0384 - Die Welt der Unsichtbaren
eigenes Leben riskierte, war Hamory rücksichtslos und ersparte sich nichts.
Oft genug hatte er an sich selber gewagte wissenschaftliche Experimente mit unberechenbaren Folgeerscheinungen durchgeführt. Eine dieser Folgeerscheinungen waren seine tiefen Narben.
Dr. Ereget Hamory berichtete, daß von den vierundsiebzig Schwerverletzten unterdessen sechs Mann trotz aller Rettungsversuche gestorben seien. Fünfzehn weitere Freifahrer schwebten in höchster Lebensgefahr, würden aber wahrscheinlich durchkommen. Wer von ihnen bleibende Hirnschäden davontragen würde, konnte er allerdings nicht genau sagen. Das menschliche Gehirn war praktisch der einzige Körperteil, der weder regeneriert noch durch „Ersatzteile" repariert werden konnte.
Nach Hamory erhob sich der Versorgungschef.
Er meldete, daß inzwischen so viel Lebensmittel geborgen werden konnten, daß die Besatzung sechs Wochen damit auskäme. Weitere Vorräte für schätzungsweise drei Monate müßten noch aus den schwerbeschädigten Lagerräumen herausgeholt werden können.
Anschließend kam der Hyperphysiker zu Wort. Er war verantwortlich dafür, daß die rund fünfhundert Einzelteile einer zerlegten Hyperfunkstation schnellstens aus den Verstecken geborgen wurden und daß sofort mit dem Bau der Station begonnen werden konnte.
Roi Danton atmete erleichtert auf, als er erfuhr, daß die Gurrads keines der raffiniert angelegten Verstecke gefunden hatten. Eine leistungsfähige Hyperfunkstation war die Voraussetzung dafür, daß Prison II von der Hilfsexpedition, die von Burdsal Kurohara geholt werden sollte, überhaupt gefunden wurde. Immerhin durchmaß die Kleine Magellansche Wolke im Mittel 13000 Lichtjahre und beinhaltete 6,8 Milliarden Sonnenmassen. Ohne Anhaltspunkt oder Hyperfunksignale würde selbst die gesamte solare Flotte einige hundert Jahre benötigen, um sämtliche Sonnen anzufliegen; darin waren aber noch nicht die Untersuchungen sämtlicher Planeten enthalten.
Weniger erfreulich war der Bericht von Edelmann Rasto Hims. Der Erste Offizier der FRANCIS DRAKE teilte den Anwesenden zuerst mit, daß das Schiff nur auf einer gutausgerüsteten Werft wieder instandgesetzt werden konnte, eine Tatsache, die jedermann sich bereits an den Fingern einer Hand hatte abzählen können.
Seine Meldung, aus den versteckten und inzwischen teilweise geborgenen Ersatzteilen könne keine der vorhandenen Korvetten startklar gemacht werden, bedeutete für manchen Edelmann einen argen Schock.
Aber, setzte Hims hinzu, wenn man die FRANCIS DRAKE ausschlachtete, ließen sich die benötigten Ersatzteile und Aggregate herstellen. Er überreichte dem Ausrüstungsoffizier eine lange Liste von jenen Dingen, die benötigt und entweder aus der FRANCIS DRAKE ausgebaut oder neu angefertigt werden mußten. Worauf der Mann leichenblaß wurde.
Zuletzt ergriff Roi Danton selbst das Wort.
„Wir sind", sagte er in seiner knappen Art, die im Gegensatz zu jenem gekünstelten, affektierten Benehmen vergangener Tage stand, „zweifellos in der mißlichsten Lage, in der wir jemals gewesen waren. Aber keinesfalls dürfen wir unsere Lage als hoffnungslos betrachten."
Er lächelte, als Oro Masut seine Zustimmung lautstark verkündete.
„Es gibt einige Pluspunkte, die uns hoffen lassen, auch aus dieser Situation mit halbwegs heiler Haut herauszukommen. Da ist einmal Kurohara mit seiner Korvette, die, wenn alles einigermaßen glatt verlaufen ist, sich bereits in der Milchstraße befinden müßte. Perry Rhodan wird alles daransetzen, um uns zu helfen. Aber bitte, erwarten Sie nicht schon morgen oder in einer Woche seine Hilfsflotte über Prison II meine Herren Edelleute. Wenn Rhodan uns wirksam helfen will, muß er einen großen Teil der Imperiumsflotte zusammenziehen und ein taktisches Konzept errechnen lassen.
Zweitens werden wir bald einen leistungsfähigen Hyperkom besitzen, mit dem wir vorerst nicht senden, sondern erst dann, wenn wir Signale der Hilfsflotte empfangen. Immerhin können wir uns bemerkbar machen, das ist wichtig.
Drittens verfügen wir über ausreichend Lebensmittel und Trinkwasser. Außerdem kann dieser Planet uns im Notfall reichlich mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgen.
Und viertens - für den Fall, daß die Hilfsflotte nicht durchkommen sollte, werden wir eines Tages mit der instandgesetzten Korvette aus eigener Kraft starten können."
Er unterbrach sich, als ein Mediziner die Kantine betrat, zu Dr. Ereget Hamory eilte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Roi
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