0385 - Horrornacht im Himmelbett
Kleinere trat an ihr Bett. Dicht daneben blieb er stehen und nickte Carol zu. »Guten Morgen, junge Frau«, sagte er und lächelte dabei kalt.
Carol hatte sich wieder gefangen und auch ihre Stimme zurückgefunden. »Was wollen Sie denn von mir?«
Er stellte sich vor, ansonsten ging er nicht auf ihre Frage ein.
»Mein Name ist Akim Samaran, und es tut mir leid für Sie, daß Sie sich ausgerechnet dieses Bett für Ihre Hochzeitsnacht ausgesucht haben. Hätten Sie kein anderes wählen können?«
»Nein, weshalb?«
»Weil ich das Bett haben will.«
»Das können Sie, Mister. Sie brauchen es nur zu mieten. So haben wir es auch getan.«
Samaran schüttelte den Kopf. »Ich will es nicht mieten, ich will es haben und zerstören. Das ist der Unterschied.«
Er konnte reden, soviel er wollte, Carol begriff von seinen Plänen nichts. Außerdem hatte sich ihr Blick an der Gestalt auf der Schulter des Akim Samaran festgesaugt.
Das war keine Katze, sondern ein Mensch!
Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Das war keine Puppe, sondern ein Mensch, ein Winzling, ein Zwerg, der auf der Schulter eines Normalgewachsenen Platz hatte.
Sie versuchte nicht mehr, nach Erklärungen zu suchen. Ihr war alles egal, auch die Stimme des Unsichtbaren. Hier Verbindungen herstellen zu wollen, überschritt ihre Kräfte. Das war nicht möglich, zuviel stürmte auf sie ein, und sie schaute zu, wie der Mann neben dem Bett seinen Kopf erhoben hatte. Er interessierte sich überhaupt nicht mehr für sie. Das Bett war wichtig.
Manchmal nickte er sich selbst zu, wenn sich seine Lippen bewegten, er aber keinen Ton sprach.
»Ist es das Bett?« fragte Kamikaze.
»Ja.«
»Und es, hat tatsächlich ihm gehört.«
»Sicher. Hector de Valois!«
Als die junge Frau den Namen aus dem Munde Akim Samarans hörte, erschrak sie.
Das blieb dem Mann nicht verborgen. Er beugte sich vor und fragte: »Ist etwas?«
»Nein, nein!«
»Keine Lüge!« Plötzlich klang seine Stimme scharf. Es sah so aus, als wollte er sie schlagen, und die Augen des Zwergs auf seiner Schulter begannen zu leuchten.
»Ich kenne ihn nicht!« stieß sie hervor.
»Weshalb hast du reagiert?«
»Weil ich ihn hörte.« Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie hatte sich halb aufgesetzt und stützte sich auf ihren linken Ellbogen. »Seine Stimme war plötzlich da. Ich hörte, aber ich sah ihn nicht. Er warnte mich und sprach davon, daß man seinen Körper zwar hatte vernichten können, aber nicht seinen Geist. Er wäre ein gefährlicher Magier gewesen.«
»Das stimmt«, bestätigte Samaran. »Ein Magier war er. Magier und Wissenschaftler. Er wußte genau Bescheid. Er kannte viele Geheimnisse. Leider ging von ihm zuviel im Laufe der wechselvollen Geschichte verloren, aber er war einer der wenigen, die eine Spur des Grals aufgenommen hatten. Dabei hätte er mächtig werden können, wenn nicht irgendwelche Feinde zu groß gewesen wären und ihn töteten. Aber von seinen Aufzeichnungen existiert noch ein Teil. Ich weiß es, und ich weiß auch, wo ich es finden kann.« Samaran streckte seinen Arm aus. Die Hand umklammerte einen der Pfosten hinter dem gerafften Vorhang. »Hier kann ich alles finden. Hier in seinem Bett befindet sich ein großes Geheimnis. Alte Überlieferungen derjenigen, die damals schon viel wußten…«
»Bitte, Mister, ich weiß nichts. Wirklich nichts. Ich wollte hier nur mit meinem Mann die Hochzeitsnacht verbringen…«
Samaran lachte auf. »Ach ja«, sagte er. »Mit deinem Mann wolltest du die Nacht verbringen. Das ist die Idee. Ich habe ihn ja mitgebracht. Möchtest du ihn sehen?«
»Ja, ja!«
»Wirklich?« fragte Samaran noch einmal nach, während er sich bereits umdrehte.
Sie nickte nur.
Der Zwerg auf Samarans Schulter begann plötzlich zu lachen. Das Gelächter gefiel Carol überhaupt nicht. Irgend etwas mußte er in der Hinterhand halten, darauf deutete seine Reaktion hin.
Samaran streckte seinen Arm aus. Er deutete auf die Tür.
»Kommt!« rief er laut. »Man will euch sehen!«
Carol Wade achtete nicht auf die genauen Worte. Während unter ihr noch immer Hochzeit gefeiert wurde und weiterhin der Champagner floß, schaute sie auf die Tür.
Sie wurde aufgedrückt.
Sehr langsam, als wollte es ihr junger Mann besonders spannend machen. Und dann kam er.
Zuerst erschien der Schatten innerhalb der kleinen Lichtinsel. Ein seltsamer Schatten, irgendwie verwachsen aussehend, zwar menschlich, aber dennoch anders.
Er kam näher.
Carol konnte ihn besser erkennen
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