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0385 - Gefangene der Echsen

0385 - Gefangene der Echsen

Titel: 0385 - Gefangene der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Eindruck eines Kämpfers, nicht in diesem Augenblick. Etwas mußte ihn bis tief in die Grundfesten seines Daseins erschüttert haben.
    »Was wirst du tun, Gatnor von den Sümpfen?« fragte Norr gespielt ruhig. »Dein Projekt ist gescheitert - wieder einmal. Was kannst du dem Volk sagen, wenn es nach den Fortschritten fragt?«
    Gatnor öffnete das Maul mit den doppelten Zahnreihen. Die gespaltene Zunge bewegte sich pendelnd.
    »Ich kann dem Volk sagen, daß deine Freunde für das Scheitern verantwortlich sind«, erwiderte er. »Deine Freunde aus dem anderen Universum, der anderen Existenzebene, oder was auch immer es für eine Welt ist. Die Säuger, die bei uns vor Jahrmillionen ausgestorben sind.«
    Norr sah ihn überrascht an. »Wie das?«
    »Jene, für die du dich damals so stark machtest, als sie in unsere Welt eindrangen«, fuhr Gatnor fort. »Der aus ihrer Art, der jetzt durch mein Tor kam, hat die Maschine gesprengt, die das Weltentor schuf. Die Verbindung ist wieder erloschen. Es gibt sie nicht mehr. Und dieser Säuger trägt die Schuld daran.«
    »Wie das?« Norr wußte, daß er in Zamorra und den anderen Freunde gewonnen hatte, die versprochen hatten, ihm und dem Volk der Sauroiden zu helfen. Aber die Zerstörung des Tores war doch keine Hilfe, im Gegenteil! Wie also konnte der Säuger, der Mensch, die Schuld an der Zerstörung tragen, wenn seine Art helfen wollte?
    Gatnor schwieg. Norr fragte sich, warum der Oberpriester sich nicht zu den Einzelheiten äußern wollte. Warum verschwieg Gatnor ihm etwas?
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte der Überwacher.
    »Du behauptest damit, daß ich lüge?« fauchte der Oberpriester ihn an.
    »Wenn du mir nicht verrätst, was geschah, muß ich davon ausgehen«, versetzte Norr. »Denn ich weiß, daß diese Menschenwesen nicht gelogen haben, als sie Hilfe versprachen. Du bist in einer schwierigen Lage. Du hast dem Volk öffentlich Versprechungen gemacht, die du nun nicht einhalten kannst. Ich könnte dir helfen. Wir könnten zusammen arbeiten.«
    »Nein«, sagte Gatnor. »Das ist unmöglich.«
    »Und warum?«
    »Weil du andere Ziele verfolgst als ich, Reek Norr. Weil du allein durch deine Funktion mein Gegner bist. Weil du mich haßt und mir vorwirfst, daß meine Leute deinen Stellvertreter Tu-Ak Shats erschossen haben.«
    »Trotzdem bin ich in diesem Fall zur Zusammenarbeit bereit, denn ich weiß, daß du diesmal keine illegalen oder moralisch verwerflichen Wege beschritten hast…«
    Gatnor lachte höhnisch.
    »Woher, glaubst du, das zu wissen? Nein, wir können nicht zueinander finden. Wir sind Gegner. Jeder weiß es. Du verurteilst und bekämpfst meine Methoden. Wie sollten die anderen glauben, daß wir Zusammenarbeiten, wenn schon ich dir nicht traue? Verlasse mein Wohn-Ei, Norr, oder ich töte dich.«
    Plötzlich hielt er einen Nadelwerfer in der Faust. Norr hatte vorher nicht bemerkt, wo Gatnor die Waffe trug. Jetzt sah er in die Mündung. Er wußte, daß die Kältepriester in ihren Nadel werfern Kälteprojektile verschossen, die eine Erstarrung hervorriefen. Je nach Dosierung und Konstitution des getroffenen Körpers führte sie zur vorübergehenden Lähmung oder gar zum Tod. Reek Nòrr war nicht sicher, wie er ein Nadelgeschoß verkraften würde. Es war besser, sich der Waffengewalt zu beugen und zu gehen. Er selbst mochte seine Waffe nicht benutzen. Nicht hier und nicht jetzt. Er war kein Killer. Die Waffe diente lediglich seiner Sicherheit.
    »Ich gehe, Gatnor von den Sümpfen, aber du solltest dir mein Angebot überlegen. Es gilt noch immer ohne Einschränkung.«
    »Geh, oder stirb«, fauchte Gatnor.
    Reek Norr fühlte Angst in dem Oberpriester. Etwas war geschehen, das ihn verändert hatte. Norr war sicher, daß Gatnor früher auf ein Angebot zur Zusammenarbeit eingegangen wäre. Wenngleich er dabei auch Hintergedanken hegte, seinen Partner hereinzulegen. Jetzt war das aber anders. Jetzt weigerte er sich strikt. Er mußte zutiefst erschüttert sein.
    Was war im Tempel geschehen?
    »Das schaue ich mir einmal näher an«, murmelte Norr und verließ Gatnors Wohn-Ei.
    ***
    Zamorra war nahe daran, Humphrey Bott einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Bott, der Nörgler, wollte einfach nicht wahrhaben, daß dies hier eine Welt war, die sich von der Erde in den wesentlichen Punkten unterschied, und daß es hier Sauroiden gab. Immer deutlicher gab er Zamorra zu verstehen, daß er ihn und die anderen für ausgekochte Lügner hielt. Samson T.

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