0380 - Jagd auf die Teuflische
schon.
Draußen wurde es Morgen…
***
Zamorra erwachte. Er wußte sofort, daß irgend etwas nicht stimmte. Er konnte sich nicht bewegen…
Nur die Augen öffnen, das ging. Über sich sah er in blauem Nebel eine riesige Kuppel. Ein düsteres, flackerndes Licht erhellte sie kaum. Er hörte, wie sich Menschen in seiner Nähe bewegten, wie Stoff raschelte. Leise Befehle, die er nicht verstand, wurden gegeben.
Er kämpfte gegen seine Lähmung an. Er versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war. Die wilde Flucht aus dem Palast, durch die Stadt. Der Treffpunkt, an dem er auf Wang gewartet hatte… und dann waren die Steme blau geworden, und alles war blau geworden, und jetzt erwachte er langsam aus diesem seltsamen Farb-Zustand…
Jemand mußte ihn beeinflußt haben.
Mit Magie?
Kaum. Er trug sein Amulett bei sich, und hier in Ash’Cant hatte es bislang funktioniert. Es schützte ihn vor magischen Einflüssen. Aber dennoch hatte man ihn überwältigen und ausschalten können.
Hypnose…? Das war die einzige Möglichkeit. Mit sehr starker Hypnose mußte sein Wachbewußtsein überlappt worden sein. Man hatte ihm das Blau einsuggeriert und ihn alle anderen Wahrnehmungen um ihn herum vergessen lassen. Er hatte einfach überhaupt nichts anderes mehr bemerkt als nur dieses Blau. Nicht, daß da jemand war, der ihn entführte, nicht, wohin er gebracht wurde…
Aber warum wich diese Wirkung jetzt langsam von ihm? Das war wiederum untypisch für Hypnose. Wenn sie von jemandem genommen wurde, geschah das ruckartig. Er erwachte aus seinem Zustand und wußte von nichts mehr. Zu Erinnerungen und Gedanken, wie Zamorra sie jetzt hegte, war der Hypnotisierte nach seinem Erwachen nicht fähig. Er erkannte nicht einmal, daß er hypnotisiert worden war.
»Hm…«, machte der Parapsychologe. Erleichtert erkannte er, daß er seine Stimme schon wieder benutzen konnte.
Vielleicht war es sein Amulett, das gegen die Hypnose ankämpfte und sie Stück für Stück zurückdrängte. Vielleicht erwachte er deshalb auf diese eigenartige, untypische Weise.
Aber wo war er?
Vorsichtig drehte er den Kopf.
Um ihn herum bewegten sich Brüder vom Blauen Stein in ihren dunklen Kutten. Sie bereiteten unzweifelhaft eine Zeremonie vor.
Zamorra sah, wie sie Kerzen aufstellten und die Dochte in Brand setzten, wie sie kunstvoll bestickte Wandbehänge anbrachten, deren Muster magischen Symbolen glichen. Er sah in der Mitte des großen Kuppelraumes einen steinernen Altar stehen, an dessen Kanten winzige, blaue Steine im Kerzenlicht funkelten.
Blaue Steine…
Das Blau kannte er!
Er hatte es bei den Ringen gesehen, die die Brüder verwendeten, und er kannte es auch von einem magischen Gegenstand aus seinem eigenen Besitz her.
Das war das typische Dhyarra-Blau!
Aber diese winzigen, blauen Steine unterschieden sich von allen Dhyarra-Kristallen, die Zamorra jemals gesehen hatte, allein dadurch, daß sie zu klein waren. Die Dhyarras waren nie sonderlich groß. Man konnte sie bequem in der Jackentasche transportieren, ohne daß sie ungebührlich ausgebeult wurde. Aber diese winzigen Steinchen hier paßten durchaus in Ringfassungen oder Ohrstecker.
Mini-Dhyarra - gab’s die überhaupt?
In Marokko hatten Agenten der Ewigen mit Dhyarra-Splittern gearbeitet. War das hier vielleicht eine ähnliche Methode?
Immerhin erklärte es, warum die Kuttenträger sich »Brüder vom Blauen Stein« nannten. Weniger ihre magischen Ringe waren dafür verantwortlich, sondern dieser Altar, der durch die vielen winzigen Steinchen und ihr Glitzern und Leuchten ein bläulich schimmerndes Aussehen erhielt.
Dhyarra-Kristalle… Warum sich darüber wundern? Ash’Cant war wie Ash’Naduur eine Welt der DYNASTIE DER EWIGEN. Sara Moon, die ERHABENE der Dynastie, hatte hier ihren Stützpunkt. Warum also sollte es hier keine Mini-Dhyarra-Kristalle geben? Zamorra wunderte sich lediglich darüber, daß er nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen war.
Die Brüder hatten ihn also in ihren Tempel entführt. Und daß er hier lag, konnte nur eine Bedeutung haben: man wollte ihn in einem Ritual ermorden. Womöglich zu Ehren Sara Moons?
Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Er entsann sich, daß der mutmaßliche Verräter Ghasho Wang mitgeteilt hatte, daß Sara Moon nach Faronar kommen wollte. Vielleicht wollte man Zamorra tatsächlich zu ihren Ehren töten. Möglichst in ihrem Beisein, damit ihr Triumph perfekt wurde.
Das war nun gar nicht nach seinem Geschmack. Zum einen
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