0386 - Der Tod des Höllenfürsten
sonst irgend eine Richtung bewegten. Hinzu kam, daß es zuweilen auch »bergauf« oder »bergab« ging, wobei eine Art künstlicher Schwerkraft vortäuschte, daß sie sich nach wie vor zu ebener Erde geradlinig bewegten, obgleich der Gang einen Knick nach oben oder nach unten machte und das auch deutlich zu sehen war.
Ted Ewigk erging es nicht anders. Auch er hatte bereits die Orientierung verloren.
»Wir nehmen den Gang dort«, sagte Zamorra. Er markierte den, aus dem sie gekomen waren, und den anderen, in den er eindringen wollte, mit dem Amulett und setzte sich dann in Bewegung. Nach wie vor vibrierte es schwach in seiner Hand, auf die Höllenenergie reagierend, und gab eine schwache Wärme ab.
Ted Ewigk folgte ihm.
In dem vorherigen Gang hatte schwach rötliches Licht geherrscht. Hier wechselte es zu giftigem Grün, ließ aber schon nach ein paar Metern nach, obgleich es von der Kreuzung her so ausgesehen hatte, als würde es in der Ferne sogar noch heller werden. Aber der Eindruck, wie so viele andere, täuschte.
»Hier stimmt was nicht«, sagte Ted. »Ich kann die Falle fast schon riechen.«
Zamorra blieb stehen. »Was riehst du, Freund?«
»Noch ein paar Schritte weiter, und wir landen mitten in Satans Kochtopf«, murmelte der Reporter. »Verlaß dich auf mein Gefühl. Wir sollten umkehren.«
Er starrte in die Dunkelheit, versucht sie zu durchschauen. Etwas warnte ihn; sein Gespür, auf das er sich noch immer hatte verlassen können. Er wunderte sich, daß Zamorra nichts bemerkte. War das noch normal?
Hinter ihnen ertönte Knurren.
Die beiden Männer wirbelten herum.
Am Anfang des Korridors, an der Kreuzung, befand sich etwas Schattenhaftes. Dunkles Grün in grünem Licht, verfließend, verschwimmend. Aber inmitten dieses Unheimlichen glühten Augen. Drei funkelnde Punkte, dicht nebeneinander stehend.
Wieder ertönte das Knurren, diesmal schon lauter, drohender. Und das Grüne drang in den Gang ein!
Es füllte ihn vollkommen aus.
»Falle zu«, murmelte Ted. »Gehen wir weiter, tappen wir garantiert in diese Falle hinein, bleiben wir stehen, erwischt uns dieses Ungeheuer! Wie mag es uns gefunden haben, Zamorra? Werden wir vielleicht beobachtet? Haben die Dämonen das Biest auf uns angesetzt?«
»Nicht unbedingt. Es gibt unzählige Bestien, die hier durch die Gänge strolchen. Es kann Zufall sein, daß das Biest uns hier über den Weg läuft. Aber es wird gleich merken, daß wir ziemlich unverdaulich sind.«
Das Grüne war jetzt nur noch wenige Meter entfernt.
Zamorra hob das Amulett und wollte ihm den Angriffsbefehl geben.
Im gleichen Moment erlosch die Wärme, verschwand das Vibrieren. Merlins Stern war einem Augenblick zum anderen nur noch eine handtellergroße Scheibe aus einem unbekannten, silbrig schimmernden Metall.
Es durchraste Zamorra wie ein Schock.
Abgeschaltet! Blockiert!
Seine beste und stärkste magische Waffe und dazu die einzige, die er hier in den Tiefen der Hölle effektiv einsetzen konnte, war wirkungslos geworden, kaum mehr als ein nutzloses Stück Blech.
Und es gab nur einen, der das bewerkstelligen konnte. Leonardo deMontagne, der Fürst der Finsternis! Nur er besaß die Möglichkeit, aus der Ferne mit einem starken Geistesbefehl einzugreifen und das Amulett abzuschalten. Denn er hatte es einst selbst längere Zeit besessen und benutzt, und eine schwache Verbindung war immer noch da…
Daß es ausgerechnet jetzt abgeschaltet wurde, konnte kein Zufall sein. Bei Leonardo deMotagne gab es keine Zufälle.
Er mußte darüber informiert sein, daß sein Feind Zamorra hier war.
Zamorra fand keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken. Die grüne, verschwimmende Bestie griff an…
***
Sara Moon hatte erkannt, daß sie beobachtet worden war. Es war ausgesprochenes Pech, daß diese junge Chinesin ausgerechnet jetzt ihren Spaziergang durch Caermardhin machte. Ein paar Minuten Zeitunterschied, und die Druidin wäre unbeobachtet geblieben. Jetzt aber war die Chinesin hinter ihr her. Sara Moon konnte ihre Gedankenströme erkennen. Die Chinesin näherte sich der Gangkreuzung.
Sara Moon hatte damit gerechnet.
Sie faßte einen Entschluß. Im gleichen Moment, als Su Ling die Gangkreuzung erreichte und vorsichtig um die Ecke spähen wollte, versetzte sich die Druidin im zeitlosen Sprung unmittelbar hinter den Rücken der Chinesin. Su Ling spürte den Luftzug, als die Druidin hinter ihr erschien und die dort vorhandene Luft verdrängte, wirbelte herum und sah Sara. Ihre Augen
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