0385 - Horrornacht im Himmelbett
nachdenkliche Falten. Wenig später schüttelte er den Kopf und lachte auf. »Es kann ein Zufall sein, braucht es aber nicht.«
»Wieso?« Bill schaute uns an. »Lest ihr eigentlich nie Zeitung oder schaut euch die Werbung im TV an?«
»Dazu haben wir keine Zeit«, erwiderte Suko und sprach direkt für mich mit.
Bill lehnte sich zurück. »Das hättet ihr aber tun sollen.«
»Und wieso?« fragte ich.
»Weil hin und wieder in der Zeitung, in den Zeitschriften, im Radio und auch im TV Reklame für ein bestimmtes Schloß mit einem bestimmten Himmelbett gemacht wird.«
Das hörte sich schon besser an. »Kannst du es erklären?«
»Sicher. Ein cleverer Geschäftsmann hat ein Schloß gekauft, es renovieren lassen und als Hochzeitsschloß umbauen lassen. Das Paar kann die Nacht in einem herrlichen Himmelbett verbringen, das noch aus dem Mittelalter stammt und etwas ganz Besonderes darstellt.«
Suko schüttelte den Kopf: Ein Zeichen, daß er davon nichts wußte. Auch ich hob die Schultern.
»Also nicht«, stellte Bill fest. »Tatsächlich, Freunde, das gibt es. Hochzeit im Schloß und die Nacht kann das Brautpaar in einem Himmelbett verbringen. Am Morgen wird den jungen Leuten dann das Frühstück ans Bett gebracht, wenn sie es wollen.«
»Eine gute Sache für den, der genügend Geld hat. Aber wer sagt dir, daß dieses Himmelbett genau das ist, was wir suchen?«
»Keiner.«
»Da beginnt schon das Risiko.«
»Stimmt. Nur frage ich dich nach einer besseren Lösung des Problems.«
»Die habe ich nicht.«
»Wobei wir wieder von vorn anfangen könnten und auf meinen Vorschlag zurückkommen.«
Ich blieb skeptisch. »Der natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei ist.«
»Klar, John, aber solange du keinen besseren hast, mußt du dich damit abfinden.«
Ich wandte mich an Suko. »Was meinst du?«
Mein chinesischer Freund und Kollege gab sich noch unschlüssig.
»Computer oder Bill.«
»Weshalb nicht beides?«
»Ich traue ihm mehr.«
Der Reporter grinste mir zu. Ich mußte zugeben, überstimmt worden zu sein. »Dann rück mal mit Einzelheiten heraus«, forderte ich den Reporter auf.
»Die habe ich nicht.«
»Weißt du denn, wo wir sie bekommen?«
»Das schon.«
Ich leerte nicht einmal den Becher, stand auf und deutete zur Tür.
»Los, den…«
***
Das Schloß lag eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft und wirkte tatsächlich wie ein Bild aus dem Märchen. Wer es mietete und noch Glück mit dem Wetter hatte, konnte dort tatsächlich eine Traumhochzeit feiern. So wie Carol und Jerry Wade.
Die beiden oder vielmehr deren Eltern hatten das Schloß gemietet, um eine würdige Hochzeit zu feiern, die auch in den entsprechenden Rahmen hineinpaßte.
In der kleinen Dorfkirche war es schon sehr feierlich gewesen. So manche Träne war vergossen worden, an den großen Ärger, den es vor der Hochzeit wegen des Brautkleides gegeben hatte, dachte niemand mehr, und man schaute nur noch nach vorn.
Das hieß, es konnte gefeiert werden.
Die Wades waren bekannt. Vielmehr die alten. Jerry Wade würde die Firma seines Vaters einmal übernehmen, und dieser Betrieb stellte Computer her. Eine Hardware, für die sich die großen Elektronik-Giganten nicht interessierten, doch Wade hatte es verstanden, in Marktlücken hineinzustoßen, so daß er in den letzten zehn Jahren ein Vermögen sammeln konnte.
Die Braut stammte auch nicht aus armen Verhältnissen. Ihre Eltern hatten lange Zeit in Übersee gelebt und dort Geld gemacht.
Sie verschacherten Inseln an solvente Käufer.
Geld kam also zu Geld, und die Hochzeit wurde in einem entsprechenden Rahmen gefeiert.
Bei so prominenten Kunden ließ es sich der Besitzer des Schlosses, Peter Dermont nicht nehmen, die Gäste persönlich an der großen Freitreppe zu begrüßen.
Aus der weißen Hochzeitskutsche stieg das Paar. Galant half der junge Mann seiner ebenfalls jungen Frau aus der Kutsche. Die anderen Gäste umstanden das Gefährt und klatschten Beifall. Man hatte sich entsprechend angezogen, trug elegante Gesellschaftskleidung, die Damen waren in Lang erschienen, die Männer hatten sich trotz des warmen Wetters in die Smokings oder Fräcke gezwängt.
Auch Peter Dermont trug einen Smoking. Seine Kleidung schimmerte samtblau. Auf der Freitreppe stand er und lächelte minutenlang, bis die Gesellschaft sich formiert hatte und auf den Eingang zukam. Man schritt über einen sehr gepflegten Kiesweg, der von wohlgestutzten Bäumen flankiert wurde, damit allzu wucherndes Astwerk nicht
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