0386 - Götzentanz im Märchenpark
Flugdrachen.« Sie lachte. »Es ist wirklich sehenswert. Eine irre Schau, sage ich Ihnen.«
»Fahren wir hin.«
»Wollen Sie direkt, dann bestelle ich uns einen Wagen. Wir können aber auch mit dem Adventure Train fahren. Das ist ein Zug, der die großen Attraktionen im Park ansteuert.«
»Nehmen wir ihn.«
»Gut, kommen Sie.«
Ich packte noch meine Waffen ein und legte dabei besonderes Gewicht auf den Würfel. Er durfte auf keinen Fall fehlen, weil er mir die Chance gab, andere zu stellen und, wenn möglich, zu vernichten.
Marsha beobachtete mich, während sie eine Zigarette rauchte. Der Glimmstengel steckte in einer Spitze. »Sie sind ganz schön ausgerüstet, John.«
»Das muß leider sein.«
»Hat man Sie noch nie erwischt?«
»Noch lebe ich.«
»So meine ich das nicht. Haben Sie nie das Gefühl gehabt, daß ein Gegner stärker war als Sie?«
Ich winkte ab. »Schon oft. Auch jetzt noch. Ich habe zum Glück gute Freunde, die auf meiner Seite stehen. Das ist unheimlich viel wert, glauben Sie mir.«
»Richtig, Freunde findet man heute selten.« Sie deutete zur Tür.
»Wir sollten gehen.«
Dagegen hatte ich nichts. So traten wir aus den klimatisierten Räumen hinaus in den strahlenden Sonnenschein und damit auch in eine dumpfe Hitze, die mir überhaupt nicht gefiel. Nahe der Wohnanlage wurde sie noch durch die subtropischen Gewächse gefiltert, auf der freien Strecke aber war es schlimm.
Wir verließen den Park, kamen auch an einem großen Schwimmbad vorbei, das zu einem Hotel gehörte, und erreichten eine Haltestelle. Einige Besucher warteten schon dort.
»Diese Züge führen auch so etwas wie einen Speise- oder Getränkewagen mit«, erklärte Marsha. »Wir werden versuchen, uns dort einen Platz zu ergattern.«
Ich hatte nichts dagegen. Mein Blick fiel in den Park. Ich sah das Gestell der Space-Range-Bahn über alle anderen Attraktionen hinausragen, ich hörte die Schreie der Fahrgäste, das Lachen von Kindern und eine Schießerei in der nachgebauten Westernstadt.
Dann kam der Zug.
Er rollte fast lautlos heran, da er von Elektromotoren getrieben wurde. So fuhr man hier umweltschonend.
Der Wagen, den wir uns ausgesucht hatten, befand sich im vorderen Teil. Es war genau der zweite hinter der Zugmaschine.
Wir bekamen einen freien Platz an einem der runden Tische, und Marsha wurde von der Hosteß begrüßt.
»Ein Gast des Hauses«, stellte sie mich vor. Das blonde, junge Mädchen erkundigte sich nach unseren Wünschen.
Wir nahmen Saft. Bei dieser Hitze wäre ein alkoholisches Getränk genau das Falsche gewesen.
Ich saß als einziger in einer Jacke da. Der Schweiß rann mir über den Rücken. Ausziehen konnte ich das Jackett auch nicht, und so freute ich mich, als der kalte Saft durch meine verdörrte Kehle rann.
Wir fuhren inzwischen und erreichten zuerst die Westernstadt. Hier wurde tatsächlich gekämpft.
Stuntmen führten ihre Kunststücke vor. Sie kippten aus Fenstern, fielen von Vordächern oder ließen sich durch die Schwingtüren der Saloons schleudern.
Der Zug fuhr langsamer, so daß die Zuschauer mehr mitbekommen konnten.
Ich schaute ebensowenig hin wie Marsha. Sie hatte ihre Sonnenbrille mit dem gelben Gestell, passend zur Kleidung, aufgesetzt. Ich fragte sie nach ihrem Chef aus.
Sie lachte mich an. »Tut mir leid, aber ich kann Ihnen keine Skandale berichten. Wenn Sie etwas gehört haben sollten, stimmt davon nicht einmal ein Zehntel.«
»Sorry, aber ich habe nichts gehört.«
Sie lehnte sich zurück, schob die Brille hoch und ließ ihren Blick durch den vollbesetzten Wagen gleiten. »Er liebt seine junge Frau sehr«, erklärte sie, »und würde alles tun, um sie aus den Klauen dieses Killers zu befreien.«
»Das glaube ich. Und wie stehen Sie zu ihm?«
Marsha Devine lächelte mich an. »Ich bin seine Geliebte.«
»Oh.«
Sie faßte nach meiner Hand, die ich um das kühle, beschlagene Glas gelegt hatte. »Es ist genauso, wie Sie denken, John. Nur weiß seine Frau von unserem Verhältnis. Sie akzeptiert es.«
»Dann gibt es einen Dreierbund?«
»So ähnlich.«
Das war nicht meine Sache. Ich hatte auch nicht darüber zu richten und entschuldigte mich quasi durch die Blume für meine Fragerei. »Es ist nur so, Marsha, ich wollte herausfinden, wie weit ein Mann gehen will, dessen Frau sich in der Gewalt eines Killers befindet.«
»Sehr weit, John.«
»Haben Sie sich eigentlich Gedanken darüber gemacht, wo Baby de Valois stecken könnte?«
»Ich sah das
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