0388 - Der Dämonensarg
zu Boden schlug.
Dumpf erreichte der Aufprall meine Ohren. Natürlich mußten wir uns um ihn kümmern, eine bessere Geisel konnten wir nicht bekommen, wenn nicht etwas anderes eingetreten wäre.
Beide hörten wir den Schrei.
Einen gellenden Ruf. Hoch und spitz hallte er durch den Wald. So schrie nur eine Person, die sich in Not befand.
Suko schaute mich an, ich ihn.
Der Inspektor nickte. »Ich gehe«, rief er und rannte schon davon, während ich mich um unseren speziellen Freund kümmern wollte…
***
Auf dem Wasser schwamm der Kopf!
Ein grausames und scheußliches Bild. Die Wellen spielten mit dem Schädel, der bereits Spuren von Verwesung zeigte.
Wahrscheinlich hatte er lange Jahre im tiefen Bodenschlamm gelegen und war erst durch das Aufwühlen an die Oberfläche gespült worden.
Beide konnten nicht hinschauen. Ed und Terry klammerten sich aneinander, während die Frau immer wieder flüsterte: »Das darf doch nicht wahr sein. Nein, das ist verrückt! Wahnsinn…«
Ed gab keine Antwort. Irgend etwas hatte seine Kehle zugedrückt.
Es fiel ihm sogar schwer, Atem zu holen, aber er mußte einfach weg und konnte sich trotzdem nicht rühren.
Unter seinen Füßen spürte er den nachgiebigen Schlamm und hatte dabei das Gefühl, auf den langen Haaren eines zweiten Schädels zu stehen, aber das entsprach seiner Einbildung.
»Komm!« flüsterte er, »komm…«
Er wollte zurück und drückte Terry von sich, um sich besser bewegen zu können. Ein Schritt trennte sie, und genau in diesem Zwischenraum stieg der zweite Schädel in die Höhe.
Er kam vom Grund hoch, drückte sich näher an die Oberfläche und war immer besser zu erkennen.
Ein altes Gesicht, bleich, aufgedunsen, von den Spuren der Zeit gezeichnet, so trieb er hoch, bis er die Oberfläche durchbrach, von einer Welle erwischt und gegen Terry Morgan gedrückt wurde.
Sie schrie.
Diesmal gellend und laut. Mit einer heftigen Bewegung warf sie sich zurück, geriet dabei ins Schwanken und konnte nicht vermeiden, daß eine Welle über ihr Gesicht floß.
Auch Ed Sommer stand Todesängste durch. Vielleicht noch größere als die Frau. Nervenstärke gehörte nicht zu seinen hervorstechenden Eigenschaften. Er war mehr der Softie. Die Exkursion hatte ihm von vornherein nicht gefallen. Lieber wäre er in London geblieben, als in dieser verfluchten Gegend herumzuirren.
Er stand da und rührte sich nicht. Schaute auf den Kopf. Ekel nistete in seinem Blick. Es kostete ihn eine ungemein starke Überwindung, seine Hand zu senken und die Haare anzufassen. Er spürte sie naß in der Hand. Dann hob er den Kopf mit einem Ruck in die Höhe und schleuderte ihn fort.
Er hatte so viel Kraft in den Wurf gelegt, daß der Schädel über den Uferrand hinwegflog und irgendwo zwischen den Büschen landete. Erst jetzt kam Sommer wieder dazu, sich um seine Freundin zu kümmern.
Terry Morgan war ebenfalls nicht an Land geklettert. Sie stand noch im Tümpel, hatte Ed angeschaut und ließ auch jetzt ihren Blick nicht von seiner nassen Gestalt.
»Raus!« keuchte sie. »Wir müssen hier raus!«
»Ja! Ja!« schrie er zurück. »Ich will auch raus. Ich will weg aus diesem verdammten Wald!«
Sie faßten sich an den Händen. Gemeinsam bewegten sie sich auf dem Schilfgürtel, der das Ufer als schmaler Rand umgab. Dabei halten sie Mühe, die Beine zu heben, denn der Schlamm war so zäh, daß er schon an eine Gummimasse erinnerte. Er wollte sich um ihre Füße legen. Sie zerrten, unterstützten sich gegenseitig und hielten sich an den aus dem Wasser wachsenden Rohren fest.
Dann wateten sie aufs Trockene. Der Schilfgürtel wurde von ihnen eingerissen. Schlamm und Schlick wichen einem härteren Untergrund. Sie keuchten beide, über ihre Gesichter rann eine dunkle Brühe. Manchmal spien sie das Zeug auch aus, wenn es über ihre Lippen rann. Naß waren sie. Die Kleidung klebte auf ihrer Haut, sie rochen nach dem brakigen Wasser, waren aber froh, dem Tümpel entkommen zu sein.
Zuerst blieb Terry stehen. Sie warf den Kopf in den Nacken und atmete keuchend. »Ich begreife das nicht, Ed. Was ist mit diesem verfluchten Wald los?«
»Du hast es doch gesagt. Er ist verflucht!« Ed vollführte wilde Handbewegungen. »Jeder Baum, jeder Strauch, jeder Fußbreit Boden ist hier verwunschen. Ich bin sauer, ich hätte tot sein können, ich…«
»Okay, okay, wir müssen weg!«
»Wenn man uns läßt!«
Ed Sommer besaß kaum Energie. Da reagierte Terry schon anders.
Sie wollte nach ihrer Brille fassen
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