0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Fähigkeiten von einst, aber Sara Moon war eine Silbermond-Druidin und noch dazu Merlins Tochter. Er hatte bislang nie feststellen können, wie stark sie wirklich war. Wenn sie auf ihn vorbereitet war, mochte es geschehen, daß sie ihn überwand.
Das durfte nicht sein.
Amos suchte seine privaten Gemächer auf. Dort hatte ihn bisher noch niemand zu stören gewagt, und die Sperren ließen auch niemanden hindurch. Hier, in seinem »Allerheiligsten«, hütete der Ex-Teufel sein größtes Geheimnis: die Amulette.
Zamorra wußte von einem Exemplar, das sich in Sid Amos’ Besitz befand. In Wirklichkeit waren es deren drei, und Amos hoffte, daß, er sein Geheimnis noch geraume Zeit bewahren konnte. Es hatte ihm seinerzeit schon nicht behagt, daß er in Zamorras Gegenwart eine dieser handtellergroßen Silberscheiben hatte einsetzen müssen. Von den beiden anderen brauchte niemand etwas zu wissen. Und Amos hoffte, daß er irgendwann auch die drei noch fehlenden in seine Gewalt bringen würde.
Vorsichtig nahm er eines der Amulette aus dem Versteck und aktivierte es. Dann kehrte er wieder zu Sara Moons Schlafraum zurück. Mit dem Amulett sicherte er sich gegen einen eventuellen Überfall, während er die Abschirmung öffnete und den Raum betrat. Er sondierte den Raum. Der war tatsächlich leer. Nirgendwo lauerte eine Unsichtbare, um anzugreifen oder zu entfliehen.
Amos untersuchte die Beobachtungseinrichtung und erkannte, daß das Beobachtungsfeld manipuliert worden war. Deshalb hatte es keinen Alarm gegeben.
Der Ex-Teufel ballte die Fäuste. Er setzte das Amulett ein, um in der Zeit rückwärts zu schauen und festzustellen, wie und wann Sara Moon entkommen war. Diese Silberscheibe war zwar bei weitem nicht so stark wie die von Professor Zamorra, aber mit seinen eignen magischen Kräften konnte Sid Amos es entsprechend unterstützen. Schon bald sah er das Bild der Zelle und erkannte, was geschehen war.
Er schalt sich einen Narren.
Sara Moon hat ihn getäuscht. Sie war bereits erwacht, als er seinen letzten Kontrollbesuch machte. Und sie war kurz nach seinem Gehen aus der Zelle verschwunden! Mit dem Zeitauge mußte sie herausgefunden haben, wie er die Abschirmungen neutralisierte, und sie hatte alles getan, den Eindruck zu erwecken, sie sei noch hier.
Jetzt mußte sie irgendwo in Caermardhin herumspuken!
Sid Amos glaubte nicht daran, daß sie einfach verschwunden war. Sie war garantiert noch hier, denn sie würde schwerlich ihren Dhyarra-Kristall aufgeben. Er war schon so weit fortgeschritten, daß ein Aufgeben einen zu empfindlichen zeitlichen Rückschlag für sie bedeuten mußte. Sie würde, so wie er sie einschätzte, lieber einen verzweifelten Kampf um ihren Kristall führen, als noch einmal ganz von vorn zu beginnen und einen schwachen Kristall erster Ordnung wieder durch die Rangstufen hindurch aufzubauen.
Amos versuchte, sich in die Gedankengänge der Druidin hinein zu versetzen. Sie war schon einmal gegen ihn unterlegen, und sie mußte damit rechnen, daß er noch stärkere Geschütze gegen sie auffuhr, wenn er ihre Flucht bemerkte.
Was würde sie tun?
Geiselnahme, Erpressung?
Wahrscheinlich. »Na warte«, murmelte Amos. »Ein Sid Amos läßt sich nicht erpressen. Auch nicht von dir kleinem Miststück.«
Er stellte sich auf sie ein und begann mit seinen magischen Mitteln nach ihr zu suchen. Die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger spannten ein Dreieck auf, in dem ein Bild erschien. Sid Amos sah, wo sich die Druidin befand. In der Tat hatte sie Su Ling in ihre Gewalt gebracht und befand sich jetzt in deren Unterkunft. Möglicherweise wartete sie dort auf Wang Lees Rückkehr.
Amos verzog das Gesicht. Der Mongole würde sich natürlich davon beeindrucken lassen und auf ihre Forderungen eingehen, nur damit Su Ling nichts passierte. Sid Amos war von diesen Emotionen weit entfernt. Wenn es sein mußte, würde er Su Ling eben opfern. Aber er dachte nicht daran, der Druidin nachzugeben.
Im Gegenteil.
Caermardhin war seine Domäne und seine Verantwortung. Das hier war sein Reich, und er beherrschte es. Er ließ sich nicht vorschreiben, was er zu tun hatte.
Er brach die Beobachtung ab, damit die Druidin nicht zufällig darauf aufmerksam werden konnte. Dann näherte er sich Su Lings Quartier und machte sich bereit, anzugreifen. Das Amulett würde ihm dabei eine gute Hilfe sein.
***
Wang Lee Chan kehrte zurück. Während manch anderer, der Chaermardhin suchte, sein ganzes Leben mit dieser Suche zubringen
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