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038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sein, beide. Dann Götter gut zu euch.«
    Er drehte sich um und verschwand zwischen den Zelten. Aruula folgte den anderen zu den Feuern, aber so sehr sie sich auch bemühte, das Fest zu genießen, die Worte des Schamanen gingen ihr nicht aus dem Kopf. Viel Unglück.
    ***
    Lieutenant »Jazz« Garrett lehnte lässig an der Stadtmauer und ließ den Blick über die Chesapeake Bay schweifen. Das sogenannte Downtoon, wie die Außenbezirke Washingtons genannt wurden, war ein Umschlagplatz für alle möglichen legalen und illegalen Waren. Windschiefe Marktstände, die sich gegenseitig zu stützen schienen, säumten die Gassen. Straßenhändler zogen mit Lastkarren daran vorbeiund verkündeten lautstark ihre Angebote. Zwischen den Häusern standen Prostituierte, die das warme Wetter des allzu kurzen Sommers ausnutzten und sich fast unbekleidet präsentierten.
    All das interessierte Garrett nicht. Er befand sich am Rand von Downtoon, dort wo der Potomac immer wieder über die Ufer trat und eine Besiedlung unmöglich machte. Das mannshohe Schilfgras, das die Ufer säumte, verbarg ihn vor neugierigen Blicken, während er selbst aus seiner günstigen Position alles beobachten konnte.
    »Control an Equalizer 5«, sagte eine Stimme in seinem Ohr. »Erbitte Status. Over.«
    »Equalizer 5 an Control«, gab Garrett zurück.
    »Habe Zielpunkt erreicht. Warte auf Kontaktaufnahme. Over.«
    Er sprach mit normaler Lautstärke, obwohl das nicht notwendig war. Das Mikrofon, das an seinem Kehlkopf saß, gab die Schwingungen seiner Stimmbänder weiter und reagierte auch auf ein Flüstern.
    »Control an Equalizer 5. Verstanden. Out.« Garrett strich die Falten seiner Wildlederweste glatt. Obwohl er als WCA-Agent bereits an zahlreichen Undercover- Missionen teilgenommen hatte, fühlte er sich ohne seine Uniform nackt und angreifbar. Er vermisste die Angst in den Gesichtern der Passanten und ihre geflüsterten Worte, wenn er an ihnen vorbei ging.
    Einer aus der Unterwelt, sagten sie meistens, ängstlich und beeindruckt zugleich. Es gab viele Gerüchte über die Männer und Frauen in den grauen Uniformen, aber kaum jemand begriff, dass sie die Stadt aus ihrem unterirdischen Bunkersystem regierten.
    Etwas raschelte im Schilfgras.
    Garrett fuhr sich nervös mit der Zunge über die Zahnstummel in seinem Mund, blieb äußerlich jedoch ruhig. Außer ihm waren noch fünf weitere Agenten an der Bucht positioniert. Es konnte einfach nichts schief gehen.
    Seit Monaten arbeitete er nun schon an diesem Fall, hatte sich undercover in kriminelle Banden eingeschlichen, um den Gerüchten über Waffenlieferungen an die Running Men nachzugehen. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere war die Liquidierung des stellvertretenden Rebellenführers Mr. White gewesen - wenn man davon absah, dass er in dieser Nacht dank Matthew Drax seine blutigen Zähne auf den Boden gespuckt hatte. Dafür würde der Mann aus der Vergangenheit irgendwann büßen, aber so gerne Garrett seine Rachephantasien auslebte, im Moment musste er sich auf den zweiten Glanzpunkt seiner Agententätigkeit konzentrieren.
    Die Liquidierung von Fat Daddy, dem König der Waffenschieber. Mit ihm, der sonst nie in der Öffentlichkeit auftrat, hatte sich Garrett an der Bucht verabredet.
    Fat Daddy wollte sich die Schmuggelroute seines neuesten Bandenmitglieds persönlich ansehen. Das war eine einmalige Chance, den Running Men einen weiteren empfindlichen Schlag zu versetzen.
    Garretts Herz setzte einen Schlag aus, als er mehrere Gestalten im Schilf entdeckte. Zwei von ihnen, ein hagerer junger Schwarzer und ein etwas älterer rotgesichtiger Weißer traten vor und sahen sich misstrauisch um. Trotz der Wärme trugen sie lange Umhänge und hatten die Hände tief in die Taschen gesteckt. Den Grund dafür konnte Garrett sich denken.
    »Equalizer 5 an alle«, flüsterte er in sein Mikrofon. »Höchste Alarmbereitschaft. Wartet auf mein Kommando. Out.«
    Die beiden Männer kamen näher und blieben vor ihm stehen. Sie nahmen die Hände nicht aus den Taschen.
    »Bist du Toothless Jazz?«, fragte der Schwarze. Garrett hätte am liebsten das Gesicht verzogen, als er seinen neuen Spitznamen hörte, aber das hätte nicht zu dem draufgängerischen Schmuggler gepasst, den er spielte. Stattdessen grinste er breit und zeigte den beiden die spärlichen Überreste seines Gebisses.
    »Sieht so aus, Mann, oder?«
    Der Schwarze nickte knapp. Sein Begleiter nahm die Hände aus den Taschen, tastete Garrett nach Waffen ab und trat

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