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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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„Tante, erinnerst du dich noch an das Buch, aus dem unser Kindermädchen mir und Reynaud immer vorgelesen hatte?"
    „Das Buch? Welches Buch? Ich weiß beim besten Willen nicht, was du meinst."
    Emeline zupfte an den Spitzenbändern ihres Ärmels. „Ein Märchenbuch, das wir früher ganz wunderbar fanden. Aus irgendeinem Grund ist es mir heute wieder eingefallen."
    Gedankenverloren starrte sie auf ihren Teller und verlor sich in Erinnerungen.
    Oft hatte ihr Kindermädchen ihnen nachmittags bei einem Picknick im Garten daraus vorgelesen. Reynaud und sie saßen dann auf einer Decke, während Nanny die Seiten des Märchenbuches umblätterte. Aber im Laufe der Geschichte, die ihn völlig gefangen nahm, krabbelte Reynaud immer weiter vor, bis er fast auf Nannys Schoß saß. Gebannt lauschte er jedem ihrer Worte, und seine schwarzen Augen funkelten.
    So aufgeweckt und lebhaft war er gewesen, schon als kleiner Junge. Emeline schluckte und strich sorgsam die Bänder an ihrem Ärmel glatt. „Ich fragte mich nur, wo das Buch wohl geblieben ist. Meinst du, es könnte auf dem Speicher sein?"
    „Wer weiß?", meinte ihre Tante mit einem gleichgültigen Achselzucken, mit dem sie sowohl das Märchenbuch als auch Eme-lines Erinnerungen an Reynaud abtat.
    Eindringlich lehnte sie sich vor. „Und ich frage dich noch einmal: Warum? Warum erwägst du überhaupt, dich dieses Mannes und seiner Schwester anzunehmen - die noch nicht einmal Schuhe trägt!"
    Emeline sah davon ab, ihre Tante darauf hinzuweisen, dass Miss Hartleys Schuhe oder deren Fehlen reine Spekulation war, da sie bislang ja nur den Bruder kannte.
    Für einen Moment sah sie sein gebräuntes Gesicht und die kaffeebraunen Augen vor sich. Bedächtig schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß es selbst nicht genau, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er meine Hilfe brauchte."
    „Wenn du dich aller annehmen würdest, die deine Hilfe brauchen, würden uns Bittsteller hier die Tür einrennen."
    „Er hat gesagt ..." Emeline zögerte und betrachtete ihr Weinglas, in dem das Licht der Kerzen schimmerte. „Er hat gesagt, dass er Reynaud kannte."
    Tante Cristelle stellte ihr Glas vorsichtig ab. „Ah. Und warum glaubst du ihm das?"
    „Ich weiß es nicht. Ich glaube es ihm einfach." Etwas ratlos schaute sie ihre Tante an.
    „Du hältst mich gewiss für sehr töricht."
    Tante Cristelle seufzte, und die Falten, die sich zu beiden Seiten ihres Mundes eingegraben hatten, traten deutlich hervor. „Non, ma petite. Ich halte dich vielmehr für eine gute Schwester, die ihren Bruder sehr geliebt hat."
    Emeline nickte gedankenverloren und ließ das Weinglas in ihren Fingern kreisen. Sie vermied es, ihre Tante anzusehen. Ja, sie hatte ihren Bruder geliebt. Sie liebte ihn noch immer, denn die Liebe zu ihrem Bruder war ja nicht mit ihm gestorben. Aber es gab noch einen anderen Grund, weshalb sie erwog, sich der kleinen Hartley anzunehmen. Denn sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Samuel Hartley ihr nicht die ganze Wahrheit darüber gesagt hatte, weswegen er ihre Hilfe brauchte.
    Er wollte etwas von ihr. Und dieses Etwas hatte mit Reynaud zu tun.
    Was wiederum hieß, dass es sich zu lohnen versprach, ihn im Auge zu behalten.

2. KAPITEL
    Eisenherz lief viele Tage durch den dunklen Wald, und alldieweil traf er weder Mensch noch Tier. Am siebenten Tag tat das dichte Dickicht der Bäume sich auf, und er trat aus dem Wald heraus. Vor ihm lag eine strahlende Stadt. Er war wie gebannt.
    In seinem ganzen Leben hatte er noch nirgends eine solche Stadt gesehen. Doch bald schon knurrte ihm der Magen und riss ihn aus seinem ungläubigen Staunen. Er musste sich etivas zu essen kaufen, und um sich etwas zu essen zu kaufen, brauchte er Arbeit. Und so machte er sich auf den Weg in die Stadt. Doch obwohl er sich allerorten erkundigte, fand sich für einen heimkehrenden Soldaten keine Arbeit.
    Was, wie ich vermute, nicht ungewöhnlich ist, denn obwohl Soldaten während eines Krieges gern gesehen und wohlgelitten sind, begegnet man ihnen doch oft mit Argwohn und Verachtung, sowie die Gefahr vorüber ist. So kam es, dass Eisenherz als Straßenkehrer arbeiten musste. Und das tat er, und er tat es voller Dankbarkeit...
    Eisenherz
    Mir war, als hätte ich dich gestern spät nach Hause kommen hören", sagte Rebecca, als sie sich am nächsten Morgen von den pochierten Eiern nahm. „Nach Mitternacht?"
    „So spät?", erwiderte Samuel unverbindlich. Er hatte hinter ihr am Frühstückstisch Platz

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