0386 - Götzentanz im Märchenpark
wußte es genau, und ich ließ dich nicht aus den Augen.«
Suko nickte. »Ich weiß.«
»Und du fährst trotzdem?«
»Weshalb nicht?«
»Weil es für dich eine Reise ohne Wiederkehr geben wird, das verspreche ich dir.«
»Mal sehen.«
Der Chinese blieb ruhig. Er dachte an seine Kräfte und auch an seine Waffen. Zudem würde es Kamikaze nicht leichtfallen, ihn während der Fahrt zu killen. Schließlich gab es zahlreiche Zeugen, die zusahen. Da mußte er sich schon etwas anderes einfallen lassen.
So rollten sie weiter. Hinter ihnen lachten die Fahrgäste noch. Sie machten sich gegenseitig Mut. Das Seitengestänge huschte vorbei.
Gesichter wurden zu Schatten, die Strecke führte schon leicht bergauf, und vor ihnen tauchte der Eingang des Tunnels wie das gefräßige Maul eines Raubtiers auf.
Suko warf einen kurzen Blick nach rechts und sah eine andere Bahn den Kreisel durchfahren. Vielleicht wollte Kamikaze ihn genau dort aus dem Wagen stoßen.
Er war auf alles vorbereitet.
Leider ließ ihm die Sicherheitsstange nicht viel Bewegungsfreiheit. Es war auch nicht so einfach, an die Pistole oder den Stab zu kommen. Beides trug der Inspektor bei sich. Und wenn er es jetzt schon versuchte, wurde der Killer neben ihm nur unnötig aufmerksam.
So blieb er ruhig, aber wachsam.
Sie näherten sich der Einfahrt in den Tunnel. Suko konnte erkennen, daß der Schienenstrang ziemlich steil in die Höhe führte und sie schon nach wenigen Yards von der Dunkelheit verschluckt wurden. Gleich würde der Tunnel sie wieder ausspeien um sie in ein Tal zu schicken: Anlauf und Aufstieg zum Überschlagkreisel.
Bei der Bergfahrt wurden die Passagiere gegen die gepolsterten Rückenlehnen gedrückt. Auch Suko kippte nach hinten. Kamikaze ebenfalls. Im letzten noch einfallenden Licht sah Suko die Bewegung des Killers. Er war schneller gewesen als der Chinese, denn eines seiner gefährlichen Messer hatte er bereits griffbereit in seiner Tasche stecken gehabt…
***
Marsha Devine ließ es sich nicht nehmen, die letzten Knochen zusammenzufegen und in eine Mülltonne zu werfen. »Erklären kann ich mir das alles noch immer nicht«, gab sie zu.
»Auch mir fällt es schwer.«
Lachend ging sie zum gefüllten Kühlschrank. Mit zwei Gläsern und einer Flasche Limonensaft kehrte sie zurück. »Kommen Sie, trinken wir einen Schluck.« Sie schenkte ein und reichte mir ein Glas. »Da haben Sie es besser als ich, John.«
»Weshalb?«
»Sie nehmen die Magie als Erklärung. Daran will ich nicht so recht glauben.«
»Finden Sie sich damit ab, wenn Sie mit Akim Samaran zu tun haben!« Ich konnte so offen sprechen, weil Marsha eingeweiht worden war. Sie hatte auch von Samarans Besuch berichtet.
»Der sieht mir danach nicht aus.«
»Da gebe ich Ihnen recht. Nur wer sieht schon aus wie ein Mörder? Wenn Sie sich die Bilder von Schwerverbrechern anschauen, werden Sie überrascht sein, wie normal viele von ihnen wirken.«
»Das habe ich auch schon gehört.«
Wir hatten beide unsere Gläser geleert, und ich fragte Marsha, welchen Plan sie verfolgte.
Die Farbige legte sich gegen eine Sesselkante. »Eigentlich keinen bestimmten. Ich wollte nur die Verbindung zwischen Ihnen und meinem Boß halten. Hier, wenn etwas ist.« Sie griff in die rechte, aufgesetzte Seitentasche der Hose und holte ein sehr flaches Gerät hervor, das Ähnlichkeit mit einem Taschenrechner aufwies. »Ein Walkie-Talkie«, sagte sie. »Direktverbindung zum Chef.«
»Meldet er sich auch bei uns, wenn es Neues gegeben hat?«
»Das ist abgemacht.«
»Dann können wir ja.«
Sie lachte. »Was ist los? Sie klingen so energiegeladen.«
»Das bin ich auch. Wenn sich Samaran und seine Helfer hier in Adventure World herumtreiben und gewisse Dinge unter magische Kontrolle bekommen haben, müssen wir höllisch auf der Hut sein.«
»Sie meinen, daß es Unsinn wäre, im Bungalow zu bleiben?«
»So ist es.«
»Ich bin einverstanden.«
»Ich kenne den Park nicht, Marsha, aber Sie. Schlagen Sie etwas vor, wobei es für mich nur eine Möglichkeit gibt.«
»Sie meinen Sokk-Ull.«
»Ja, den Götzen.«
»Habe ich mir gedacht. Er ist die Hauptattraktion, das Herz des Parks und die Zentrale. Sein Götzentanz wird oft genug von Hunderten von Menschen bestaunt.«
»Er tanzt?«
Sie nickte. »Das gehört zu der großen Schau. Der beginnt zu tanzen, speit Feuer, tobt, will raus aus dem Gefängnis, wobei dann Krieger erscheinen, die gegen ihn fliegen.«
»Wie?«
»Mit extra konstruierten
Weitere Kostenlose Bücher