0381 - Unternehmen Südsee
wußte er Bescheid - die Geräte waren fast dieselben wie an Bord seiner Schiffe.
„Gefahr!" brüllte er. Die Funker wurden in ihre Sessel gepreßt; Angst war in ihren Gesichtern.
Vivier krachte schwer gegen das Funkpult. Er stemmte sich mit dem Unterarm gegen die Fliehkraft, die zusehends stärker wurde, riß das Mikrophon des schweren Unterwasserfunkgerätes an sich und schaltete, drehte an Skalen und fuhr die Senderleistung auf Maximalwert.
Der Funkschrank befand sich, relativ gesehen, mit der Front zur Außenwandung des Bootes. Die Fliehkraft preßte die Funker zuerst gegen die Seiten der Sessel, dann riß eine heftige Bewegung beide Männer aus den gepolsterten Sitzflächen und schmetterte sie gegen die Zwischenwand, Gläser klirrten, und die bewußtlosen Funker blieben aufrecht zwischen Skalen und Uhren haften. Bontainer spürte, wie der Andruck ihm den Atem aus den Lungen preßte und holte unter unsagbaren Mühen Luft, dann schrie er ins Mikrophon: „December-night... December-night... December-night..."
Irgendwo im Funkschrank platzten Röhren, rissen Verbindungen ab, ein dumpfes Poltern war zu hören. Dann erloschen sämtliche Lichter in diesem Gerät. Bontainer löste die verkrampften Finger vom Mikrophon, das in gleicher Höhe blieb und am Blech des Schrankes zu kleben schien. Dann wurde auch er bewußtlos.
Nur gut, dachte er noch, daß mich die Fliehkraft aufrechthält. Da wird der weiße Smoking nicht schmutzig.
Die POSEIDON tanzte einen tödlichen Reigen.
*
Sekunden vorher: Arsali Bontainer und Fanra Minth-Kisilan standen sich in Fanras Kabine gegenüber.
Hätte Fanra die andere Frau so gut gekannt wie beispielsweise Vivier wäre sie erschrocken. Arsali trug das beherrschte, knappe Lächeln einer Frau, die zwischen sich und ihrem Ziel kein einziges Hindernis anerkennt. Und ihr erklärtes Ziel war es, diese zweiundzwanzigjährige Visiphonschönheit ein für alle Mal dazu zu bewegen, Vivier in Ruhe zu lassen.
„Mädchen", sagte sie leise und höflich, „ich möchte gern den Eindruck vermeiden, ich wäre auf Sie eifersüchtig. Das bin ich nicht, weil Sie zuwenig hübsch und viel zuwenig klug sind, um mir Konkurrenz machen zu können. Ich habe - wie jeder an Bord - Ihre geflüsterten Texte mitgehört. Abgesehen davon, daß ich den Text idiotisch finde, ist er auch noch geschmacklos."
Endlich fand Fanra die Fassung wieder. Sie hatte sie verloren, als plötzlich in ihrer eigenen Kabine Arsali lächelnd vor ihr gestanden hatte und sie gemustert hatte, als wäre sie ein seltsames Insekt.
„Was erlauben Sie sich, Frau Bontainer", sagte sie, eine Spur zu schrill „hier einzudringen und mich zu beleidigen!"
Arsali lehnte sich gegen einen Einbauschrank, dessen Front mit einem sehr kostbaren Furnier geschmückt war, aus dem die Buchstaben FMK in Intarsienarbeit leuchteten. Sie grinste unverschämt und blickte Fanra ins Gesicht. Hübsche Augen hat das Mädchen, dachte sie.
„Ich überlege mir gerade, ob ich Ihnen das Gesicht zerkratzen soll, oder ob es genügt, Ihnen zwei Ohrfeigen von kosmischer Größe zu verpassen" sagte sie leise mit Nachdruck.
Fanra erbleichte. Es war nicht feststellbar, ob aus Angst oder aus Wut.
„Sie sind...", begann sie laut.
„Vorsicht! Keine Beleidigungen. Ich bin den Anwälten gegenüber im Recht. Sie versuchten meinen Mann zu verführen. Das ist mindestens Ehebruch, wenn nicht mehr."
Fanra ging langsam näher. In den bitteren Jahren ihrer Lehrzeit bei Terravision hatte sie oft genug beweisen müssen, daß sie in der Lage war, sich durchzusetzen. Angriff war oft genug die beste Verteidigung gewesen. Sie ergriff Arsali am Arm und schob sie in die Richtung der Tür.
„Raus!" flüsterte sie. Jetzt war sie wütend.
Arsali machte eine kompliziert aussehende Bewegung mit dem Arm und der freien Hand, und Fanra blieb stehen, als sei sie gegen einen Stein geprallt. Mit einem Schmerzensschrei hielt sie sich die Hand.
„Sie...!" schrie sie hysterisch auf.
Arsali trat zurück, holte aus und schlug zu. Zwei intensiv klatschende Geräusche ertönten, und die Pfirsichwangen Fanras begannen sich zu röten. Tränen des Schmerzes und der Wut schossen in die Mandelaugen.
„So!" sagte Arsali. „Das war die Warnung! Und wenn ich noch mehr als einen einzigen schmachtenden Blick in Richtung auf meinen Gatten feststelle, verprügele ich Sie vor sämtlichen Gästen und, wenn möglich, vor einem Teil der Mannschaft. Ist das klar?"
Fanra kam zu keiner Antwort mehr.
Ein
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