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0381 - In der Schlangengruft

0381 - In der Schlangengruft

Titel: 0381 - In der Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wollte nicht mit unnötigen Experimenten das Risiko eingehen, daß andere Brüder ihn anpeilten. Er wußte nicht, wie gut sie mit den winzigen Kristallen umgehen konnten und ob es nicht noch stärkere Dhyarras in der Nähe gab. Auch wenn Sara Moon aus Ash’Cant fortgeschafft worden war, hieß das noch nicht, daß sie keine Helfer und Helfershelfer hier hatte. Die Ash-Welten gehörten der DYNASTIE DER EWIGEN. Ted mußte daher annehmen, daß sich einige Ewige hier aufhielten. Vielleicht als Diener, vielleicht als Leibwächter; in diesem Fall hatten sie natürlich völlig versagt.
    Aber das war nicht Teds Problem.
    Als er den riesigen Marktplatz erreichte, herrschte längst geschäftiges Treiben. Er hatte sehr viel Zeit verloren. Die Sonne stand schon am Mittagshimmel. Ted wunderte sich über sich selbst. Er hatte erhebliche Anstrengungen hinter sich und in der Nacht nur wenig geschlafen. Aber er fühlte sich immer noch fähig, zu handeln. Er war nicht zu ermattet. Irgendwo tief in seinem Inneren mußten Kraftreserven stecken, von denen er selbst nichts geahnt hatte.
    Er schob sich durch die Menschenmengen. Überall priesen die Händler an ihren Ständen vor den bunten Zelten ihre Waren an. Gemüse, Fleisch, Haushaltsartikel, Luxuswaren. Nützliches und Unnützes.
    Schmuck und Waffen, Kleidung, Teppiche, Vieh…
    ...und Sklaven.
    Etwas in Ted verkrampfte sich, als er das riesige, langgestreckte Zelt sah, in dem die Sklaven untergebracht worden waren. Drinnen mußte es inzwischen unmenschlich heiß sein. Trotz des nebelverhangenen Himmels über der Stadt hatte die Sonne Kraft genug, unbarmherzige Hitze zu verstrahlen. Ted wagte nicht sich auszumalen, wie heiß es wäre, wenn die schützenden Nebelwolken nicht existierten. Vermutlich wäre Ash’Cant dann eine glühende Aschekugel.
    Vor dem Zelt war ein langer hölzerner Laufsteg. An Eisenpfosten waren Sklaven angekettet. Ein Dutzend zugleich konnte angepriesen und versteigert werden. Mit zusammengepreßten Lippen starrte Ted die zwölf nackten Frauen und Männer an, die dort hilflos der schaulustigen Menge präsentiert wurden. Lebende Ware, nicht mehr. Rechtlos.
    Der Mensch ist das entsetzlichste Raubtier, das es gibt, dachte Ted bitter. Ob auf der Erde oder hier -Überall gibt und gab es Sklaverei. Einer verkauft den anderen. Der Stärkere siegt und beherrscht den Schwächeren.
    Und es hätte nicht viel gefehlt, und er selbst stände jetzt dort oben auf dem Laufsteg, an einen Eisenpfosten gekettet.
    Muskelbepackte Männer mit langen Peitschen schlenderten hin und her. Nach der Flucht eines ihrer Gefangenen waren sie wachsam geworden. Aber Ted wußte, daß sie ihn nicht erkennen würden. Unterwegs hatte ihn kaum jemand genau in Augenschein genommen, und die Kapuze beschattete sein Gesicht gut. Darunter war es zwar unangenehm warm, aber das ließ sich ertragen.
    Ein Mann schrie die Vorzüge der menschlichen Ware der Menge zu und nannte die verlangten Mindestpreise. Ted schätzte, daß die Auktion schon geraume Zeit im Gange war. Vermutlich waren bereits ein paar Dutzend Sklaven verschachert worden.
    Der Reporter suchte nach den Unterkünften der Sklavenjäger. Schließlich fand er drei verhältnismäßig kleine Zelte hinter dem großen Zeltbau, in dem die Masse der Sklaven darauf wartete, nach draußen geführt zu werden. Hin und wieder knallte da drinnen eine Peitsche, und jemand schrie.
    Ted konnte sich nur mühsam bezähmen. Am liebsten wäre er in das Zelt gestürmt und mit den blanken Fäusten auf die Menschenschinder losgegangen. Aber das war sinnlos. Er mußte es anders anfangen.
    Erst mußte er seinen Dhyarra-Kristall wiederhaben.
    Er öffnete eine Zelttür nach der anderen und spähte ins Innere. Das dritte Zelt beherbergte nur ein einziges Lager, während in den beiden anderen je ein halbes dutzend Schlafplätze eingerichtet waren. Die Sklavenjäger wollten wohl hier übernachten; das kam billiger, als wenn sie in einer Herberge eingekehrt wären. Und der Anführer beanspruchte natürlich ein Einzelzelt für sich!
    Hier war Ted richtig.
    Er schlüpfte hinein und sah sich um. Ein Fellager, ein paar Satteltaschen, die geöffnet waren. Ted begann sie zu durchwühlen.
    Aber damit kam er nicht weit.
    Ruckartig wurde der Zelteingang aufgerissen. Eisen klirrte. Ted wirbelte herum. Er sah zwei Männer in vergoldeten Rüstungen, von denen einer sein Schwert stoßbereit hielt. Hinter den beiden reckte sich einer der Sklavenjäger.
    »Packt den Hund! Nehmt ihn fest!«

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