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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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überstanden zu haben und dann unfähig waren, zu Hause ein normales Leben zu führen. Ob Reynaud womöglich auch so geworden wäre wie Mr. Craddock, wenn er überlebt hätte? Hätte sie mit ansehen müssen, wie ihr Bruder sich langsam zugrunde richtete? Und was war mit Samuel?
    Sie räusperte sich und griff nach einem frischen Tuch. „Und?"
    „Und irgendwann hat er auch aufgehört zu schlafen."
    Irritiert sah sie zu ihm auf. „Wie soll das denn gehen? Jeder muss doch mal schlafen, darüber hat man keine Kontrolle."
    Er schlug die Augen auf, und als er sie anschaute, stand ihm solches Leid im Gesicht geschrieben, dass sie den Blick am liebsten sofort wieder abgewandt hätte. Aus dem Zimmer wollte sie laufen und nie wieder auch nur einen Gedanken an Kriege verschwenden oder an die Männer, die in ihnen gekämpft hatten und die Erinnerung daran nicht loswurden.
    „Er litt unter Alb träumen", sagte Samuel ruhig.
    Hinter ihr knackte leise das Feuer. Er hielt ihren Blick gebannt. Sie schaute in seine Augen, die schwarz schimmerten im Feuerschein, konnte den Blick nicht von ihm wenden und spürte, wie ihre Brüste sich an ihr Korsett drückten, als sie tief Luft holte, geradezu nach Atem rang. Sie wollte es nicht wissen, sie wollte es wahrlich nicht wissen. Manches war zu schrecklich, um es sich auch nur vorzustellen, zu schrecklich, als dass sie dieses Wissen für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen wollte. Reynauds Tod war nun Jahre her, und sie hatte sich damit abgefunden. Es war ihr gut gegangen. Sie hatte getrauert und gegen das Schicksal gewettert, aber dann hatte sie es angenommen, denn ihr blieb ja keine andere Wahl. Nun herauszufinden, wie der Krieg wirklich gewesen war, wie er noch immer für jene Männer war, die zwar lebend, aber wohl doch nicht unversehrt zurückgekehrt waren ... Das wollte sie nicht. Es war zu viel für sie.
    Noch immer sah Samuel sie an. Emeline holte noch einmal tief Luft, ehe sie wagte zu fragen: „Haben Sie Albträume?"
    „Ja."
    „Was ..." Sie musste sich räuspern. „Was träumen Sie?"
    Die Falten um seinen Mund gruben sich tiefer ein, ließen seine Miene noch leidvoller wirken. „Ich träume vor allem von dem Gestank, von Männern in Todesangst, von ihrem Schweiß und ihren Ausdünstungen, von Körpern - toten Körpern die mich unter sich begraben, Körpern, aus deren Wunden noch warmes Blut fließt, rotes Blut, obwohl sie doch längst tot sind. Ich träume davon, dass auch ich tot bin, dass ich vor sechs Jahren gestorben bin und es nur nicht gemerkt habe.
    Dass ich mir nur einbilde, am Leben zu sein, doch wenn ich an mir herabschaue, sehe ich, wie mir das Fleisch von den Knochen fällt, wie meine Hände verwesen."
    „Oh, Gott." Seine Worte waren schrecklich, aber noch schlimmer war es, das Leiden in seiner Stimme zu hören. Es war ihr unerträglich.
    „Und das ist längst nicht das Schlimmste", flüsterte er so leise, dass sie ihn kaum hörte.
    „Was ist das Schlimmste?"
    Er schloss die Augen, als falle es ihm unendlich schwer, zu sagen, was er nun sagte:
    „Dass ich meine Kameraden im Stich gelassen habe. Dass ich davongelaufen bin in die Wälder, dass ich tagelang durch die Wälder geirrt bin - aber nicht um Hilfe zu holen. Ich wollte einfach nur weg. Ich bin weggelaufen. Das Schlimmste ist, dass ich wirklich der Feigling bin, für den man mich hält."
    Und was sie dann tat, war fürchterlich unangebracht, unaussprechlich, grausam gar, aber sie konnte nicht anders. Sie lachte. Emeline schlug sich die Hand vor den Mund und versuchte das Lachen zu ersticken, aber es brach dennoch aus ihr hervor, klang entsetzlich laut in der Stille des Zimmers.
    „Es tut mir leid", stieß sie hervor. „Es tut mir furchtbar leid."
    Um seinen Mund zuckte es kaum merklich, fast so, als lächele er. Er streckte die Arme nach ihr aus und zog sie auf seinen Schoß. Ihre Röcke streiften durch das blutige Wasser in der Schüssel zu seinen Füßen, aber es kümmerte sie nicht. Ihre einzige Sorge galt diesem Mann und seinen höllischen Albträumen, seiner unendlichen Qual.
    „Es tut mir leid", murmelte sie und ließ das blutige Tuch fallen, das sie noch in der Hand hielt. Sie legte ihre Hand an seine Wange. Wenn sie doch nur all seinen Schmerz und all sein Leid in sich aufnehmen könnte, sie würde es tun. „Oh, Samuel, es tut mir so leid."
    Er strich ihr übers Haar. „Ich weiß. Warum hast du gelacht?"
    Seine Stimme klang so zärtlich, dass ihr der Atem stockte. „Weil der Gedanke,

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