0385 - Horrornacht im Himmelbett
tot.«
Ich wischte über mein Gesicht. Plötzlich fühlte ich mich verdammt mies. Ich hatte einen schalen Geschmack im Mund. Die Zunge schien mit Metall bestrichen worden zu sein. Ich wischte mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, drehte mich um, hob die Schultern und sah ein, daß wir hier nichts mehr zu tun hatten.
Ein Telefon fand ich an der Rezeption. Während ich unsere Mordkommission anrief, schaute ich auf die Leiche. Der Portier lag auf dem Rücken. Seine Augen waren gebrochen. Er und der Gast hatten ihr Leben verloren, und es war auf eine so schlimme und sinnlose Weise geschehen, daß mir heiß und kalt wurde.
Wir wollten das Eintreffen der Mordkommission noch abwarten.
Ich hatte mich auf einen Stuhl gesetzt, rauchte und starrte zu Boden.
Suko saß ebenfalls. »Es scheint mir so, John, daß der Tote oben, Samaran und Kamikaze die einzigen Gäste gewesen waren.«
»Das stimmt wohl.«
»Und wie geht es weiter?«
Ich schaute auf. Noch immer stand das Gesicht des toten Jeff Terry vor meinen Augen. Er war in unserem Beisein gestorben. Ferngelenkt in den Tod geschickt. Ein furchtbares Schicksal, für das sich wahrscheinlich der winzige Homunkulus verantwortlich zeigte. Ich hatte ihn erlebt und wußte auch, daß er gefährlich war. Daß er allerdings so schlimm sein würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.
»Wir müssen sie finden, Suko.«
»Ohne Spur?«
»Denk an das Himmelbett.«
Ich winkte ab. »Was willst du damit anfangen? Weiß du eigentlich, wie viele Himmelbetten es auf der Welt gibt?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Es müßte eines sein, das wir mit Samaran und seinen beiden Helfern in Verbindung bringen können. Vielleicht gibt es irgendwo ein besonderes Bett. Das müßte doch herauszufinden sein.«
»Willst du alle Besitzer von Himmelbetten ausfindig machen. Selbst wenn wir das schaffen würden, frage ich mich noch immer, was die mit diesem Bett wollen?«
»Bestimmt nicht darin schlafen.«
»Das glaube ich auch.«
Die Mordkommission traf ein, und wir verschoben unsere Unterhaltung. Ich war in Groß-London bekannt dafür, daß ich die Kollegen oft von den Schreibtischen weg an die Tatorte holte. Auch jetzt schaute man Suko und mich bitterböse an.
»Und dann gleich zwei«, hieß es.
»Wir können nichts dafür.« Ich bat den Doc, sie genauer zu untersuchen und uns auch sofort eine Diagnose zu geben. Das tat der Arzt dann auch. Beim Portier war er sich nicht sicher, denn dieser Mann besaß noch Kopfverletzungen. Man wunderte sich über den Staub, der neben dem Toten lag. Ich bat darum, ihn einzusammeln und für eine Analyse mitzunehmen.
»Gibt es da einen bestimmten Grund?«
»Wahrscheinlich.«
Die Kollegen folgten meinen Anweisungen. Soweit wir Aussagen verantworten konnten, gaben wir sie preis. Ansonsten fiel alles unter das Siegel der Verschwiegenheit.
»Das schätze ich an euch so«, kommentierte der Chef der Truppe.
»Eure Bereitschaft, mitzuarbeiten.«
»Lassen Sie den Sarkasmus. Wir wissen selbst, daß es nicht gut ist, aber wir können nicht anders. Dieser Fall läuft wieder in eine Richtung, mit der wir uns beschäftigen müssen.«
Der Kollege strich über seinen Oberlippenbart. »Geister oder Vampire?«
»Keines davon.« Ich nickte ihm zu. »Wir sehen uns vielleicht später noch einmal.«
Dann gingen wir.
Es hatte aufgehört zu regnen. Wahrscheinlich besserte sich das Wetter tatsächlich. Trotzdem konnte dies an meiner Laune nichts ändern. Sie blieb weiterhin ziemlich schlecht, denn ich sah am Horizont dunkle Streifen auftauchen, die mir verdammt nicht gefielen…
***
Ein Märchenschloß war es nicht, aber es sah herrlich aus und wirkte inmitten der grünen Landschaft irgendwie verzaubert und verwunschen. Dafür hatten die Besitzer des Schlosses gesorgt, als sie das Äußerliche aufmotzten, renovierten und aus dem alten Gemäuer so etwas wie einen Bau machten, der auch als Filmkulisse hätte dienen können, so perfekt war alles gemacht worden.
Natürlich hatten die Leute es nicht aus Nächstenliebe getan. Dahinter steckten rein geschäftliche Interessen, denn die Besitzer des Schlosses wollten den neuen Trend ausnutzen.
Hin zur Romantik hieß es bei den jungen Paaren. Man hielt wieder Händchen, man schaute in den Mond, man sprach über die Zukunft und las Gedichte romantischer Autoren aus dem vergangenen Jahrhundert. Liebe, Schmerz, Leid, das war alles so wunderbar, und fast jeder Romantiker kam sich irgendwie vor wie ein kleiner Werther, den
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