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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Teufel, was habe ich für einen Schrecken bekommen, als der Anlasser meines Autos versagte!« »Haben Sie geschrieen, als Sie aus Dower House fortliefen?« »Ja, das tat ich. Ich fühlte, wie dieses tödliche Gift mich betäubte, und rannte hinaus. Aber mehr weiß ich nicht. Wo sind Sie, Brixan? Die Polizei wird uns doch hier befreien?«
    »Hoffentlich noch lebend!« antwortete Mike wütend und hörte, wie der Mann an seiner Seite vor Furcht stöhnte. Er bereute schon, dass er überhaupt etwas gesagt hatte.
    »Wer ist eigentlich dieser Mann? Sind dies die Höhlen? Ich habe von ihnen gehört. Es riecht furchtbar erdig hier. Sehen Sie etwas?«
    »Ich glaubte eben ein Licht zu sehen«, sagte Mike. »Aber meine Phantasie spiegelt mir wohl etwas vor.« Plötzlich fragte er: »Wo ist Helen Leamington?«
    »Das mag der Himmel wissen!« Penne zitterte, und Mike hörte, wie seine Zähne klapperten. »Ich habe sie nicht wiedergesehen. Ich hatte Angst, dass Bhag sie verfolgen würde. Aber er hätte ihr nichts getan. Ich wünschte nur, dass er jetzt hier wäre.«
    Mike versuchte seine Handgelenke aus den Fesseln zu lösen, aber selbst, wenn ihm das gelungen wäre, konnte er mit seinen Händen allein wenig gegen den alten Mann ausrichten. Er hatte seine Pistole verloren, aber in seiner Hosentasche trug er das lange, haarscharfe Messer, das ihm schon aus manchem Handgemenge herausgeholfen hatte. Es war die einzige unfehlbare Waffe, wenn die Pistole versagte. Aber er wusste, dass er keine Gelegenheit haben würde, dieses Messer zu gebrauchen.
    Er setzte sich auf den Boden und versuchte ein Kunststück, das er auf einer Bühne in Berlin gesehen hatte - er wollte mit seinen Beinen durch die gefesselten Hände steigen, so dass er sie nach vorn bekam. Aber er bemühte sich umsonst. Dann hörte er, wie eine Tür geöffnet wurde und Mr. Longvale etwas sagte. »Ich möchte Sie nicht lange warten lassen.« Er trug eine Laterne in seiner Hand, die beim Gehen hin und her schaukelte. Dies schien die Finsternis um sie her nur noch schwärzer zu machen.
    »lch liebe es nicht, dass meine Patienten sich erkälten!«
    Die fernen Wände der Höhle warfen das Echo seines schaurigen Lachens zurück. Er stand still, steckte ein Streichholz an, und gleich darauf brannte eine Petroleumlampe, die auf einem vorspringenden Felsen befestigt war. Er entzündete noch eine andere, dann eine dritte und eine vierte. In dem grellen Licht sah man jeden Gegenstand in der Höhle mit erschreckender Deutlichkeit. Mikes Blick fiel auf ein rotes Gerüst in der Mitte der Höhle, und obgleich er mutig und auf diesen schrecklichen Anblick vorbereitet war, begann er zu zittern.
    Es war eine Guillotine!

40
    Eine Guillotine!
    In der Mitte der Höhle erhob sich das hohe Rahmenwerk, steif und starr. Es war blutrot angestrichen, und die Einfachheit seiner Konstruktion machte es nur um so schrecklicher.
    Mikes Augen wurden magnetisch von dieser fürchterlichen Maschine angezogen. Er sah den Korb, in den die Köpfe fielen, das breite dreieckige Messer oben in der Höhe, die bewegliche Plattform mit den herunterhängenden Fesseln, den schwarz angestrichenen Halsring, der das Opfer so lange in der richtigen Stellung hielt, bis das Messer niedersauste. Er kannte die schreckliche Maschine in all ihren Einzelheiten, er hatte sie in der grauen Morgendämmerung vor französischen Gefängnissen in Tätigkeit gesehen. Soldaten hielten die schaulustige Menge zurück, und eine kleine Gruppe von Beamten stand in der Mitte des leeren Platzes. Noch lag der Klang des fallenden Beiles in seinem Ohr.
    »Die Witwe!« sagte Longvale in guter Laune und zeigte dabei auf das Holzwerk, das er liebevoll berührte.
    »Hilfe, um Himmels willen, Hilfe! Brixan, ich will noch nicht sterben!« Penne rief es in Verzweiflung und Todesangst. Schauerlich hallte sein Geschrei durch die weiten Räume der Höhle, und das Echo warf den Schall unheimlich zurück.
    »Die Witwe!« sagte Longvale noch einmal leise. Er stand ohne Hut da, auf seinem kahlen Kopf spiegelte sich das Licht der hellen Lampen, aber es war nichts Lächerliches in seiner Erscheinung.
    Zärtlich fuhr er mit der Hand über das rote Holz der Maschine ... »Wer soll ihr erster Bräutigam sein?«
    »Ich nicht, ich nicht!« schrie Penne. Er warf sich auf die Erde und wälzte sich nach der Wand zu. Sein Gesicht war aschfahl, und seine Lippen zuckten. »Ich will noch nicht sterben!«
    Longvale ging langsam zu ihm hin, beugte sich zu ihm herunter und

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