0381 - Unternehmen Südsee
Stoß ging durch das Schiff, dann fühlten beide Frauen, wie sie eine unwiderstehliche Kraft nach hinten riß, der schweren, eingebauten Couch zu. Arsali prallte auf Fanra, versuchte sich zusammenzukugeln... und beide rollten, stolperten und taumelten sie auf die Liege zu. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie darauf. Und eine gewaltige Kraft hielt sie dort gefesselt. Arsali hatte wie schützend den Arm um Fanras Oberkörper gelegt, und der Kopf Fanras befand sich an Arsalis Schulter. Unfähig, eine einzige Bewegung zu machen, sah Arsali, daß Fanra weinte. Lautlos und intensiv.
„Auch das noch", stieß Arsali hervor.
*
Sekunden vorher: Die furchtbare, ausschließliche Gewalt der fremden Kraft, von der die POSEIDON erfaßt und herumgewirbelt wurde, langte nach den beiden Männern auf der Brücke. Halsterby begriff sehr schnell, und er schwang seinen Sessel herum und mußte zusehen, wie Noel Minth-Kisilan vorwärtsgerissen und gegen das Pult der Steuerung gepreßt wurde.
Guriman selbst blickte in die Richtung des Bootsmittelpunktes. Die Zentrifugalkraft preßte seinen Rücken gegen die gepolsterte Lehne des Sessels. Die Linsen und der Panoramaschirm funktionierten noch; sie waren auf wesentlich höhere Leistungen geeicht. Wie in einem Spiegel sah Guriman in einem reflektierenden Blech im Hintergrund des Raumes das Bild.
Es raste herum, im Kreis, seltsam verwischt, aber deutlich genug, wenn Guriman mit den Augen zwinkerte.
Die Wassermassen rund um das Boot wurden zur Seite gepreßt.
Immer schneller wirbelte die POSEIDON um die Hochachse.
Schmerzlich drang die Einsicht in Halsterbys Bewußtsein vor, daß Vivier doch recht gehabt hatte.
Offensichtlich war es irgendwelchen Agenten geglückt, eine lemurische Anlage zu betreten, dort die Maschinen für Energieerzeugung instandzusetzen und hier einen Stützpunkt einzurichten.
Wozu aber griffen sie auf diese Weise die POSEIDON an?
Die Schirme zeigten undeutliche Bilder, aber Gurimans lange Erfahrung sagte ihm, daß das Boot auf die steil ansteigende Felswand voraus zugetrieben wurde. Oder ein modifizierter Traktorstrahl riß das Boot an die Felsen. Der Zusammenprall würde bei dieser Umdrehung das Boot vernichten; die Terkonitstahlwandungen aufschneiden wie mit einem riesigen Diamanten.
Plötzlich...
Die infrarote Beleuchtung machte es sichtbar.
Zwei riesige, hohe Stahltore öffneten sich mit majestätischer Langsamkeit. Dahinter dürfte eine Schleuse liegen, also wollen sie das Boot, dachte Halsterby. Die nächste Umdrehung zeigte, daß sich die Tore weit geöffnet hatten.
„Halsterby!" Eine Stimme... war es Vivier?
„Ja? Was ist los? Wer ruft?"
„Bontainer. Sehen Sie etwas?"
Vivier war von seiner Bewußtlosigkeit wieder erwacht; und die Interkomanlage funktionierte noch.
„Wir werden auf die Felswand zugewirbelt!"
„Es muß eine Verteidigungsanlage der Lemurer sein... vielleicht sogar eine, die damals auf dem Meeresgrund angelegt worden ist... diese Tiefe... unwahrscheinlich."
Halsterby und Bontainer merkten es als erste: Die Schnelligkeit der Rotationen ließ nach.
„Achtung, Guriman!"
„Ich begreife!" schrie Halsterby zurück.
Er erkannte genug von der Vorgeschichte dieses seines Planeten, um folgendes jetzt zu erkennen: Diese Anlage hier war nicht, wie die Städte, ehemals auf dem Erdboden angelegt worden, sondern bereits unter Wasser. Jetzt war sie angehoben worden, aber immer noch genügend tief. Diese schwerstgepanzerten und vermutlich mit Feldschirmen abgesicherten Anlagen hatten alles überstanden - halutische Angriffe und die lange Zeit von fünfzig Jahrtausenden.
„Lebt Noel noch?" schrie Bontainer.
Jetzt drehte sich das Boot nur noch langsam. Die Schreie aus den Korridoren über Interkom und aus anderen Bezirken der Jacht hatten aufgehört und einem lähmenden Schweigen Platz gemacht.
„Ja. Er richtet sich eben auf!"
Halsterby stemmte sich nach vorn ergriff die schweren Lehnen des Sessels und zog. Er kam auf die Beine, kämpfte sekundenlang um sein Gleichgewicht und warf sich nach vorn. Er lehnte sich schräg gegen die Rückwand der Brücke, sah auf den Panoramaschirm und sah, daß das Boot in die unterseeische Schleuse gezogen wurde.
„Was immer Sie und Noel finden wollten", sagte Bontainer aus einem der Lautsprecher", jetzt haben wir es gefunden. Oder es hat uns gefunden, wie man es nimmt."
Jetzt trieb die POSEIDON über die Grenzlinie, die von den beiden Torflügeln markiert wurde. Die Drehung hatte völlig
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