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0387 - Die magische Jagd

0387 - Die magische Jagd

Titel: 0387 - Die magische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch.
    Die Neugierigen drängten sich vor und wollten ebenfalls einen Blick ins Zimmer werfen. Zamorra schloß die Tür wieder, drehte den Schlüssel herum und stellte fest, daß es sich um den Universalschlüssel des Wirtes handelte. Er zog ihn ab und steckte ihn in die Tasche.
    »Ende der Vorstellung, meine Herren«, sagte er und mit ausgebreiteten Armen drängte er sie alle vor sich her zur Treppe zurück. Erst, als sie alle wieder unten in der Gaststube waren, erlaubte er sich ein erleichtertes Aufatmen. Er legte den Schlüssel auf den Tresen und kehrte an seinen Tisch zurück. Er nahm einen etwas größeren Schluck aus dem Weinglas und füllte aus der Karaffe sofort wieder nach.
    »Sie hat Norr gesehen, ja?« murmelte Ted Ewigk.
    Zamorra nickte. »Aber sie wird jetzt unsicher sein. Erfreulicherweise hat er sich diesmal unsichtbar gemacht. Ich habe ihn gespürt, aber Vittorio konnte ihn nicht sehen.«
    »Diese Närrin«, murmelte der Reporter kopfschüttelnd. »Wir hatten ihr doch extra gesagt, sie möchte die beiden Zimmer bis zu unserer Abreise nicht betreten.«
    »Wir hätten damit rechnen müssen«, sagte Zamorra. »Ich werde gleich noch mal nach oben gehen- und mit Norr reden. Er hat einen Fehler gemacht. Er hätte sich sofort unsichtbar machen sollen, als sie eintrat. Dann wäre das alles hier nicht passiert.«
    »Na gut, rede mit ihm«, sagte Ted. »Aber warte noch ein paar Minuten. Wenn du jetzt sofort wieder nach oben gehst, wissen sie, daß da doch was nicht in Ordnung ist.«
    Zamorra trank wieder einen Schluck. Diese pflichteifrige und neugierige Wirtsfrau! Wahrscheinlich hatte sie sie alle vier jetzt hier unten gesehen und geglaubt, das sei die beste Gelegenheit, die beiden Zimmer zu richten. Diskret und unauffällig. Entweder hatte sie an die Warnung, die Zimmer zu betreten, nicht mehr gedacht, oder sie hatte aus Neugierde den Grund dafür erfahren wollen. Und da hatte sie eben Reek Norr gesehen, den Echsenmann aus einer anderen Welt.
    Norr stammte aus einem sterbenden Universum, das sich vor Jahrmillionen gewissermaßen von der Erde abgespalten und eine eigene Entwicklung genommen hatte. Während auf der Erde die Saurier ausstarben und die Säugetiere sich entwickelten, bis schließlich auch der Mensch die Bühne der Schöpfung betrat, war es in der Echsenwelt genau umgekehrt gewesen. Dort dominierten die Reptile und Saurier, und die menschenähnliche herrschende Rasse, der Reek Norr angehörte, hatte sich aus Dinosauriern weiterentwickelt und weitgehend menschliches Aussehen erhalten. Aber das Echsenhafte war immer noch so deutlich ausgeprägt, daß jeder Mensch einen Sauroiden zuerst einmal für ein Monster halten mußte. Umgekehrt waren die Menschen bei der ersten Begegnung von den Sauroiden für Tiere gehalten worden.
    Reek Norr war von einem Dämon aus seiner Welt in die Tiefen der Hölle entführt worden, und Professor Zamorra und Ted Ewigk hatten ihn befreit und zur Erde geholt, weil dieser Weg für sie am einfachsten gewesen war. Durch das Dimensionstor waren sie in Zamorras Quartier angekommen, und der erschöpfte Sauroide war dort geblieben, um sich von den Anstrengungen zu erholen und zu schlafen. Dabei hatte ihn Maria offenbar überrascht.
    Eine Panne, die nicht hätte passieren dürfen.
    Die Gäste diskutierten noch erregt, was es mit diesem Monster auf sich haben konnte, das Maria gesehen haben wollte. Was konnte das gewesen sein, das diese eigentlich so energische und resolute Frau zu Tode erschreckt hatte? Zamorra hörte der Diskussion mit halbem Ohr zu, um eventuelle bedrohliche Entwicklungen rechtzeitig mitzubekommen. Immerhin war das kleine Dorf hier noch tiefste Provinz, auch wenn es gerade mal sechzig Kilometer von Rom entfernt war. Hier gingen die Uhren noch anders. Dinge wie Hexerei und Magie und Teufel wurden hier nicht mit der großstädtischen Arroganz mitleidig-spöttisch belächelt, sondern sehr ernst genommen und nicht grundsätzlich abgelehnt.
    Zudem war das Dorf ohnehin in Aufruhr. Daß vor kurzem rund drei Dutzend Menschen hier aus dem Nichts aufgetaucht waren, war schon eine Sensation, und Zamorra und Ted Ewigk hatten sich haarsträubende pseudowissenschaftliche Erklärungen dafür aus den Fingern saugen müssen, um noch Zeit für die Rettung Reek Norrs aus den Höllen-Tiefen zu gewinnen. Wenn die Dörfler geahnt hätten, daß Zamorra und Ewigk sich wahrhaftig in die Schwefelklüfte begeben hatten, würde man sie möglicherweise als verfluchte Hexenmeister steinigen.

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