038 - Der Rächer
Salon, der dicht daneben lag. Er stieß die Tür auf und zeigte ihr die festlich geschmückte Tafel. Dann ließ er sie vor sich eintreten.
»Wein und Küsse«, rief er laut, als er den Korken einer Champagnerflasche an die Decke knallen ließ. Der Sekt tropfte auf das schneeweiße Tischtuch. »Wein und Küsse!« Er schwenkte das Glas so zu ihr hin, dass der Schaumwein an ihre Jacke spritzte und daran herunterfloss.
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Trink aus«, rief er, und sie berührte das Glas mit ihren Lippen. Dann nahm er sie, bevor sie wusste, was vorging, in seine Arme, sein großes Gesicht presste sich an ihre Wangen. Sie versuchte der Umarmung zu entkommen, konnte aber nur den Mund abwenden und fühlte seine heißen Lippen auf ihrer Wange.
Plötzlich ließ er sie los, schwankte zur Tür und schloss sie ab. Er hatte aber den Schlüssel noch nicht losgelassen, als er ihre Stimme hörte: »Wenn Sie« nicht sofort aufschließen, werde ich Sie niederschießen!«
Belustigt und überrascht schaute er auf. Als er aber die Pistole in der Hand des Mädchens sah, hielt er seine zitternde Hand vor das Gesicht.
»Willst du wohl die Pistole nach unten richten, du dummes Mädchen«, schrie er. »Herunter damit! Du weißt gar nicht, was du tust! Das verfluchte Ding könnte doch durch einen Zufall losgehen!«
»Es wird nicht zufällig losgehen!« sagte sie. »öffnen Sie sofort die Tür.«
Er zögerte einen Augenblick. Ihr Daumen drückte die Sicherung herunter. Er hatte die Bewegung bemerkt.
»Schieß nicht, schieß nicht!« brüllte er laut und riss die Tür weit auf. »Warte, geh nicht hinaus. Bhag wird dich fassen! Komm zu mir, ich will -«
Sie lief den Gang entlang. In der Halle glitt sie auf einem Teppich aus, richtete sich aber sofort wieder auf. Mit zitternden Händen öffnete sie die Ketten und Riegel, dann stieß sie das Tor weit auf und war im Freien.
Sir Gregory folgte ihr. Der Schrecken über ihre plötzliche Flucht machte ihn nüchtern, und er wurde sich all der schlimmen Folgen bewusst, die die Sache haben konnte. Er eilte bestürzt in sein Arbeitszimmer und öffnete den Geldschrank, zog einen großen Stoß Banknoten heraus, nahm eine pelzgefütterte Jacke von einem Haken und schlüpfte hinein. Er zog sich eben starke Schuhe an, als er plötzlich an Bhag dachte. Er öffnete seinen Raum, aber der Affe war nicht da. Ein schrecklicher Gedanke kam ihm. Wenn Bhag das Mädchen erwischte! Ein Rest menschlichen Gefühls tauchte dumpf in seinem Gemüt auf. Zuerst musste er wissen, wo Bhag war. Er ging in die Dunkelheit hinaus, um seinen schrecklichen Diener zu suchen. Er legte beide Hände an den Mund und stieß einen langen, klagenden Schrei aus. Diesem Ruf war Bhag bisher immer gefolgt. Er wartete, aber er hörte nichts. Wieder ließ er den melancholischen Ruf ertönen, aber wenn Bhag ihn gehört hatte, wurde er ihm zum erstenmal in seinem Leben untreu.
Kalter Angstschweiß trat auf Gregory Pennes Stirn. Und als er wartend stand, kam er wieder zu sich. Er musste irgend etwas unternehmen. Er ging in sein Schlafzimmer, zog den Pyjama aus, und kurze Zeit darauf war er wieder in dem dunklen Garten, um den Affen zu suchen. Als er jetzt richtig angezogen war, fühlte er sich mutiger. Vorher hatte er noch ein großes Glas Whisky getrunken, um seinen Mut zu stärken.
Er klingelte nach dem Diener, der gleichzeitig Chauffeur war. »Bring das Auto zur hinteren Tür«, sagte er, »und zwar sofort. Sieh auch zu, dass das Tor offen ist. Es ist möglich, dass ich heute noch fort muss.«
Er zweifelte nicht daran, dass man ihn festnehmen würde. Weder sein Reichtum noch seine Stellung, noch sein Einfluss, den er im ganzen Land hatte, konnten ihn davor retten. Diese letzte Dummheit, die er begangen hatte, war denn doch zu stark.
Plötzlich erinnerte er sich, dass Stella Mendoza noch im Haus war, und rannte nach oben, um nach ihr zu sehen. Als sie in sein Gesicht schaute, war ihr klar, dass irgend etwas Außergewöhnliches vorgegangen war. »Wo ist Helen?« fragte sie ihn heftig.
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Sie ist entflohen. Sie hatte eine Pistole. Bhag ist hinter ihr her. Mag der Himmel wissen, was noch geschieht, wenn er sie erwischt. Er wird sie in Stücke zerreißen. Was ist das?«
Man hörte von fern her einen Pistolenschuss, und zwar aus der Richtung hinter dem Haus.
»Wahrscheinlich Wilderer«, sagte Gregory unsicher. »Also, nun höre zu, ich gehe jetzt.« »Wohin gehst du?« fragte sie.
»Das geht
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