0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Gewalt aus der Hölle holen müssen, falls ihm wirklich die Flucht gelingen sollte.
Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als Astardis wieder auftauchte.
»Du hast dich erholt und neue Kräfte gewonnen«, stellt der Dämon fest, noch ehe Norr etwas sagen konnte.
»Das ist gut, denn du wirst diese Kräfte brauchen.«
Norr starrte ihn aus seinen großen runden Augen finster an. Langsam schoben sich die Krallen aus den Fingerkuppen hervor, fast unmerklich spannte Norr seine Muskeln. Er hoffte, daß der Faltenwurf seiner Kleidung nichts davon verriet.
Der Sauroide bereitete sich auf einen Angriff vor.
»Was ist mit Choash?« fragte er. »Was hast du mit dem Priester der Kälte gemacht?«
»Oh, der ist bereit«, sagte Astardis, »seinen Befehlen zu folgen. Ich hoffe, daß du ebenso bereit bist.«
»Ich sagte es schon bei deinem letzten Besuch in meiner bescheidenen Behausung«, erwiderte Norr spöttisch. »Nun, welche Befehle hast du für mich? Ich soll jemanden töten, hast du vorhin angedeutet. Wen? Einen anderen Dämon? Kannst du das nicht selbst?«
»Ich will es aus bestimmten Gründen nicht«, sagte Astardis. »Du kommst nun mit mir, damit ich dir zeigen kann, was du zu tun hast.«
Er machte eine Handbewegung.
Norr fühlte, wie Magie ihn erreichte und durchflutete. Er spürte sie, und er wunderte sich im gleichen Moment, wie schwach er gegen sie war. Was sollte das alles? Seine Umgebung wechselte, und noch ehe er sich von der Bestürzung erholen konnte, daß die Dämonenmagie um so vieles stärker war als seine eigene, fand er sich Choash gegenüber wieder.
Choash hielt eine Waffe auf Norr gerichtet. Einen Nadelwerfer.
»Bevor du dich fragst, woher er die Waffe hat: Ich habe sie ihm gegeben«, sagte Astardis. »Als ihr zusammen in einem Raum eingesperrt wart, hatte er sie nicht bei sich. Jetzt aber bin ich seiner Loyalität mir gegenüber endgültig sicher.«
Reek Norr sah sich um. Er befand sich in einem prunkvollen Wohnraum. Es gab nur wenige, schwache Lichtquellen, aber unglaublich viele glitzernde Diamanten, die das wenige Licht vielfach reflektierten. Der Dämon hatte hier Schätze angehäuft, wie Norr sie nie zuvor an einem Platz gesehen hatte. Edelsteine, Gold, Silber… der ganze große Raum strotzte nur so davon. Die vielen funkelnden Schmuckstücke streuten eine diffuse, annähernd gleichmäßige schwache Helligkeit durch den Raum.
Choash stand in der Nähe der Tür, den Nadelwerfer auf Norr gerichtet. Der Dämon selbst ließ sich auf einem Diwan nieder und klatschte in die Hände. Abstoßende häßliche Kreaturen tauchten auf und begannen, ihn mit Speise und Trank zu bedienen. Norr verspürte ebenfalls Hunger und Durst. Aber Astardis lud ihn nicht ein, mitzuhalten.
»Schau«, sagte Astardis.
Mitten im Raum entstand ein plastisches, dreidimensionales Bild. Eine Vertiefung, davor drei große, prunkvolle Sitze und auf der anderen Seite einige weniger prunkvolle Sitzreihen. Die drei Einzelsitze und die Sitzreihen bildeten zusammen mit einer zwischen ihnen um die Vertiefung führenden Flammenwand ein Hufeisen. Die vierte Seite blieb offen.
»Hinter dem Feuer residiert der Kaiser LUZIFER«, sagte Astardis. »Mache dir über ihn keine Gedanken. Er wird dich nicht mit seinem Anblick erschrecken. Du könntest ihn auch nicht ertragen. Ich sage dir das alles nur, damit du weißt, worum es geht. Du wirst nicht in die Flammenwand fliehen können.«
Er zeigte auf die Sitzreihen. »Dort werden hochgestellte Dämonen sein«, sagte er. »Und hier, auf einem dieser drei Sitze, werde ich sein.«
Was soll das bedeuten? fragte sich Reek Norr.
»Derjenige, der sich in der Vertiefung befindet, ist es, den ihr mit euren starken magischen Kräften töten werdet«, sagte Astardis. »Choash, sage ich, daß es keine Möglichkeit des Verrates gibt.«
Der Priester der Kälte grinste schmatzend.
»Wir werden ihn töten«, sagte er. »Aber wenn man uns fragt, in wessen Auftrag, wird es keine Antwort geben. Wer Astardis verrät, wird vorher sterben. Niemand wird wissen, daß er uns den Auftrag gab. Die Behandlung hindert uns daran, etwas auszusagen.«
»Wie schön«, murmelte Reek Norr bedrückt. Er fragte sich, ob das für ihn wirklich so zutraf wie für Chaosh. Immerhin konnte er sich nicht erinnern, entsprechend behandelt worden zu sein. Aber die Brutalität Astardis’ ließ ihn frösteln. Wenn sie beide einen Dämon unter den Augen zahlreicher anderer Dämonen töteten, würde man sie zwangsläufig
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