038 - Die Wasserleiche im Rio Negro
Nachtlager aufschlugen, einige Kundschafter auszuschicken, die die nähere Umgebung untersuchen sollten. Als wir einen geeigneten Platz gefunden hatten, erkundete ich zusammen mit Vincente Cabot, einem fünfzigjährigen Mann, die nähere Umgebung. Wir entfernten uns etwa fünfhundert Meter vom Lager und fanden nichts Verdächtiges. Es wurde rasch dunkel, und ich beschloß zurückzukehren. Cabot befand sich zweihundert Meter zu meiner Linken.
»Kehren wir um!« rief ich ihm zu, und er nickte.
Ich machte einen Schritt, und plötzlich spürte ich etwas um meinen Hals. Es war eine Liane, die schmerzhaft meine Kehle zudrückte. Ich stieß einen gurgelnden Schrei aus und versuchte die Liane wegzureißen, doch der Druck verstärkte sich nur.
»Hilfe!« gurgelte ich.
Ich wandte den Kopf und riß meine Augen vor Verblüffung auf. Hinter mir standen drei junge Frauen. Eine von ihnen hielt die Lianenschlinge in der Hand und zog noch fester zu. Vor meinen Augen wurde es schwarz.
»Cabot!« schrie ich mit versagender Stimme und wurde bewußtlos.
Als ich erwachte, war es dunkel um mich herum. Ich versuchte mich zu bewegen, doch meine Hände und Füße waren gefesselt. Ich wurde getragen, mit dem Gesicht dem Boden zugewandt. Es dauerte einige Zeit, bis der Druck aus meinem Kopf gewichen war. Ich versuchte den Kopf zu heben, was mir auch mit einiger Anstrengung gelang. Doch ich konnte nichts erkennen. Undurchdringliche Dunkelheit war um mich. Das Krachen von Ästen war zu hören, irgendwo schrien einige Nachtvögel.
Einmal wurde ich zu Boden geworfen, doch nach wenigen Minuten wurde ich wieder hochgehoben und weitergetragen.
Es waren drei junge Frauen gewesen, die hinter mir gestanden hatten. Im Dämmerlicht hatte ich aber nicht viel erkennen können. Sie waren bis auf einen Lendenschutz nackt gewesen und hatten überhaupt nicht wie Indianerinnen ausgesehen.
Schließlich sah ich den flackernden Schein eines Feuers weit entfernt. Wir kamen rasch näher, und ich konnte Einzelheiten ausmachen. Ich wurde von vier Frauen getragen, die Riemensandalen anhatten. Sie ließen mich auf den Boden fallen und wälzten mich auf den Rücken. Ich versuchte mich aufzurichten, doch eine der Frauen setzte ihren Speer auf meine Brust. Ich rührte mich nicht mehr.
Wir befanden uns auf einer kleinen Lichtung, auf der vier Häuser standen, die auf Pfählen errichtet waren. Die Häuser waren ziemlich primitiv; sie bestanden aus dünnen Holzstämmen, die mit Lianen verbunden waren, und die Dächer waren mit Laub bedeckt. Zwischen den vier Pfahlbauten brannte ein halbes Dutzend Lagerfeuer, um die Frauen verschiedenen Alters saßen.
Ich betrachtete die Frau, die mir den Speer an die Brust drückte, genauer. Sie war groß und schlank, hatte fast knabenhafte Hüften und kleine Brüste. Im Schein des Feuers erschien ihre Haut ziemlich hell. Das Haar war lang und fast blond.
Meine Gedanken wanderten im Kreis. War ich in die Hände der sagenhaften Amazonen gefallen?
Kräftige Frauenhände rissen mich hoch, und meine Beinfesseln wurden aufgeknüpft. Ich wurde zu den Pfahlbauten geführt. Dabei bekam ich einige Schläge in den Rücken, die mich taumeln ließen.
Verschiedene Frauen waren aufgestanden und musterten mich interessiert. Sie schnatterten in einer unverständlichen Sprache, und einige lachten und zeigten mit Fingern auf mich.
Vor einem Pfahlbau blieben sie stehen. Sie rissen mir die Stiefel herunter, dann lösten sie meine Fesseln und nahmen mir den Brustharnisch ab. Innerhalb weniger Sekunden war ich völlig nackt. Sie trieben mich auf eine Leiter zu.
»Steig hinauf!« sagte eine der Frauen in einem fast unverständlichen Spanisch.
Mir blieb keine andere Wahl. Ich mußte folgen. Zur Aufmunterung bekam ich einige Tritte in das Hinterteil. Lachen und Kichern begleiteten meinen Aufstieg.
Ich stieg die gut fünf Meter hohe Leiter hoch und erreichte eine schmale Plattform. Kaum hatte ich diese betreten, als die Leiter fortgezogen wurde.
Ich drehte mich um und starrte über das Lager. Nur Frauen waren zu sehen. Mir fiel auf, daß es fast alles junge Frauen waren. Alle hatten eine helle Haut und helle Haare. Nur einige der älteren waren rotbraun und hatten dunkles, dichtes Haar.
Nach einiger Zeit wandte ich mich um. Vor mir lag eine kleine Öffnung, die in das Innere des Baus führte.
Zögernd trat ich ein. Es war schummerig im Innern. Ich hörte eine Bewegung und blieb stehen.
»Herzlich willkommen!« sagte eine tiefe Stimme.
»Wer bist
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