0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
den gefährlichen Killer, der Heinz überwältigt hatte.
Wenn sie auf diesen Mann traf, mußte sie schnell sein, sehr schnell sogar.
Und so ging sie weiter. Beseelt von dem Gedanken, ihren Mann aus dieser furchtbaren Lage zu holen. Die Augen brannten. Es war das heiße Brennen der Tränen und das Feuer ihrer eigenen Willenskraft, das dort zusammenkam und sich mischte.
Manchmal zuckte es um ihre Mundwinkel, wenn sie wieder eine dieser Folterszenen zu Gesicht bekam. Doch sie kümmerte sich nicht mehr darum. Es interessierte sie nur die eine Aufgabe.
Leider hatte Uta einen großen Fehler gemacht. Beseelt von dem Gedanken, ihren Mann zu befreien, hatte sie nicht so direkt auf den Weg geachtet, wie sie es eigentlich hätte tun sollen. Die ungefähre Richtung zum Eingang hatte sie zwar eingeschlagen, aber sie war von der normalen Hauptstrecke abgekommen.
Deshalb fiel ihr auch die Szene auf, die sie bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Sie war gut und hell erleuchtet. Im schrägen Winkel schritt Uta auf die breite Nische zu, konnte auch hineinschauen, ohne selbst gesehen zu werden, und blieb plötzlich stehen, als wäre sie vor eine Mauer gerannt.
Ihren Augen bot sich ein fürchterlicher Anblick!
***
Der Schlag in den Nacken hatte Suko von den Beinen gerissen, und erwar mit dem Gesicht zuerst in das auf dem Boden liegende feuchte Stroh gefallen.
Für ihn war die Welt schlagartig untergegangen, aber Suko war ein durchtrainierter Mensch, der auch einstecken konnte.
Vielleicht war es auch ein innerer Motor, der den Chinesen antrieb und sein Unterbewußtsein alarmierte. Es meldete sich bei ihm und stieg hoch an die Oberfläche, so daß es die langen Schatten der Bewußtlosigkeit allmählich durchbrach.
Suko erholte sich langsam.
Es war wie das berühmte Auftauchen aus einer Tiefe ohne Böden, und fast an der gleichen Stelle, wo ihn der Hieb erwischt hatte, spürte er abermals die Berührung.
Diesmal von einer Hand.
Und sie gehörte Kamikaze, der den Inspektor mit einer Bewegung und einem heftigen Ruck auf die Beine zog, als wäre der Mann ein Stück Holz.
Suko stand – und brach wieder in den Knien ein, weil er noch zu schwach war.
Er hörte das harte Lachen seines Gegners, der ihn nicht zu Boden fallen ließ, sondern dicht vor dem Aufprall wieder auf die Füße riß, so daß Suko abermals stehen konnte.
Diesmal wurde er festgehalten.
Ein leises Lachen erreichte seine Ohren. Kamikaze hatte es ausgestoßen, und es troff vor Gemeinheit und Häme. »Ich habe dich, Chinese. Ich habe dich endlich gefangen. Akim Samarans Plan war ausgezeichnet, er ist voll aufgegangen, du wirst keine Chance mehr bekommen und stirbst so, wie die Leute früher vom Leben in den Tod befördert worden sind. Durch Hängen!«
Hängen – hängen…
Die Echos schmerzten in Sukos Kopf. Er öffnete die Augen schaute in die Höhe und sah alles wie durch einen Schleier oder Filter.
Vor ihm pendelten die Schlingen.
Eine sehr nah, die zweite weiter rechts, während die dritte »besetzt« war.
In ihr hing die Puppe. Der Strick saß stramm am Hals des Mannes.
Noch immer hatte Suko weiche Knie. Dieser verdammte Treffer hatte ihn fast gelähmt. Allmählich kroch auch die Angst in ihm hoch, es nicht mehr schaffen zu können, denn ein Mensch wie Kamikaze kannte keine Gnade. Und gerade auf den Chinesen hatte er es abgesehen, weil dieser zuletzt die Pläne des Killers so empfindlich gestört hatte.
Zwei freie Schlingen…
Für welche der beiden sich Kamikaze entscheiden würde, war Suko nicht bekannt.
Noch hatte Kamikaze zu tun. Deshalb packte er Suko, drehte sich herum und lehnte ihn gegen einen Geländerpfosten. Er war sich seiner Sache sicher, sonst hätte er nicht so reagiert, doch zuvor wollte er sichalles bis ins Detail zurechtlegen.
Suko schwankte. Er spürte in seinem Rücken den Druck des Holzes. Das Gerüst, der Boden, die Wachspuppen, sie alle führten vor seinen Augen einen Tanz auf, so daß Suko kaum in der Lage war, eine Standortbestimmung vorzunehmen.
Auch Kamikaze bewegte sich schwankend. Mit einer spielerisch leichten Bewegung packte er die Leiter und stieß gleichzeitig den Mann in der Schlinge so weit nach hinten, daß er den nötigen Platz bekam, um die Leiter an ihm vorbeiziehen zu können.
Er hätte es geschafft, bevor der Körper wieder zurückpendelte.
Die ausschlagenden Beine aber trafen eine der Wachsfigurenfrauen und stießen sie zu Boden.
Kamikaze ging mit der Leiter zu einem anderen Pfosten und lehnte
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