0383 - Handgepäck mit Todesblüten
genauso gut Eigennamen wie Abkürzungen darstellen konnten.
Trotzdem war ich sicher, hier einen wichtigen Hinweis in den Händen zu haben.
Der Captain hatte nichts dagegen, dass ich die beiden Zettel behielt. Sorgfältig verpackte ich sie in meiner Brieftasche.
Als ich noch einmal zu der Stelle zurückging, wo Burt und Easton den Wagen geparkt hatten, suchte ich den Bürgersteig mit der Taschenlampe ab.
Ich war sicher, dass das Scheppern von einem verlorenen oder weggeworfenen Gegenstand stammte.
Nach längeren Suchen fand ich einen Schlüssel.
Er hatte einen seltsam geformten Bart war etwa drei Zoll lang und trug eine aufgeprägte Nummer.
Ob ihn Eddy oder Burt verloren hatten, konnte ich nicht feststellen. Es bestand aber die Möglichkeit, herauszufinden, wo und an wen das dazugehörige Schloss verkauft worden war.
Ein kurzer und mir gut bekannter Pfiff von der anderen Straßenseite ließ mich aufhorchen.
»Nun, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«, begrüßte ich meinen Freund, der aus dem Dunkel eines Seitenweges auftauchte.
Er zog das rechte Bein etwas nach und verzog das Gesicht schmerzlich.
»Ich sah zufällig, wohin der Bursche verschwand, als er den Wagen stehen lassen musste. Ich bin ihm gefolgt«, erzählte Phil. »Er hat sich kaum umgesehen, sodass ich bis in den Park hinter ihm bleiben konnte. Dort hetzte er durch die Büsche, als wolle er den Olympiarekord im Hindernislaufen brechen.«
Resigniert massierte er das rechte Knie.
»Offenbar hatte er bessere Augen als ich, oder er kennt die Gegend genau. Jedenfalls setzte er über eine kniehohe Leitplanke, die ich nicht sah. Den Schmerzen nach zu urteilen, ist es bester amerikanischer Stahl gewesen.«
»Jedenfalls hat der Kerl den Zwischenfall nicht ausgenützt, um dich nochmals anzugreifen«, tröstete ich ihn.
»Dafür habe ich das ganze Bostoner Symphonieorchester spielen hören«, brummte Phil. »Trotzdem möchte ich gern wissen, was er in dieser Ecke zu suchen hatte.«
»Ob er zu Hartwick wollte?«, überlegte ich laut.
»Das war auch mein erster Gedanke. Aber dann hat er einen anderen Weg eingeschlagen.«
»Vielleicht nur, um uns zu täuschen. Er konnte sich ja denken, dass wir uns auf seine Fersen setzen würden.«
»Fragen wir doch einfach Hartwick, ob Abbots bei ihm ist«, schlug Phil vor.
***
Captain Frank kroch gerade aus dem Fahrzeug der Gangster und marschierte zu seinem Funkwagen. Er rief die Zentrale und fragte, ob der Wagen schon als gestohlen gemeldet worden sei.
Die Antwort war negativ.
»Lassen Sie doch einfach feststellen, auf wen er zugelassen ist, dann rufen wir den Besitzer an«, schlug ich ihm vor.
Nach zwei Minuten hatten wir die Antwort. Sie verschlug uns für ein paar Sekunden den Atem.
»Wenn Hartwick nicht eine hieb- und stichfeste Erklärung für die Abwesenheit seines Studebakers hat, darf er ab heute meine Gastfreundschaft genießen«, sagte Captain Frank langsam.
Er setzte sich ans Steuer, und wir stiegen in den Fond. Die Frage brannte uns zu sehr unter den Nägeln, als dass wir sie auf den nächsten Morgen verschieben wollten.
Mit der Nachtruhe war es sowieso vorbei.
»Die Ruhe des Staatsbürgers ist unantastbar«, zitierte Frank und drückte den Klingelknopf ausdauernd. »Hoffentlich ist Hartwick so einsichtig und lässt uns ein.«
Nach überraschend kurzer Zeit öffnete sich die Tür. Ungekämmt und in einen Bademantel gehüllt sah uns Ned Hartwick erstaunt an.
Er kannte Captain Frank und ließ uns sofort ein.
»Sie fahren einen Studebaker«, sagte Frank sanft und nannte ihm die Nummer.
■ »Stimmt, Captain. Habe ich falsch geparkt und stören Sie mich etwa deswegen mitten in der Nacht?«
»No, Mr. Hartwick. Mich interessiert nur, ob Sie wissen, wo sich Ihr Fahrzeug im Augenblick befindet?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Ned und ließ seine Blicke wachsam von einem zum anderen schweifen.
»Wieso wissen Sie es nicht?«
»Ist etwas passiert?«, fragte er zurück.
Er holte sich eine Zigarette aus Tasche und zündete sie sich an.
»Mr. Hartwick, die Fragen stelle ich«, sagte Frank mit Nachdruck.
»Wo ist Ihr Wagen normalerweise um diese Zeit?«
»In der Garage.«
»Und heute?«
Er machte eine kreisende Bewegung mit der Linken. »Irgendwo in dieser schönen Gegend«, brummte er.
»Haben Sie ihn etwa verloren?«, fragte der Polizeicaptain sarkastisch.
»So kann man es nennen.«
»Zum Teufel, erklären Sie es vernünftig. Sie können sich denken, dass ich nicht zum Spaß hier
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