038 - In den Fängen des Weltrats
die Lebendigen zugehen.
Die beiden Menschen standen auf. Einer von ihnen trug den Feuerstock, vor dem das Volk sich fürchtete, der andere ein Stoffbündel, das er im gleichen Augenblick in die Luft schleuderte.
Ein Teil des Volkes richtete den Blick nach oben und verfolgte den Flug. Ein anderer Teil beobachtete, wie der zweite Mensch das Feuerrohr hob und dem Bündel einen roten Blitz hinterher schickte.
Was dann geschah, traf das Volk völlig unvorbereitet.
Genau über den Wartenden beim schwebenden Haus explodierte das Bündel. Eine Druckwelle schleuderte die Wirtskörper zu Boden. Der Feuerregen, der auf sie herab prasselte, setzte sie in Brand und strahlte eine unerträgliche Hitze aus.
Das Volk kannte den Schmerz, hatte ihn oft erlebt, als die Menschen noch Widerstand geleistet hatten.
Es versuchte die Panik zu unterdrücken, die in ihm aufstieg, aber die betroffenen Teile verweigerten den Befehl des Ganzen und flohen.
Hilflos sah das Volk, wie die drei Lebendigen sich ihren Weg durch die brennenden Körper bahnten und auf das schwebende Haus sprangen. Es schickte andere Wirtskörper aus, um ihnen zu folgen, und spornte sie zu größter Eile an. Das Haus brüllte ihnen entgegen, als wolle es das Volk verhöhnen, dann setzte es sich in Bewegung und glitt hinaus auf das Meer. Zurück blieb das Volk. Ratlos stand es in den Straßen und dachte an das Gefühl, das es empfunden hatte, als das Haus am Horizont verschwand.
Hoffnung.
Hoffnung darauf, dass noch mehr neue Körper aus dem Meer auftauchen würden. Dieses Mal hatte es einen Fehler begangen. Es hatte mit den Menschen gespielt, hatte sich an seiner eigenen Klugheit berauscht. Das würde ihm nie wieder passieren.
Nach und nach zog sich das Volk in die Dunkelheit zurück - und wartete.
***
»Das war knapp«, sagte Rulfan.
Er drosselte den Motor und pflückte ein wenig Asche aus seinem braunen Umhang.
Die Bombe war Aruulas Idee gewesen; Rulfan hatte sein technisches Wissen beigesteuert.
Sie hatten die Sprengladungen aus den Hülsen der Explosivmunition entfernt und in sein Hemd gepackt.
Den Rest erledigte ein Wurf und ein gezielter Schuss aus dem Lasergewehr.
Wir sind ein gutes Team, dachte Rulfan. Er drehte sich zu Aruula um, die am Heckfenster stand und die kleiner werdende Stadt betrachtete.
»Woran denkst du?«, fragte er.
Sie antwortete ohne ihn anzusehen. »Was ist, wenn er einer von ihnen war?«
Sie musste den Namen nicht aussprechen. Er wusste auch so, von wem die Rede war.
»Die ganze Zeit über«, fuhr Aruula fort, »hatte ich Angst, seine Uniform zu sehen oder ihn in einem dieser schrecklichen Gesichter wiederzuerkennen.«
»Aber das hast du nicht.«
»Nein. Trotzdem könnte er einer der Zombiis sein.«
Sie benutzte einen Begriff aus den Legenden der Wandernden Völker. Es hieß, wenn in Orguudoos Reich kein Platz mehr sei, kämen die Toten auf die Erde zurück. In New York schien sich etwas Ähnliches abgespielt zu haben, auch wenn Rulfan vermutete, dass die weißen Würmer und nicht Orguudoo dafür verantwortlich waren.
»Es gibt keinen Beweis dafür, dass Maddrax überhaupt hier gelandet ist«, versuchte er Aruula zu beruhigen. »Wenn die Besatzung der Santanna den Zombiis zum Opfer gefallen wäre, hätten wir doch ihr Schiff am Hafen sehen müssen. Entweder sind sie nie hier gewesen, oder sie sind ebenso wie wir rechtzeitig geflohen.«
Aruula wandte den Blick vom Fenster ab und wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Ich werde erst Gewissheit haben, wenn ich ihm begegne. Solange muss ich warten. Also, wo sollen wir als nächstes suchen?«
»Washington«, sagte Rulfan spontan. »Dort hatte die Regierung vor Kristofluu ihren Sitz. Es ist logisch, zuerst an diesem Ort nach einer Community zu suchen.«
Er verschwieg die Befürchtung, die er seit Beginn der Reise mit sich trug. Was, wenn Maddrax immer noch ein Sklave war? Dann hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Auftrag auszuführen, und lebte irgendwo auf einer Farm oder Plantage. Vielleicht war er auch schon längst tot.
Aruula nickte und für einen Moment befürchtete Rulfan, sie habe seine Gedanken gelesen. Sie hatte zweifellos die gleichen Befürchtungen, aber er bezweifelte, dass sie sich ihnen so offen stellte.
»Washington«, sagte Aruula leise. »Und was machen wir, wenn wir ihn auch dort nicht finden? Wo sollen wir dann suchen?«
Darauf hatte auch Rulfan keine Antwort.
***
Der Schamane machte sich Sorgen, wenn er an die Zukunft der Stämme
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