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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»So meine ich das nicht. Mit dem Prager Fenstersturz begann 1618 der Dreißigjährige Krieg. Und genau in diesem Jahr ist auch der Friedhof hier errichtet worden. Wußtest du das?«
    »Bisher noch nicht.« Ich lächelte. »Obwohl es unwahrscheinlich klingt, daß ein Lebewesen, was immer es auch sein mag, so lange existiert, ohne entdeckt zu werden.«
    »Wenn es ein dämonisches ist?«
    »Da hast du recht. Aber für mich sind das alles Spekulationen. Du hast es besser gesehen als ich, weil du näher an der Mulde gestanden hast. Wie sah es eigentlich aus?«
    »Ich weiß ja nicht viel«, erwiderte der Russe mit gequälter Stimme. »Tut mir ehrlich leid. Ich sah nur, daß es nicht sehr groß war und trotzdem Arme oder Pfoten besaß…«
    »Auf jeden Fall ein Tier.«
    Wladimir winkte ab. »Nicht einmal darauf möchte ich mich festnageln lassen.«
    »Dann bleibt ein Mensch übrig.«
    Er starrte mich an. »Das sagst du doch nur so – oder?«
    »Schlag mir eine andere Möglichkeit vor.«
    »Ich weiß keine.«
    Es war sinnlos, noch weiter zu diskutieren. Wir hatten ein neues Rätsel gestellt bekommen und mußten irgendwie eine Lösung finden. Mein Verdacht, daß der Bau des Friedhofs nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden konnte, verhärtete sich immer mehr.
    Im Mund spürte ich einen schalen Geschmack. Ich hatte das Gefühl, mich in einem Kreis zu bewegen, der von einem anderen kontrolliert wurde. Dahinter steckte Petar Kopanek.
    Wladimir verfolgte ähnliche Gedankengänge wie ich, denn er schlug vor: »Suchen wir den großen Meister, dann werden wir auch die Leichen finden und vielleicht unser komisches Friedhofstier.« Er wechselte sprunghaft das Thema. »Sag mal, John, gibt es eigentlich Ghouls? Wesen, die auf einem Friedhof leben und sich von Toten ernähren? Du kennst ja die Geschichten.«
    »Die existieren.«
    »Dann könnte doch…«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »Keine Spekulationen, Wladimir. Es war kein Ghoul.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Dazu fehlt der typische Leichengeruch, den ein Ghoul ausströmt. Wir hätten ihn wahrnehmen müssen.«
    »Du bist der Fachmann, John.«
    Noch einen letzten Blick warfen wir auf den umgekippten Säulen-Grabstein, bevor wir uns auf den weiteren Weg begaben, um den alten Friedhof zu erforschen und dessen Geheimnis zu enträtseln.
    Leider gerieten wir in ein Gebiet, das verwildert war. Es mußte der alte Teil des Friedhofs sein, vielleicht sogar der erste, der überhaupt angelegt worden war.
    Grabsteine waren nur noch wenige vorhanden. Der Zahn der Zeit hatte an den meisten von ihnen genagt. Sie waren gekippt, oft zerstört, die Gräber flach und überhaupt nicht mehr zu erkennen. Unkraut, Unterholz und auch Bäume gaben uns das Gefühl, durch einen Wald zu laufen. Abermals hielt uns die Dunkelheit umfangen.
    Wenn wir etwas sehen wollten, mußten wir den Strahlen unserer Lampen folgen, die schließlich einen schmalen Weg fanden, der mehr ein Trampelpfad war.
    Jetzt kamen wir besser voran.
    Bei unseren Schritten raschelte das Gras. Wir bogen Zweige zur Seite, schaufelten Blätter aus dem Weg, starrten nach vorn und bekamen immer stärker das Gefühl, von einem Netz unbekannter Gefahren eingeschlossen zu sein.
    Niemand von uns sah die Leichen. Bis zu dem Augenblick, als sich alles änderte.
    Plötzlich entdeckten wir das Licht.
    Ich hatte den Schein zuerst gesehen. Weder vor noch hinter uns, dafür in der Höhe, und das silbrigblaue Funkeln breitete sich über den Wipfeln der Bäume aus, wobei es das Blattwerk streifte und es mit einem matten Glanz anmalte.
    »Das müssen sie sein!« hauchte der Russe.
    Wir waren stehengeblieben und schauten in die Höhe. Die Laubbäume nahmen uns einen Großteil der Sicht, deshalb entdeckten wir die zwei Körper nicht und mußten uns weiterhin auf die Aura verlassen, mit der sie sich umgaben.
    Neben mir bewegte der Russe seinen rechten Arm. Mit der Pistolenmündung zielte er schräg in die Höhe, ich aber legte ihm eine Hand auf den Arm. »Laß es bleiben«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Es bietet sich kein Ziel.«
    »Wir könnten ihnen klarmachen, daß wir da sind.«
    »Das werden sie auch so wissen. Komm weiter!«
    Golenkow hob die Schultern. Diesmal übernahm ich die Führung.
    Ich hatte das Gefühl, dicht vor einer Teillösung dieses rätselhaften und unheimlichen Falles zu stehen.
    Die schwebenden Leichen waren sicherlich nicht ohne Grund über den Bäumen erschienen. Sie wollten markieren, beobachten und unseren Weg verfolgen. Das

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