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0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

Titel: 0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie es auch immer so. Bei Ritterfilmen und…«
    Uta Gerber lächelte sparsam. »Ich weiß, mein Junge, daß sie es im Fernsehen so machen. Daran will ich mir kein Beispiel nehmen. Das darf ich einfach nicht.«
    »Und wozu hast du das Schwert?« Eine gute Frage, dachte Uta.
    »Vielleicht möchte ich Vati helfen…«
    »Dann geh doch los.« Die Frau überlegte. Sie schaute auch an ihren beiden Kindern vorbei.
    Edda sagte überhaupt nichts. Die Angst hatte ihr die Kehle zugeschnürt. Sie schaute auf ein seltsames Bild. Der Henker besaß keine Waffe mehr. Er schlug trotzdem zu und bewegte dabei rhythmisch seine Arme und die leeren Hände. Die Kniende hatte ihre Haltung nicht verändert, nur die Hände faltete und streckte sie.
    »Willst du es nicht versuchen, Mutti?« fragte Jörg.
    »Was denn?«
    »Du mußt zuschlagen und dem Henker den Kopf…«
    »Jörg, bitte!« Der Junge verstummte. Er wußte nicht, was er noch sagen sollte. Seine Mutter schien überhaupt nicht belehrbar zu sein.
    »Aber du hast doch das Schwert geholt«, sagte er nach einer Weile.
    »Das ist auch alles.«
    »Dann geh und befreie Vati. Wenn der andere kommt, mußt du schlagen, sonst wird Vater…«
    »Ich weiß es«, erwiderte Uta Gerber mit rauher Stimme. »Ich weiß es so genau.«
    »Wir bleiben dann hier.« Jörg deutete auf seine Schwester. »Ich passe schon auf.«
    Uta strich mit einer Hand über das blonde Haar des Jungen.
    Dabei bemühte sie sich, die Tränen der Angst in seinen Augen zu übersehen. So ganz gelang es ihr nicht.
    »Meinst du, daß du es schaffst, Mutti?«
    »Ich habe mich noch nicht dazu entschlossen, Junge.«
    »Aber du kannst nicht lange warten. Ich würde ja gehen, aber ich kann das Schwert nicht halten.«
    Jörgs Bitten und Quälereien hatten bei Uta einen ersten Erfolg gezeigt. Sie dachte darüber nach, wie es wohl aussehen könnte, wenn sie sich in Bewegung setzte und zuschlug.
    Sie hatte diesen Mann noch in einer schrecklichen Erinnerung.
    Das war keine Wachsfigur gewesen. Wenn sie ihn tötete, käme das einem Mord gleich. Und sollte sie damit leben können?
    Andererseits ging es um ihren Mann. Heinz mußte aus diesem verdammten Käfig herausgeholt werden, sonst kam er vor Qualen noch um. Für Uta hatte es keinen Sinn mehr, noch länger zu überlegen. Sie mußte sich endlich dazu durchringen und alles in die Wege leiten, was nötig war.
    Jörg stieß sie an. »Hast du dich entschlossen, Mutti? Willst du es jetzt machen?«
    Uta nickte, obwohl sie nicht davon überzeugt war. »Ja«, flüsterte sie, »ich mache es. Ich werde gehen und euren Vater befreien.«
    Jörg wußte nicht, ob er erleichtert aussehen sollte. Jedenfalls nickte er zweimal und wurde von seiner Mutter so heftig umarmt, als wäre es ein Abschied für immer…
    Auch Edda kam an die Reihe. Sie preßte ihre tränenfeuchte Wange gegen die der Mutter, flüsterte und schluckte einige Male, bevor sich Uta nur mit Mühe von ihren Kindern lösen konnte. »Und ihr versprecht mir, hier zu bleiben?«
    Die Kinder nickten.
    Uta warf noch einen Blick auf den Henker ohne Richtschwert und die betende Frau. Sie rechnete damit, daß den Kindern von deren Seite keine Gefahr mehr drohte.
    »Hol uns Vati zurück!« bat Jörg. Er stand da und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    »Ich verspreche es«, erwiderte Uta Gerber lahm, ohne allerdings selbst davon überzeugt zu sein.
    Für Uta Gerber war es ein schrecklicher Gang. Sie fühlte sich selbst wie ausgelaugt. Am liebsten hätte sie sich irgendwo hingelegt, geheult und dabei gehofft, daß alles nur ein böser Traum war, was sie hier erlebte. Leider stand sie inmitten der Realität, und sie mußte sich nicht nur mit diesen Dingen abgeben, auch mit den Folgen, die diese Realitätbrachte.
    Es war einfach furchtbar.
    Uta verließ die Nische und merkte es kaum. Sie warf auch keinen Blick zurück. Hätte sie jetzt auf ihre Kinder geschaut, wäre es ihr nicht mehr möglich gewesen, weiter zu gehen.
    So aber konzentrierte Uta die Gedanken auf ihren Mann, der sich in einer fürchterlichen Lage befand. Sie wunderte sich darüber, daß sie ihn noch nicht hatten schreien gehört, denn die Lage in dem Loch konnte keiner stumm durchstehen.
    Uta Gerber kam sich selbst vor wie eine dieser zu einem unheimlichen Leben erwachten Wachspuppen. Jedenfalls bewegte sie sich auf eine ähnliche Art und Weise voran. Sie setzte die Schritte nicht flüssig, die Bewegungen der Beine wirkten abgehackt und ruckartig.
    Den Griff des Schwerts hielt sie nur

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