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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Suchscheinwerfer ausgerüstet, den jedoch brauchten wir nicht und näherten uns innerhalb der düsteren Nacht unserem Ziel, dessen Rand wir schon erreicht hatten.
    Noch waren die schwebenden Leichen ziemlich weit entfernt, aber wir konnten sie mit bloßen Augen erkennen. Sie boten einen geisterhaften, unwirklichen Anblick, als sie steif wie Bretter und mit an den Körper gezogenen Armen in der Luft schwebten und sich für die Dauer einiger Sekunden nicht mehr rührten, bevor ein Ruck durch die steifen Körper zu gehen schien und sie allmählich nach unten sanken.
    »Jetzt landen sie!« rief der Russe.
    Ich erwiderte nichts und verfolgte mit starren Blicken den Weg der schwebenden Toten.
    Wenn mir das jemand erzählt hätte, es wäre mir schwergefallen, dem Sprecher zu glauben. So aber sah ich mit eigenen Augen, wie sich die Leichen dem Areal des Friedhofs näherten, und dabei wirkten, als wollen sie zwischen die Kronen der Bäume tauchen, um zu verschwinden wie in einem gewaltigen Meer.
    Noch hatten sie die Kronen nicht erreicht. Ihre Flugbahn änderte sich auch wieder, der Winkel wurde flacher. Sie lagen auf dem Bauch, konnten also aus ihren toten, starren Augen in die Tiefe blicken, und möglicherweise entdeckten sie auch einen für sie idealen Landeplatz.
    »Näher ran!« rief Wladimir. Dann drehte er den Kopf, die nächste Frage galt mir. »Sollen wir sie vom Hubschrauber aus abschießen?«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte ich entschieden.
    »Und wieso nicht?«
    »Ist doch klar. Anscheinend sind sie unschlüssig, wo sie landen sollen. Sie haben wahrscheinlich ein bestimmtes Ziel, wenn du verstehst. Dort könnte dann Petar Kopanek warten.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Wir flogen bereits über den Friedhof. Der Pilot gab sein Bestes. Er zog den Copter behutsam über die Kronen der Bäume hinweg, deren Blattwirrwarr durch den Rotorwind bereits in Bewegung geraten war und zu einem raschelnden Wellenmeer wurde.
    Vielleicht hätten wir doch schneller sein müssen, jedenfalls spielten uns die schwebenden Leichen plötzlich einen Streich, indem sie nach vorn kippten, sich ihre Geschwindigkeit erhöhte und sie unseren Blicken entschwanden. Selbst der silbrige Schimmer wurde vom dichten Grün der Bäume aufgesaugt.
    »Landen!« rief Wladimir.
    »Wo denn?« schrie der Pilot zurück. »Das wird schwer sein. Wir müssen erst einen Platz finden.«
    »Dann suche ihn.« Golenkow schickte noch einen russischen Fluch hinterher, der sich ziemlich hart anhörte.
    Es war eigentlich so gekommen, wie wir es nicht hatten haben wollen. Die Leichen waren in die Finsternis des Friedhofs eingetaucht, während wir über den Bäumen kreisten und nach einem Landeplatz suchten.
    Golenkow wurde nervös. Er schrie den Piloten an. »Schalten Sie den Scheinwerfer ein, sonst kreisen wir morgen früh noch hier!«
    Der Pilot, ein Tscheche, war wie die meisten seiner Landsleute den Russen nicht sehr zugetan. »So lange reicht unser Sprit nicht, Gospodin«, erwiderte er locker.
    Ich mußte lachen, und Wladimir schoß seine Wutpfeile deshalb auf mich ab. »Was erlaubst du dir, Mensch? Unterstützt du noch diese subversiven Elemente?«
    »Ich wußte gar nicht, daß ihr Russen keinen Sinn mehr für gute Antworten habt.«
    Er winkte ab. »Laß es!« Zum Glück gehörte Golenkow zu den Leuten, die schnell vergaßen, sonst hätte der Pilot noch Schwierigkeiten bekommen. Wir drei konzentrierten uns auf die Suche nach einem geeigneten Landeplatz.
    Der Suchscheinwerfer unter dem Boden war schwenkbar. Er erhellte eine ziemlich große Fläche und drang auch dank seiner Lichtstärke durch den Wirrwarr der Blätter, Zweige und Äste. Natürlich gab es freie Flecken. Und zwar dort, wo das Licht die alten Grabsteine gespenstisch bleich aus der Finsternis riß. Leider lagen die Gräber zu dicht nebeneinander. Es gab einfach keine genügend große Fläche, auf der wir landen konnten.
    Und es verging Zeit…
    »Wie steht es denn mit einer Strickleiter?« rief ich laut. »Ist so etwas vorhanden?«
    Golenkow mußte erst schreien, bevor er von dem Piloten eine Antwort bekam.
    »Ja, die gibt es.«
    »Dann müssen wir eben so raus.«
    »Noch nicht«, rief Wladimir zurück. »Er weiß unter Umständen eine günstige Stelle, wo wir aufsetzen können.«
    »Okay.«
    Der Pilot ging so tief, daß die Kufen der Maschine fast die Kronen der Bäume rasierten. Der lange Strahl des Scheinwerfers riß eine gleichmäßige, uns begleitende Insel in die Finsternis, schreckte die Tiere aus

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