Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
schießen -sehr gefährliche Holzpuppen, wie Rulfan bemerkte, als es hinter ihm knallte.
    Er fuhr herum und kollidierte mit einem Kopflosen, der steif zusammensackte. Dahinter stand Aruula mit grimmigem Gesicht und lud ein frisches Explosivgeschoss in ihr Gewehr.
    »Es sind zu viele«, sagte sie. »Wir müssen uns gegenseitig Deckung geben.«
    Rulfan sah, dass sie Recht hatte. Aus den Gassen und Häusern wankten immer mehr verweste Gestalten. Die ganze Stadt schien zu einer Armee der Toten geworden zu sein.
    Er richtete das Lasergewehr auf die Körper, die vor ihm standen, und drückte ab. Sie fielen nach hinten und rissen andere mit zu Boden. Ein Schuss, ein Schritt, zwei Schüsse, ein paar Meter Freiraum, bevor sich die Menge wieder schloss. Hinter im detonierten die Explosivgeschosse, mit denen Aruula ihm den Rücken frei hielt.
    Ein Mumifizierter torkelte ihm in den Weg. An seinen Fingerspitzen wanden sich Würmer.
    Rulfan handelte instinktiv, drehte sich zur Seite und trat zu. Sein Fuß versank im Brustkorb des Gegners, der im gleichen Moment seine Hände ausstreckte und zurück taumelte. Rulfan wurde mitgerissen, stolperte nach vorne und sah die wurmbedeckten Finger auf sich zuschießen. Mit dem Gewehrkolben schlug er sie weg.
    Endlich kam sein Fuß frei. Er trat erneut zu und erwischte den Kopf seines Gegners, riss ihn förmlich von dessen Schultern. Der Rest des Körpers brach zusammen.
    Rulfan stieg schweratmend über ihn hinweg und feuerte einige Schüsse in die Menge, die in den wenigen Sekunden bedrohlich nahe gekommen war.
    »Da vorn ist der Hafen«, sagte Aruula. »Wir haben es gleich geschafft.«
    Die Menge lichtete sich. Nur noch wenige Körper befanden sich vor Rulfan, die meisten waren hinter ihm, dicht gedrängt wie eine Mauer.
    Sie treiben uns vor sich her, dachte er unvermittelt. Er hatte den Gedanken noch nicht beendet, als er um die Ecke bog und erkannte, dass er Recht hatte.
    Eine Mauer aus menschlichen Leibern versperrte ihnen stumm und undurchdringlich den Weg zum Luftkissenboot.
    »Schiit«, murmelte Rulfan. Sie saßen in der Falle.
    ***
    Das Volk hatte gelernt. Dieses Mal warf es nicht alle Kräfte in die Schlacht, sondern schickte einen Teil von ihnen zu dem schwebenden dunklen Haus, aus dem die beiden Menschen und das Tier gekommen waren.
    Das Volk versuchte das Gefühl zu beschreiben, das es empfand, als die Lebendigen stehen blieben und die Falle erkannten, in die sie geraten waren.
    Es war nicht Ärger oder Schmerz, nein, etwas völlig anderes, etwas, das es nur selten gefühlt hatte.
    Zufriedenheit.
    Langsam schloss das Volk die Wirtskörper enger um die Lebendigen. Einige musste es aufgeben, als der Feuerstock ihr Blut zum Kochen brachte, aber die meisten folgten dem Befehl, wenn auch schwerfälliger als je zuvor.
    Obwohl das Volk viel über die Menschen gelernt hatte und sogar ihre Handlungen vorausahnen konnte, gab es etwas, das es nicht verstand.
    Die Körper, die es vor so kurzer Zeit übernommen hatte, veränderten sich. Manche zerfielen bereits, während andere so steif waren, dass sie sich kaum noch bewegen ließen.
    Das Volk wusste nicht, warum das geschah, aber es erkannte die Notwendigkeit, die daraus entstand.
    Es benötigte neue Körper.
    Noch enger schloss es den Ring um die Lebendigen. Beide Menschen knieten auf dem Boden und taten etwas, das dem Volk verborgen blieb. Es beobachtete ihre Handlung.konnte ihr aber keinen Sinn geben. Im Mittelpunkt schienen ein Stück Stoff und einige kleine Hülsen zu stehen.
    Das Volk entschied, dass es sich um ein Ritual handelte, mit dem die Menschen sich auf den Übergang vorbereiteten. Es hatte viele solcher Rituale gesehen, als die Stadt noch erfüllt war vom Lärm der Lebendigen.
    Jetzt war sie so still, wie das Volk es wünschte.
    Beinahe zaghaft streckte es seine zahlreichen Hände aus. Die Ableger seiner selbst zitterten an den schwarz verfärbten Fingerspitzen und in den geschrumpften Gehirnen seiner Wirtskörper.
    Rote Blitze trieben es zurück, aber es schloss seine Reihen und begann erneut. Nicht nur die Jagd nach neuen Körpern trieb es an, denn es konnte auch ohne menschliche Wirte existieren. Vielmehr war es reine Gier, die es in diesen Momenten erfüllte. Die Gier, etwas zu kontrollieren, was um ein Vielfaches größer als es selbst war. Die Gier nach Macht.
    Das Volk wusste das und akzeptierte die Opfer, die es dafür bringen musste. Es zog die Wirtskörper vor dem schwebenden Haus dichter zusammen und ließ sie auf

Weitere Kostenlose Bücher