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0380 - Jagd auf die Teuflische

0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schwertspitze an die Kehle. Bei der Länge der Waffe war das ein Kunststück für sich.
    »Ghasho?« zischte er.
    »Ja«, röchelte der andere. »Wer bist du? Was willst du von mir? Laß mich sofort los!«
    Wang grinste freudlos in der Dunkelheit.
    »Du darfst Licht machen«, sagte er. »Aber komm nicht auf dumme Gedanken. Ich sehe im Dunkeln besser als sieben Katzen. Sobald du mich anzugreifen versuchst, bist du tot. Verstanden?«
    »Ja«, keuchte Ghasho. Er stöhnte auf.
    Wang gab ihn frei; nicht ungern, denn das Festhalten des Mannes strapazierte seinen verletzten Arm erneut bis zur Grenze des Unerträglichen. Der Mongole richtete sich auf und trat einen Schritt zurück, bereit, bei jeder falschen Bewegung des anderen sofort mit dem Schwert zuzuschlagen.
    Er hörte mehr, als daß er es umrißhaft in der Dunkelheit sah, daß Ghasho sich aufzurichten versuchte. Der Oberdieb stöhnte auf. »Ich - ich kann nicht aufstehen«, keuchte er. »Mein Bein…«
    Wang entsann sich des leichten Drucks gegen sein hochgerichtetes Schwert. Wang mußte ihm förmlich in die Klinge gelaufen sein.
    »Wo finde ich eine Lampe?« fragte Wang.
    Ghasho beschrieb es ihm. Als Wang nach der Lampe und den Feuersteinen tastete, hörte er schleifende Geräusch. Ghasho versuchte fortzukriechen. Aber da sprangen schon die Funken auf, und der Docht der offenen Öllampe fing Feuer. Sofort wurde es hell. Das Lämpchen hatte eine beachtliche Leuchtkraft.
    Wang machte ein paar schnelle Schritte und schlug Ghasho die Tür vor der Nase zu. »Du bleibst hier«, sagte er.
    Jetzt erst erkannte Ghasho ihn. »Du? Aber du bist doch…«
    »Du hast mich verraten«, sagte Wang. »Warum? Haben sie dir so viel dafür bezahlt? Verräter, meine Feinde, leben aber nicht lange…«
    Er betrachtete die Beinwunde. Ghasho hatte nicht gelogen. Er hatte tatsächlich Schwierigkeiten, aufzustehen. Er würde eine Weile am Stock gehen müssen, sofern er diese Begegnung überlebte. Und danach war auch noch nicht sicher, ob er jemals wieder richtig würde gehen können.
    Wang fand, daß das für einen Dieb eigentlich eine recht fatale Sache und damit eine bessere Strafe war, als ihm den Kopf abzuschlagen. Der Verräter hatte seine Flinkheit für immer eingebüßt.
    »Ich dich verraten? Aber…«
    Wang Lee lachte bitter auf. »Lüg mich nicht an, Hund. Eigentlich sollte ich dich töten. Und ich werde es auch tun, wenn du nicht…«
    »Was?« keuchte Ghasho.
    Wang brauchte nur in sein Gesicht zu sehen, um zu wissen, daß Ghasho ihn tatsächlich verraten hatte. Die Wunde und die Angst verhinderten, daß er sich unter Kontrolle hielt. Und ihm war auch klar, daß niemand den Mongolen daran hindern konnte, Ghasho jetzt zu töten. Selbst wenn er schrie, würde es zu lange dauern, bis Hilfe von irgendwoher kam. Selbst, wenn andere Wang dann umbrachten, war Ghasho trotzdem tot. Das wußte er sehr genau.
    »Du könntest mir einen Gefallen tun, dann gebe ich mich damit zufrieden.« Wang deutete mit der Schwertspitze auf das verletzte Bein des Diebes und ehemaligen Spionagechefs.
    »Was für einen Gefallen? Was soll ich tun?«
    »Sage mir, wer mich in den Tempel der Brüder vom Blauen Stein einschleusen kann. Jetzt, sofort, in dieser Stunde. Überlege nicht lange. Wer ist dazu in der Lage?«
    »Ich«, keuchte Ghasho.
    Wang lachte wieder. »Du Narr! Glaubst du im Ernst, daß ich mich darauf einlasse? Bei der ersten Gelegenheit fällst du mir in den Rücken. Außerdem kannst du kaum gehen, selbst wenn ich dir helfe, aufzustehen. Nein, denk dir etwas Besseres aus, aber schnell. Dir traue ich nämlich nicht. Du wirst mir nicht einmal einen Lageplàn zeichnen. Du wirst mir nur sagen, an wen ich mich wenden kann.«
    »Was willst du im Tempel?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte Wang. »Vielleicht will ich ihn seiner Schätze berauben, vielleicht will ich den Oberpriester erdolchen oder mich zu dem Glauben der Brüder bekehren lassen… vielleicht will ich auch meinen Gefährten befreien…«
    Er hatte es ganz beiläufig gesagt, aber am Aufblitzen der Augen erkannte er, daß Ghasho davon wußte.
    »Ihn hast du also auch verraten und verkauft«, sagte er bitter. »Warum, Ghasho? Ich verstehe jetzt auch, wieso der König dich verjagt hat. Wahrscheinlich hast du auch damals schon dein eigenes Süppchen gekocht.«
    Ghasho kroch zu seinem Bett und zog sich mühsam daran hoch. Schließlich saß er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Bettkante.
    »Ich warte immer noch auf eine Auskunft«, sagte

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