0385 - Horrornacht im Himmelbett
den Blick auf das prächtige, nicht sehr große Schloß verwehrte.
Dermont wußte, wie man sich zu verhalten hatte. Er schritt dem an der Spitze gehenden Brautpaar entgegen.
Das Mädchen war hübsch. Carol Wade hatte schwarzes, volles Haar, um das sich vor der Hochzeit ein Prominentenfriseur gekümmert und ein Meisterwerk vollbracht hatte. Sie trug es etwas nach hinten gekämmt, und silberne Spangen glänzten wie kleine Halbmonde in der dunklen Pracht.
Der Bräutigam war ein wenig kleiner. Er trug eine Brille mit getönten Gläsern und wirkte durch sein blasses Gesicht ein wenig blasiert. Da konnte er schon mit manchem aus dem Hochadel mithalten. Das blonde Haar hatte er sorgfältig gescheitelt, und kein Windzug zerstörte die Frisur.
Zwei Kinder trugen die lange Schleppe. Dermont sah beim Näherkommen, daß die Braut verweinte Augen hatte. Ob vor Glück oder Sehnsucht, wußte wohl sie nur allein.
Tief atmete Peter Dermont ein. »Herzlichen Glückwunsch dem wunderschönen Paar!« rief er enthusiastisch. Es waren die Worte, die er immer benutzte, weil sie gut ankamen. »Möge Sie das Glück auf Ihrem gemeinsamen Lebensweg niemals verlassen, das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.« Danach begrüßte er die Braut.
Carol lächelte etwas verlegen. Ihr Mann schaute ein wenig spöttisch, bedankte sich aber höflich für die geäußerten Wünsche.
Man feierte nicht sehr groß. 24 Personen hatten sich hinter dem Brautpaar aufgebaut. Alles Verwandtschaft.
Dermont gab den Weg frei.
Gleichzeitig wurde das Portal von zwei Dienern geöffnet. Sie trugen die Kleidung des späten Mittelalters. Kniestrümpfe, Pumphosen, Schnallenschuhe. Alles ging schon mehr in den Barock hinein, nur fehlten die Perücken.
Beide Diener zuckten mit keiner Wimper, als die Gesellschaft an ihnen vorbeischritt. Sie waren es gewohnt, jeden Spleen mit unbewegten Gesichtern über sich ergehen zu lassen.
Peter Dermont war ein Meister der Organisation. Alles hatte er vorbereitet. In der Halle perlte bereits der Champagner in den schmalen Flötengläsern und unter der geschmückten Decke standen weitere Diener bereit, um die Tabletts zu reichen.
Dermont hielt sich im Hintergrund. Mit Argusaugen achtete er darauf, daß alles klappte. Wenn es nicht so nach seinen Wünschen lief, gab er knappe Anweisungen, entweder durch Gesten oder mit Worten. Das Personal spurte. Waren die Gläser leer, wurden sofort frisch gefüllte herangeschafft. Die Toastsprüche, das Klingen der Gläser, hin und wieder das leise Lachen der Gäste, das alles waren Geräusche, die Dermont kannte. Er merkte, daß es diesmal gut lief und begab sich in die Küche.
Sie war hochmodern eingerichtet, und dort wurde ebenfalls hart gearbeitet.
Drei Köche und mehrere Hilfskräfte kümmerten sich um das feudale Menü. Der Chefkoch war ein dunkelhäutiger Mann, der die halbe Welt kannte. An ihn wandte sich Dermont.
»Ist alles klar?«
»Ja, es läuft.«
»Wann können Sie servieren?«
»Wir sind startbereit. Es kommt darauf an, wann die Gäste den großen Hunger verspüren.«
»Das kann sehr schnell gehen. Halten Sie sich bereit.« Dermont hatte sich vorgenommen, auf der Hochzeit zu bleiben und auch im Schloß zu übernachten. Bei dieser Feier mußte alles perfekt gehen, das war er seinem Ruf schuldig.
Aus einer der im Eis stehenden Magnumflaschen goß er Champagner in ein Glas, stellte sich an das Fenster und schaute über die Bäume im Tal hinweg, wo sich auch die Straße durch den Wald schlängelte.
Dort fuhr ein Wagen.
Ein dunkler Rolls Royce.
Peter Dermont, der noch nie etwas von Akim Samaran und dessen Killer Kamikaze gehört hatte, wurde auch nicht mißtrauisch.
Er wandte sich ab und leerte sein Glas…
***
Auch äußerlich so vornehme Menschen reagieren zumeist so, wie normale Leute, wenn sie dem Alkohol zugesprochen hatten. Bei dieser Hochzeitsgesellschaft verhielt es sich nicht anders. Nur trank man »vornehmere« Alkoholika, z. B. Champagner und alten Wein.
Doch in der Menge genossen, blieb die Wirkung auch nicht aus.
Nach dem Dinner wurde es noch lustiger. Da sich einige Offiziere unter den Gästen befanden, wurden natürlich auch Schwanke und Witze erzählt. Die Ladies gaben sich hin und wieder »shocking«, obwohl sie innerlich über die deftigen Geschichten und Witze grinsten, ansonsten versuchten sie vornehm zu sein.
Der junge Bräutigam beteiligte sich nicht an den allgemeinen Erzählungen. Er saß neben seiner Frau, nippte hin und wieder an seinem
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