Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eingerostet war und sich nur mühsam bewegen ließ. Bei diesem Kraftakt knickte ich mir einen Fingernagel um, war ein komisches Gefühl. Schließlich war der Riegel zurückgeschoben. Ich konnte das Tor aufstoßen. Es quietschte erbärmlich in den Angeln. In der Stille waren die Geräusche überdeutlich zu hören.
    »Wenn jetzt einer auf uns lauert, weiß er Bescheid, daß wir im Anmarsch sind«, flüsterte Josef.
    »Das Risiko müssen wir eingehen.«
    Wie Schatten bewegten wir uns durch die Nacht. Dabei hüteten wir uns, die Lampe einzuschalten. Licht wäre zu verräterisch gewesen. Wenn es Hindernisse gab, schoben wir sie behutsam aus dem Weg. Zumeist waren es Zweige, auch welche, deren Dornen wie kleine Messer vorstachen.
    Später wurde es besser. Da wichen die sperrigen Hindernisse hohem Gras.
    Endlich sahen wir die Hütte. Sie wirkte in der Düsternis größer, als sie es tatsächlich war. Licht entdeckten wir nicht. Uns beiden machten sie einen unbewohnten Eindruck.
    »Ich glaube, daß wir uns nicht mehr zu verstecken brauchen«, sagte der Tscheche, »da ist keiner.«
    Ich hob die Schultern. Mir gefiel die Ruhe nicht.
    Einen Grund dafür konnte ich nicht angeben, doch ich hatte das Gefühl, als wäre diese nächtliche Stille einfach zu unnatürlich. Im Verborgenen lauerte etwas, das irgendwann zuschlagen würde.
    Dinek spürte mein Mißtrauen. »Was ist denn, Sinclair? Trauen Sie dem Braten nicht?«
    »So ähnlich.«
    »Ich sehe keine fliegenden Leichen.«
    »Zum Glück nicht«, gab ich zurück. »Bleiben Sie auf jeden Fall mißtrauisch!«
    Nach diesen Worten setzte ich meinen Weg fort. Dinek hielt sich an meiner Seite. Er war sehr gespannt und blieb erst stehen, als er eine Hintertür erreicht hatte.
    »Da will ich rein«, flüsterte er mir zu, als ich neben ihm meine Schritte stoppte.
    Ich hatte nichts dagegen. Abermals öffneten wir eine Tür, hörten das Knarren und blieben lauschend stehen, um abzuwarten, ob sich innerhalb des Hauses etwas tat.
    Das war nicht der Fall.
    Keine Leiche schwebte uns entgegen. Niemand schoß auf uns.
    Eine natürliche oder auch gefährliche Stille lastete über diesem Komplex. Meine Augen gewöhnten sich an die Finsternis. Ich machte Umrisse aus. So sah ich eine weitere Tür und auch eine Stiege, die in die erste Etage führte.
    »Wohnt hier noch jemand?« wisperte ich.
    »Nein, überhaupt nicht. Wenigstens nicht fest. Das weiß ich.«
    Dinek schaltete seine Lampe ein. Er ließ den Strahl kreisen, der auch über den Boden wanderte und die sich dort abzeichnenden Fußspuren deutlich hervorriß.
    »Also doch!« sagte ich.
    Josef Dinek nickte nur. Die Entdeckung der Fußspuren hatte ihn wortkarg gemacht. Auf dem Boden lag der dicke Staub. Deshalb waren die Abdrücke so deutlich zu sehen.
    Wir waren gespannt. Wenn sich jemand diese Hütte als Versteck ausgesucht hatte, lag es durchaus im Bereich des möglichen, daß er hierher zurückkehrte oder schon auf uns wartete. Wenn ja, mit wem hatten wir es dann zu tun?
    Vielleicht mit der Person, die für die schwebenden Leichen die Verantwortung trug?
    »Am besten ist es, wenn wir das Haus durchsuchen«, schlug ich vor, und mein Begleiter hatte dagegen nichts einzuwenden. Er wollte sich die erste Etage vornehmen.
    Damit war ich einverstanden.
    So leise wie möglich schritt Dinek die Treppenstufen hoch.
    Dennoch hörte ich das Ächzen des Holzes. Bei jedem Schritt nahm es andere Geräusche an.
    Mir blieben die unteren Räume. Als Hilfe diente mir meine Bleistiftleuchte. Ich ließ ihren Lichtstrahl wandern, denn mich interessierten besonders die Spuren.
    Bis in den Nebenraum verfolgte ich sie.
    Dort war es noch dunkler. Es kam daher, weil die Fensterläden von außen geschlossen worden waren, so daß nicht einmal ein Grauschimmer hindurchdrang.
    Von oben hörte ich die Schritte meines tschechischen Begleiters.
    Bisher hatte ich nicht viel getan, das änderte sich in den folgenden Sekunden. Es passierte nicht innerhalb der Hütte, sondern draußen.
    Dort mußte das bläuliche Licht aufgestrahlt sein, das uns schon einmal aufgefallen war. Die Quelle entdeckte ich nicht, aber der Schein schimmerte durch die Ritzen der Rolläden.
    Ich wollte Dinek warnen, als ich bereits seine Stimme hörte. Sie klang zittrig, als er in die untere Etage hineinrief. »Verdammt, Sinclair, ich sehe die Leichen…«
    ***
    Ich hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Leider entdeckte ich sie nicht. Ich hatte meine Lampe nach vorn gerichtet. Der Strahl wanderte über

Weitere Kostenlose Bücher