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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mochte.
    Es war ein Kreuz!
    Plötzlich wurden seine Augen groß. Angst stahl sich darin und auch der Haß auf den Menschen. Kniend blieb er. Seine Hände zitterten, er bewegte die Lippen, ohne etwas zu sagen, denn das Kreuz hatte ihn aus seinem Siegestaumel gerissen.
    Plötzlich wußte er, wer vor ihm lag.
    John Sinclair!
    Petar Kopanek wischte über sein Gesicht. Sogar er zitterte. Es war der Haß, der ihn so reagieren ließ. Sinclair war ein Begriff, man hatte ihn gewarnt, besonders derjenige, der ihn auf die schwebenden Leichen aufmerksam gemacht hatte. Und Kopanek spürte, wie es in seiner Kehle trocken wurde. Sinclair war in Prag. Diese Tatsache gefährdete seinen großen Auftrag. Der Geisterjäger aus London konnte ihn vereiteln. Er würde dafür sorgen, daß eine Legende niemals wahr werden konnte.
    Wenn er am Leben blieb.
    Das sollte er auf keinen Fall.
    Noch lag er regungslos vor ihm. Wer hatte schon die Chance, den bewußtlosen Feind wehrlos vor sich zu haben? Wohl niemand, er, Petar Kopanek, war der einzige.
    Plötzlich dachte er wieder an den Studenten, den er angeheuert hatte. Dieser Mann hatte seinen Lohn für den Auftrag bekommen.
    Einen Messerstich in die Brust.
    Das Kichern aus dem Mund des Mannes klang böse und auch wissend, als er sich den Mann anschaute. Dabei rieb er sich die Hände, auf deren Innenfläche der Schweiß lag. Noch ein schneller Blick in die Höhe. Dort war alles klar. Die beiden schwebenden Leichen hielten den anderen fest. Sie umkreisten auch das Haus nicht mehr, sondern standen über ihm wie ein Raumschiff auf einem fremden Planeten, das auf die Rückkehr seiner Passagiere wartete.
    Petar Kopanek griff unter seine Jacke und zog das Messer hervor.
    Einmal waren sie ihm entkommen, ein zweitesmal sollte das nicht passieren. Er würde die Klinge in den Leib des Geisterjägers stoßen und dessen Leben ein- für allemal auslöschen.
    Der Mann hob den Arm! Er visierte die Brust des auf dem Rücken liegenden Mannes an. Wie gut, daß er ihn umgedreht hatte.
    Für Sinclair gab es keine Chance mehr…
    ***
    Da fiel der Schuß!
    Überlaut klang das Geräusch des Abschusses durch die Stille des nächtlichen Waldes. Dieser Knall erschreckte nicht allein die schlafenden Tiere, auch Petar Kopanek, der sich voll und ganz auf seinen Mordversuch konzentriert hatte, wurde aus dem Vorsatz brutal herausgerissen.
    Er erschreckte sich nicht allein über das Echo, auch eine andere Tatsache machte ihm zu schaffen. Die Kugel war so nah an seinem Kopf vorbeigezischt, daß er sogar den Luftzug spürte.
    Plötzlich wirkte er wie eingefroren. Es saß da, hatte den rechten Arm erhoben. Aus seiner Faust schaute die Klinge, deren Spitze nach unten wies und noch immer auf die Brust des bewußtlosen Geisterjägers zeigte. Aber Petar senkte den Arm nicht.
    Er war schlau, denn er wußte genau, wo der Schuß aufgepeitscht war. Hinter ihm, in seinem Rücken. Die nächste Kugel würde treffen, das traute er dem für ihn unsichtbaren Schützen ohne weiteres zu.
    So ging er auf Nummer Sicher.
    Nichts war zu hören, nachdem das Echo durch den Wald gerollt war. Keine Schritte, nicht das Knacken eines Gewehr- oder Revolverhahns. Es war die Stille, die ihn so nervös machte.
    Der andere ließ noch einige Sekunden verstreichen, bevor er sich durch Worte meldete. »Rühr dich nicht, Kopanek! Sonst durchlöchere ich deinen Schädel.«
    Der Tscheche gehorchte. Er blieb sitzen und lauschte dem Klang der Stimme, wobei er verzweifelt überlegte, wo er sie schon einmal gehört hatte. Es fiel ihm nicht ein. Dieser Mann hatte ihn zwar in seiner Heimatsprache angeredet, dennoch war sich Kopanek sicher, keinen Tschechen vor sich zu haben.
    Mit einem solchen Akzent sprachen Russen…
    Ja, das mußte ein Russe sein, der dem Engländer das Leben gerettet hatte.
    Die Lippen zuckten. Petar Kopanek gehörte nicht zur Partei. Er war ein Mann aus dem Volke und Patriot. Und ein jeder wußte, daß Tschechen und Russen es nicht gut miteinander konnten. Nicht erst seit dem Einmarsch der Russen 1968. Die Völker der Tschechoslowakei mochten keine Russen. Das zeigten sie ihnen durch Gesten und Taten deutlich genug, auch wenn ihnen immer vorgehalten wurde, was der Große Bruder alles für sie tat.
    Hier mischte auch ein Russe mit.
    »Das Messer weg!«
    Der Befehl klang scharf und hart. Daraus war ersichtlich, daß Kopanek nichts anderes übrigblieb. Er wollte den anderen auch nicht unbedingt reizen, drückte seinen rechten Arm zur Seite, so daß er

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