0385 - Horrornacht im Himmelbett
Goethe so hatte leiden lassen.
Romantik war also »in«, Romantik verkaufte sich gut, und zu den Gefühlen mußte auch das Äußere passen.
Wenn sich die Paare gefunden und endlich den Hafen der Ehe angesteuert hatten, wollten sie auch entsprechend übernachten. Man bot das Schloß als Ort für eine Hochzeit an, und in den oberen Räumen lagen die Schlafgemächer, wobei eines besonders hervortrat, denn es war der große Raum mit dem herrlichen Himmelbett.
Ein Prunkstück war dieses Bett. Für die Hochzeitler das absolut Wahre, die Spitzenleistung einer handwerklichen Kunst. Es war für die Besitzer des Schlosses in der Tat ein Glücksfall gewesen, daß sie an das Bett herangekommen waren.
Auf welchen Wegen, darüber schwieg des Sängers Höflichkeit.
Man sagte dem Bett auch magische oder geheimnisvolle Kräfte nach. Jedenfalls sollte das Paar, das in ihm seine Hochzeitsnacht verbrachte, einen großen Kindersegen bekommen.
Ob dies schon eingetroffen war, wußte keiner zu sagen, denn das Bett war noch nicht lange in Gebrauch gewesen.
Jedenfalls störte das die Werbung nicht. So machte Peter Dermont kräftig Werbung für sein Schloß, seine Hochzeitsfeier und natürlich sein herrliches Himmelbett.
Eine heiße Nacht im Himmelbett, damit warb er in den Zeitschriften und ließ das Bett auch abbilden.
Interessant gemachte Werbung zeigt Wirkung. So erging es auch Peter Dermont. Er konnte sich vor Ausbuchungen kaum retten, es lief schon in den ersten Wochen gut an und noch besser weiter, so daß sein Schloß immer vermietet war.
Personal wurde fest angestellt. Bald hatten sie einen fantastischen Koch, der sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmerte und für seine Hochzeitstorten berühmt wurde.
Es lief alles prächtig, und auch das Himmelbett war stets »ausgebucht«. Man schlief wunderbar darin, wenn auch manche Paare des morgens über gewisse Alpträume klagten, die sie des Nachts überfallen hätten, ansonsten aber war alles in Ordnung.
Und so wurde das Hochzeitsschloß nicht mehr als Geheimtip gehandelt, sondern immer berühmter. Peter Dermont, der Besitzer, begann schon damit, sich auszurechnen, wann sich der Kauf amortisiert hatte. Sollte er keine Kundschaft mehr in England bekommen, würde er die Werbung auch für das Festland vorbereiten lassen. Und dann mußte er sicherlich noch ein Schloß dazukaufen, bei dem Andrang, den es geben würde.
Es lief alles wunderbar.
Das Himmelbett war nach wie vor die große Attraktion. Niemand jedoch ahnte von seinem wahren Geheimnis, von einer furchtbaren Kraft und Macht, die tief in seinem Innern schlummerte…
***
Ich hatte den Rest der Nacht nicht besonders gut geschlafen und mehrmals von einem Himmelbett geträumt. Es soll ja Menschen geben, die beim Schlafen die große Eingebung bekommen. Mir erging es nicht so. Ich lag in meinem Bett und bekam keine Eingebung.
Auch beim Frühstück nicht, das ich ziemlich lustlos einnahm. Dabei warf ich einen Blick über die Zeitung, las, was in der Welt wieder passiert war und fuhr anschließend mit Suko zum Yard. Der Verkehr war in der Ferienzeit nicht ganz so dicht. Wir kamen relativ gut durch.
Suko hatte die Lösung auch nicht gefunden. »Hast du mit Shao darüber gesprochen?« erkundigte ich mich. »Beim Frühstück.«
»Negativ?«
»Genau. Sie wußte auch nichts.« Ich stoppte an einer Ampel. »Mir scheint, daß uns nichts anderes übrig bleiben wird, als uns mit dem Wort Himmelbett zu beschäftigen.«
»Willst du die Buchstaben zerpflücken oder auseinandernehmen?«
»Nein, so etwas kann der Computer übernehmen. Er soll uns mitteilen, was er über ein Himmelbett weiß.« Suko klatschte in die Hände. »Toll, das hat er sicherlich noch nie getan.«
»Glaube ich auch.«
»Hoffentlich schläft er nicht ein.«
»Der ist ja nicht so wie du.«
»Schäm dich, über einen Freund so zu reden.«
Das Büro fanden wir beide ziemlich leer, denn Glenda war nicht da. Sie hatte sich eine Woche Urlaub genommen. Wahrscheinlich mußte sie sich auch von mir erholen. Nach dem letzten Fall, der uns in Italien festgehalten hatte, waren wir noch einige Tage zusammengeblieben, und Glenda hatte ihren Urlaub verlängert, während ich mich wieder im muffigen Büro befand. Zum Glück schien wenigstens ab und zu die Sonne.
Über unseren nächtlichen Einsatz war auch unser Chef, Sir James, informiert worden. Ergebnisse konnten wir ihm leider nicht mitteilen, denn er befand sich auf einer dreitägigen Dienstreise. In dieser Woche
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