gedacht. Aber was kümmert ihn Mike Brixan oder irgend jemand anders! Er kann fort - seine Jacht liegt in Southampton. Und sein Reichtum macht ihn unabhängig. Er kann all diesen Scherereien hier aus dem Wege gehen. Dann rechnet er auch damit, dass eine anständige Frau davor zurückschreckt, vor dem Kriminalgericht zu erscheinen. Ach, er ist ein ausgekochter Schuft!«
»Was soll ich machen?«
Stella ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. Sie hatte ihre Hände ineinandergelegt, die Furcht wollte sie wieder überwältigen. »Ich glaube nicht, dass er mir etwas zuleide tut«, sagte Stella. Dann fing sie plötzlich von etwas anderem an zu sprechen. »Ich sah vor etwa zwei Stunden einen Landstreicher am Fenster.«
»Einen Landstreicher?« fragte Helen verwirrt. Stella nickte.
»Er hat mich furchtbar erschreckt, bis ich seine Augen sah. Da wusste ich, dass es Brixan war. Aber Sie hätten ihn niemals erkannt, so gut hatte er sich maskiert.« »Mike Brixan ist hier?« fragte Helen gespannt.
»Er muss irgendwo in der Umgebung sein. Das kann Rettung sein - und hier ist noch etwas anderes.«
Sie nahm die kleine Browningpistole und gab sie ihr.
»Haben Sie jemals mit einer Pistole geschossen?«
Helen nickte. »Ich habe es schon getan. Es kam neulich in einer Szene vor«, sagte sie ein wenig verlegen.
»Nun, das ist gut. Die Pistole ist geladen. Hier ist die Sicherung. Sie müssen sie zuerst mit dem Daumen herunterdrücken, bevor Sie schießen können. Es ist besser, wenn Sie Penne töten -besser für Sie und besser für ihn.«
Helen schrak zurück.
»Nein, nein - das kann ich nicht!«
»Stecken Sie schnell die Waffe in Ihre Tasche! Haben Sie eine Tasche?«
In der Jacke, die Helen trug, fand sich eine innere Tasche, und Stella steckte die Pistole schnell hinein.
»Sie glauben gar nicht, was ich Ihnen für ein Opfer bringe, wenn ich sie Ihnen gebe«, sagte sie offen. »Dabei bringe ich dieses Opfer noch nicht einmal für jemand, den ich gern habe. Sie können sich wohl denken, Helen Leamington, dass ich Sie nicht gerade liebe. Aber ich würde es mir nie verzeihen können, wenn ich Sie diesem Schurken ohne Kampf überlassen hätte.«
Plötzlich beugte sie sich vor und küsste das Mädchen. Helen legte den Arm um ihren Nacken und umarmte sie einen Augenblick.
»Er kommt«, flüsterte Stella Mendoza und trat zurück.
Es war wirklich Gregory. Er trug seinen feuerroten Pyjama und einen dunkelroten Hausmantel. Sein Gesicht war gerötet, und seine Augen glänzten vor Erregung.
»Komm mit!« Er winkte mit dem Finger »Nicht du, Mendoza, du bleibst hier, du kannst sie später sehen, vielleicht nach dem Abendessen.«
Er schaute begehrlich auf das erschrockene Mädchen. »Niemand wird dir etwas tun, lass deine Jacke hier.«
»Nein, ich will sie anbehalten!« sagte sie. Instinktiv fasste ihre Hand an die Pistole, und sie legte ihren Daumen auf die Sicherung.
»Na gut, dann komm, wie du bist, es macht mir nichts aus.«
Er hielt sie fest an der Hand und ging neben ihr her, erstaunt ' und gut gelaunt, dass sie so wenig Widerstand leistete. Sie gingen in die Bibliothek und von da in den kleinen
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