0385 - Horrornacht im Himmelbett
sagen. Ich hatte mehr Feinde als Freunde. Neider und Menschen, die mich gern tot gesehen hätten. Sie haben es nicht geschafft. Sie konnten meinen Körper vernichten, mein Geist aber lebt weiter. Ebenso wie das Bett. Er und diese Liegestatt bilden eine Einheit.«
»Was willst du von mir?«
»Jeder, der in diesem Bett schläft, gerät in meine Fänge. Der eine stärker als der andere. Es kommt immer auf den Menschen an, der die Liegestatt benutzt. Schon oft haben Hochzeitspaare hier gelegen, und waren am nächsten Morgen verstört. Sie sind nie dazu gekommen, ihren ehelichen Pflichten nachzugehen, weil sie mein Geist daran gehindert hat, denn ich bin der wahre Herrscher. Hast du nie mit Leuten gesprochen, die im Himmelbett ihre erste Nacht verbracht haben?«
»Nein.«
»Sie hätten auch nichts gesagt. Sie hatten Alpträume, die Nacht gehörte nicht ihnen, sie gehörte mir. Ich habe dafür gesorgt, daß dies geschehen konnte, denn meine Kräfte beherrschen das Bett. Ich sehe alles, was sich darum abspielt.«
Carol atmete wieder schneller. Diese Eröffnungen hatten sie geschockt, weil sie so etwas kaum glauben konnte. Sie mußte sich überwinden, um eine nächste Frage zu stellen. »Und was siehst du jetzt?« erkundigte sie sich mit leiser Stimme.
»Ich sehe sie nicht, ich spüre nur die Gefahr, die sich dir nähert. Jeder, der mein Bett benutzt, schwebt in Gefahr. Doch von mir hast du nichts zu befürchten…«
»Von wem dann?«
Da lachte der unsichtbare Hector Valois. »Andere sind da. Sie befinden sich bereits auf dem Weg zu dir. Sie werden in dieses Zimmer kommen, weil sie ebenfalls an das Bett heranwollen, um dessen Geheimnis zu erfahren. Wundere dich nicht.«
»Wo… wo sind sie?«
»Fast vor der Tür, junge Frau. Fast vor der Tür. Und dein Mann ist auch dabei!«
Carol erschrak. »Wieso mein Mann?«
»Wartest du nicht auf ihn?«
»Schon, aber…«
»Er kommt zu dir. Er wird dich nehmen wollen und kann es nicht. Und er ist nicht allein. Andere sind bei ihm, andere. Schau zur Tür, dann wirst du es sehen.«
Es gelang Carol Wade, sich so weit auf die Seite zu drehen, daß sie ihren Blick auf den Zimmereingang richten konnte.
Dort geschah tatsächlich etwas.
Die Tür wurde geöffnet.
Normalerweise quietschen Türen in alten Burgen oder Schlössern.
Das war hier nicht der Fall. Lautlos glitt sie nach innen und scheuerte nicht einmal über den Teppich.
»Jetzt kommt er«, flüsterte die Stimme des Hector de Valois ein letztesmal. »Sieh genau hin, denn dein Ehemann bringt bereits in der ersten Nacht Besuch mit…«
***
Hatte der Unsichtbare gelogen?
Noch sah Carol nichts, doch ihr Herzschlag verstärkte sich, als sie die Schritte hörte. Der oder die Ankömmlinge wurden von der schrägstehenden Tür verdeckt, es konnte nur mehr Sekunden dauern, bis sie plötzlich erschienen.
Dann kamen sie.
Schon beim Anblick des ersten Mannes hätte sie schreien können, denn es war eine furchtbare Gestalt. Größer als die meisten anderen Menschen, dabei mit langen, fahlblonden Haaren, die er an seiner hinteren Kopfseite zu einem Pferdeschwanz zusammengedreht hatte. Sein Gesicht geriet für einen Moment in den Schein der Lampe. Es zeigte die Brutalität auf all seinen knochigen Zügen.
Ein menschliches Monstrum…
Carol Wade schüttelte sich und hielt den Atem an, denn die große Gestalt kam nicht allein. Hinter ihr schob sich abermals jemand in den Raum, und auch diesen Mann kannte sie nicht. Er war kleiner als der erste, trug ebenfalls dunkle Kleidung, und auf seiner Schulter hockte ein Tier, das vielleicht die Größe einer sitzenden Katze besaß.
Die beiden Männer schlichen in den Raum. Ihren eigenen sah Carol Wade nicht. Hatte der Unsichtbare nicht davon gesprochen, daß auch Jerry noch kommen würde?
Sie blickte an den beiden anderen vorbei und konnte die offenstehende Tür erkennen, aber niemand sehen. Nur dahinter hörte sie Geräusche, als würde jemand auf der Stelle treten.
Ein kalter Schauer rann über ihren Körper. Er löste sich mit den Hitzewellen ab, die sie ebenfalls überfielen.
Dann mußte sie ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Männer konzentrieren, die ihr Bett ansteuerten. So unterschiedlich sie auch vom Aussehen her waren, Carol wußte nicht, vor wem sie mehr Angst haben sollte. Beide sahen gefährlich aus. Auch den kleinen Mann wollte sie unter keinen Umständen unterschätzen, er schien sogar der Boß zu sein, denn auf einen Wink von ihm ging der große zur Seite.
Der
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