0380 - Jagd auf die Teuflische
Gegend für jemanden, der aus dem Nichts erschien oder im Nichts wieder verschwinden wollte. Hier erregte man herzlich wenig Aufsehen.
Derzeit war das Weltentor geschlossen. Zamorra und Wang wußten, mit welchem Zauberspruch sie es wieder öffnen konnten. Aber das war jetzt noch nicht erforderlich. Denn schließlich wollten sie diesmal nicht ohne Sara Moon heimkehren.
Zamorra tauchte aus den Schatten auf und sah sich um. »Wang?« rief er leise.
Aber Wang Lee meldete sich nicht.
Zamorra suchte nach ihm, konnte ihn aber nicht entdecken. So gab es nun zwei Möglichkeiten. Entweder war Wang doch noch hinter ihm und würde etwas später eintreff en. Oder - sie hatten ihn doch noch erwischt!
Der Professor lauschte in die Nacht hinaus. Faronar war nicht gerade klein, und von dem Lärm, den die Gardisten veranstalteten, war hier in dieser entlegenen Gegend nichts mehr zu hören. Danach konnte Zamorra also nicht unbedingt gehen.
Er wollte bis zu drei Stunden warten. Dann würde die Morgendämmerung einsetzen und schließlich einem rötlichen, nebelhaften Tageshimmel weichen. Je nach Landschaft kam der rote Nebel bis tief hinab. Ash’Cant war eine Nebelwelt.
Um so erstaunter war Zamorra, daß er jetzt am Nachthimmel nicht nur den Mond sehen konnte, der Mühe hatte, den dunstigen Himmel zu durchdringen, sondern auch Sterne.
Eine seltsame Konstellation blitzender, funkelnder Punkte hoch oben in der Dunkelheit.
Diese Sterne zogen ihn in ihren Bann. Er konnte sich nicht erklären, wieso - aber sie faszinierten ihn. Er war kaum in der Lage, seinen Blick abzuwenden.
Mit diesen Sternen mußte es eine besondere Bewandtnis haben.
Aber welche?
Zamorra hatte im Laufe der Jahre gelernt, bei manchen Dingen selbst auf die winzigsten Kleinigkeiten zu achten. So auch hier. Warum war er ausgerechnet von dieser Sternenkonstellation so gefesselt? Weil sie neben dem Mond die einzigen Lichter am Firmament waren? Bestimmt nicht. Auch auf der Erde gab es Sterne, die stark genug waren, auch bei schlechterem Wetter noch gesehen zu werden. Natürlich nicht so klar wie bei wolkenlosem Himmel, wo das Sternenzelt manchmal zum Greifen nah erscheint und die Lichterpracht den Mond zu überstrahlen versucht. Aber immerhin…
Nein. Es mußte etwas anderes sein.
Die Sterne veränderten ihre Farbe. Das Silber wurde zu Blau, das sich immer mehr verdunkelte. Überrascht richtete sich Zamorra, der sich in einen Mauerwinkel gehockt hatte, auf. Er sah, daß die Mauern der verfallenen Häuser in seiner Nähe ebenfalls blau geworden waren, auch die Gräser und der Boden. Er hob seine blaue Hand, starrte darauf.
Und dann sah er nur noch Blau, in dem er versank…
Die blauen Schatten bemerkte er schon nicht mehr, die sich ihm näherten…
***
Das blaue Leuchten erlosch. Männer in dunklen Kapuzenkutten näherten sich von allen Seiten. »Dort liegt er«, raunte einer von ihnen. »Packt ihn!«
Zu viert faßten sie zu und trugen ihn auf geheimen Wegen durch die Nacht. Die anderen sicherten den Weg. Doch niemand hielt die Brüder vom Blauen Stein auf in dieser Nacht. Jene wenigen, die in dem heruntergekommenen, verfallenen Stadtteil lebten, hatten selbst Grund genug, sich anderen nicht zu zeigen.
Im Schutz der Dunkelheit erreichten die Brüder mit ihrem Gefangenen den Tempel.
***
Bald darauf verließ jemand den Tempel. Er war zufrieden mit der Arbeit, die nicht nur er mit seinem Verrat, sondern auch die Brüder vom Blauen Stein geliefert hatten.
Ghasho suchte seine Unterkunft auf, sein Versteck in den Tiefen der Unterstadt, die kaum noch jemand betrat. Schon längst waren bei den meisten Menschen die uralten Gewölbe in Vergessenheit geraten, nicht zuletzt deshalb, weil sie als einsturzgefährdet galten. Kein anständiger Mensch wagte sich nach dort unten hinab.
Ghasho verschloß die Tür seiner Wohnung sorgfältig. Niemand war ihm, dem Oberherrn der Diebesgilde, gefolgt.
Er nahm einen Stein aus der Mauer und griff in das dahinter liegende Loch. Er zog einen kleinen, blau funkelnden Spiegel hervor. Mit ihm setzte er sich an den Tisch, konzentrierte sich darauf, ein bestimmtes Bild zu sehen und rieb den Spiegel mit einem schwarzen, samtenen Tuch.
Wenig später hatte er die gewünschte Verbindung.
»Ich habe Neuigkeiten für Euch, Herrin. Es mag für Euch noch viel interessanter werden, wenn Ihr nach Faronar kommt. Sind Euch die Namen Wang Lee Chan und Zamorra ein Begriff?«
Die Herrin zögerte. Dann bejahte sie. »Sie sind in Faronar?«
»Sie
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