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038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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entdecken. Aruula gelang währenddessen die Flucht.
    Auf Umwegen kehrte sie nach Plymeth zurück, nur um dort in die Hände des wahnsinnigen Professor Jacob Smythe zu geraten, der ebenso wie Maddrax aus der Zeit vor Kristofluu stammte. Rulfan befreite sie. Er war der Abgesandte der Techno-Community aus Salisbury und kannte sich als Sohn eines Bunkermenschen und einer Barbarin in beiden Welten aus.
    Von ihm stammte auch die Idee, Smythes Luftkissenboot zu stehlen und damit Maddrax nach Meeraka zu folgen.
    Aruula war sich nicht sicher, ob er ihr völlig uneigennützig half oder ob die Communities einen größeren Plan verfolgten. Schließlich hatten sie Maddrax zu ihrem Botschafter ernannt und ihn gebeten, Kontakt mit den Communities in Meeraka aufzunehmen. Vielleicht fühlten sie sich in gewisser Weise für sein Schicksal verantwortlich.
    Aruulas Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Das Boot hatte sich dem Land inzwischen so weit genähert, dass sie erste Einzelheiten erkennen konnte.
    Ein Hafen, vor dem Schiffe im Packeis trieben, dicht zusammengedrängte, mit Schnee bedeckte Hütten und dunkle rechteckige Häuser, die aus dem Eis ragten.
    Sie sehen aus wie Grabsteine, dachte Aruula schaudernd.
    Weiter südlich entdeckte sie die riesige Statue einer Frau, die bis zu den Hüften im Eis steckte.
    Sie hatte einen Arm erhoben, als wolle sie in den Himmel zeigen. An ihrer Hand flatterte eine schwarze Fahne.
    »Das muss eine mächtige Göttin sein, wenn man ihr einen so großen Tempel baut«, sagte Aruula beeindruckt.
    Rulfan trat neben sie, rückte seine Sonnenbrille zurecht und kniff die Augen zusammen.
    »Das ist New York.« Seine Stimme klang erleichtert und ein wenig überrascht. »Wir haben es tatsächlich geschafft. Vor uns liegt Amerika.«
    Er setzte sich in den Kommandosessel und zog an einigen Hebeln. Währenddessen beschloss Aruula diese neue Göttin Nuujork in ihre täglichen Gebete an Wudan mit einzubeziehen. Wenn sie wirklich über dieses Land herrschte, war es besser, sie nicht zu ignorieren. Götter konnten in solchen Angelegenheiten sehr nachtragend sein.
    »Glaubst du, dass Maddrax auch an diesem Ort gelandet ist?«, fragte sie, als Rulfan das Schiff auf den Hafen zusteuerte.
    Der nickte. »Könnte durchaus sein. Wenn…« Er unterbrach sich. »Fällt dir was auf?«
    Aruula sah zur Stadt. Auf den ersten Blick erschien ihr alles normal. Die Lastkarren der Händler neben ihren Ständen, die aufgetürmten Fässer und Kisten vor den Warenlagern, die Wachtürme an beiden Seiten des Hafens…
    Doch dann bemerkte sie Einzelheiten, die nicht in das Bild der Normalität passen wollten. Das Dach eines Hauses, das unter der Last des Schnees eingebrochen war, keine Wagenspuren auf den Straßen und - vor allem - die fehlenden Menschen.
    Obwohl die Sonne hoch am Horizont stand, war niemand zu sehen. Die Stadt wirkte wie ausgestorben.
    ***
    Rulfan überwand den letzten Meter zum Boden mit einem Sprung und blieb geduckt stehen. Hinter ihm knirschte der Schnee, als sein zahmer Lupa Wulf und Aruula die Stadt betraten.
    »Hier ist etwas Schlimmes geschehen«, sagte die Barbarin.
    In der Stille klang ihre Stimme unnatürlich laut.
    Rulfan nickte. Obwohl er niemanden sehen konnte, hatte er das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu werden. Es war gespenstisch.
    Er dachte an die schwarze Fahne am ausgestreckten Arm der Freiheitsstatue. Wer hatte sie dort angebracht und aus welchem Grund? Sollte sie vielleicht vor etwas warnen? Langsam ging er am Hafen entlang, das Lasergewehr fest in beiden Händen, den Zeigefinger nur Millimeter vom Abzug entfernt. Wulf hielt sich so dicht neben ihm, dass sein massiger Körper ihn beinahe berührte. Auch er schien die Bedrohung zu spüren, die von der Stadt ausging. Aruula bildete die Nachhut. Sie hatte ihr Schwert auf dem Rücken festgeschnallt und trug ein merkwürdig konstruiertes Armbrustgewehr in der Hand, das sie auf den dreizehn Inseln erbeutet hatte.
    Rulfan bog in eine Gasse, die tiefer in die Stadt hinein führte. Irgendwann hatte es wohl heftig geschneit, denn die feste Schneedecke ragte bis zu den Fenstern der Gebäude auf und blockierte die Eingänge. Es gab keine Anzeichen dafür, dass in den Häusern noch jemand lebte.
    »Hier ist niemand«, sagte Aruula. »Sie sind alle weg.«
    Rulfan wusste nicht, ob sie aus dem Anblick die gleichen Schlussfolgerungen wie er gezogen hatte oder ob sie ihre Fähigkeit des Lauschens eingesetzt und nach den Gedanken anderer Menschen

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