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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auch darin, als Brixan ihn verhaften wollte. Den würde er immer wieder erkennen. Brixan befindet sich irgendwo hier in Dower House, und wenn er in die Hände des Kopfjägers gefallen ist, dann gnade ihm Gott!«
    Wieder eilten sie in das Haus und versuchten sich den Flaschenzug zu erklären. Plötzlich bückte sich der Inspektor und zog den Teppich zurück. Die Falltür wurde sichtbar. Einer der Polizisten riss sie auf. Lyle kniete nieder und schaute durch. Knebworth sah sein verstörtes Aussehen.
    »Zu spät, zu spät!« murmelte er.

41
    Der Wahnsinnsschrei eines Mannes in Todesfurcht klingt furchtbar. Mikes Nerven waren zäh, aber er musste seine letzte Kraft zusammennehmen, um seine Selbstbeherrschung diesmal zu bewahren. Seine gefesselten Hände krampften sich zusammen.
    »Ich warne Sie«, sagte er, als der gellende Schrei Gregorys in kaum hörbares Wimmern überging. »Longvale, wenn Sie das tun, werden Sie ewig verdammt sein!«
    Der alte Mann drehte sich lächelnd nach seinem zweiten Gefangenen um, aber er antwortete nicht. Er hob den halb bewusstlosen Gregory so leicht auf, als ob er ein Kind wäre, und trug ihn zu der schrecklichen Maschine, wo er ihn mit dem Gesicht nach unten auf die bewegliche Plattform legte. Er beeilte sich keineswegs, Mike sah, dass er sich Zeit ließ. Diese Beschäftigung schien ihm ein unbeschreibliches Vergnügen zu verursachen. Dann trat er vor die Maschine und öffnete die Lunette. Man hörte, wie ein Haken einschnappte. Sie blieb geöffnet stehen.
    »Das ist meine Erfindung«, sagte er über die Schulter hinweg zu Brixan.
    Mike schaute einen Augenblick an dem schrecklichen Henker vorbei nach dem hinteren Ende der Höhle. Er sah dort eine Erscheinung, die ihm das Blut in die Wangen trieb. Zuerst glaubte er, dass er träume und die unglaubliche Nervenanspannung Halluzinationen bei ihm auslöse.
    Helen!
    Sie stand dort in dem grellen Licht und war so mit Erde bedeckt, dass es schien, als trüge sie ein graues Kleid. »Wenn Sie sich bewegen, schieße ich!« rief das Mädchen.
    Mike hob sich auf seine Knie, und es gelang ihm, sich schwankend aufzurichten. Longvale hörte die Stimme und drehte sich langsam um.
    »Mein verehrtes Fräulein«, sagte er äußerst liebenswürdig, »welch ein Wink des Schicksals! Ich habe schon immer daran gedacht, dass es der Höhepunkt meiner Laufbahn wäre, wenn eine Königin unter meine Hände käme, wie es meinem verehrten Onkel Charles Henry vergönnt war, die Königin Marie Antoinette hinzurichten. Es ist doch seltsam!« Langsam ging er auf sie zu, ohne auf die ausgestreckte Pistole zu achten. Er trotzte der Gefahr, in der er sich befand. Sein Gesicht war verzückt, er lächelte. Seine weißen Hände streckten sich aus, als ob er einen Ehrengast bewillkommnete. »Schießen Sie!« rief Mike mit heiserer Stimme. »Um Himmels willen, schießen Sie!«
    Sie zögerte eine Sekunde, dann drückte sie ab. Aber der Schuss ging nicht los. Mit Erde verklebt, funktionierte der feine Mechanismus nicht mehr.
    Sie wandte sich zur Flucht, aber Longvales Arm umschlang sie schon, und mit der Hand zog er ihren Kopf an seine Brust. »Meine Schöne«, sagte er, »nun wird die Witwe zum Witwer, und Sie werden seine erste Braut!«
    Sie war völlig gelähmt und konnte keinen Widerstand mehr leisten. Eine ihr ganz unbekannte Schlaffheit überkam sie; obgleich sie bei vollem Bewusstsein war, konnte sie sich nicht nach eigenem Willen bewegen oder sprechen. Mike versuchte wie wahnsinnig, seine Hände zu befreien. Er wünschte, dass sie ohnmächtig werden würde, damit ihr der Anblick des Schrecklichen, das jetzt geschehen würde, erspart bliebe.
    »Wer kommt nun zuerst dran?« murmelte der alte Mann. Er fuhr mit der Hand über den kahlen Kopf. »Es wäre das beste, wenn Mylady den Anfang machte und voranginge, damit ihr die Todesschrecken erspart blieben - und trotzdem ...« Er schaute gedankenvoll auf die hingestreckte Gestalt, die an dem Brett festgebunden war. Dann bewegte er die Plattform und schloss die Lunete über dem Kopf von Gregory Penne. Seine weiße Hand näherte sich dem Hebel, der das Messer auslöste. Aber er machte noch eine Pause. Offensichtlich hatte er es sich wieder anders überlegt.
    »Nein, Sie sollen die erste sein«, sagte er zu Helen, schnallte den halb bewusstlosen Gregroy los und legte ihn wieder auf den Boden.
    Mike sah, wie Longvale den Kopf hob und horchte. Es kamen dumpfe Töne von oben, als ob Leute im Haus wären. Wieder änderte er seine Absicht,

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