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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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vom korrekten Sitz meiner Pistole vergewissert hatte.
    Die Aktentasche nahm ich in die Linke. Dann ging’s über einen staubigen Weg an den Bäumen vorbei. Über dem Platz hing heller Dunst. Die nahen Berge mit ihren waldigen und wasserspeichernden Hängen drückten Nebel in die Niederungen.
    Ich sah mich nach dem Riesenrad um.
    Es stand am Rande des Platzes, links von mir. Dahinter begann der Wald.
    Ich ging in die Richtung. Ich schlängelte mich durch die engen Gassen zwischen den Buden und Wohnwagen, wurde von struppigen Kötern angekläfft, hörte in einem der Wohnwagen ein Baby weinen, schaute mich häufig um, hatte alle Sinne gespannt, fühlte das Kribbeln unter der Kopfhaut und erreichte das Riesenrad.
    Das Stahlgerüst reckte sich zu imponierender Höhe. Die Gondeln standen still, das Kartenhäuschen war geschlossen. Niemand war zu sehen.
    Ich blickte mich um.
    Neben dem Riesenrad standen eine Lösbude, die sich »Glückshafen« nannte, und ein großer, flacher Bau — das Spiegel-Kabinett. Es war fast zwanzig Yard lang und ebenso breit. Genau konnte ich es nicht- abschätzen, da ich die Seitenwände nicht sah. Vorne befand sich eine schmale Tür. Ihr grelles Rot hob sich wie ein schreiender Mißklang von dem Violett der Außenwände ab. Mit riesigen weißen Lettern war die Aufschrift »Spiegel-Kabinett« über die linke Hälfte der Frontseite gepinselt. Das gleiche verkündete eine Gruppe Neonbuchstaben, deren Beleuchtung jetzt natürlich nicht eingeschaltet war, auf dem Dach der Bude. Sie wirkte auf mich wie ein flacher, breiter Blechkasten.
    Ich trabte auf die linke Ecke zu.
    Ich spähte in den Gang, der sich zwischen der Längsseite des Spiegel-Kabinetts und einer Schießbude auf tat.
    Ich sah die grüne Tür. Sie paßte zu dem Violett noch weniger als vorn die rote.
    Hinter dem Spiegel-Kabinett standen Bäume. Dort begann der Wald, der,sich dann ohne Unterbrechung bis auf das Hochplateau des San Fernando Valley , schob.
    Ich faßte den ledernen Griff der Aktentasche fester, blickte mich noch einmal um, ohne etwas Auffälliges zu entdecken, und ging dann auf die grüne Tür zu.
    Meine Sohlen glitten über feuchtes Gras.
    Ein paar lange Halme krochen unter die Aufschläge der Hosenbeine, klebten sich feucht an die Haut der Waden und vermittelten mir die häßliche Vorstellung, durch eine mit kriechendem Gewürm angefüllte Grube zu gehen.
    Jetzt erreichte ich dir Tür, Ich schob die Rechte in den Ausschnitt des Jacketts und legte die Finger um den Kolben der Pistole.
    Ich setzte die Tasche ab und probierte die kalte, feuchte Metallklinke.
    Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Das Jagdfieber hatte mich gepackt, Ich wußte immer noch nicht, wer der Anrufer war. Mein Gedächtnis ließ mich diesmal im Stich.
    Die Tür war nicht verschlossen. Vorsichtig zog ich sie einen kleinen Spalt weit auf. Dahinter gähnte mir tintige Finsternis entgegen. Wenn der Unbekannte dort lauerte, konnte er mich abschießen wie eine Tontaube, sobald ich mich in der Türöffnung zeigte.
    Ich drückte die Tür wieder zu und überlegte. Vielleicht war es ratsam, von anderer Seite in die Blechschachtel zu gelangen. Denn ob der Unbekannte redliche Absichten hatte, ob er überhaupt etwas zu verraten hatte, oder ob er nur zehntausend Dollar kassieren wollte — das alles blieb vorläufig noch ungewiß.
    Ich lief zur Vorderseite und versuchte, vorsichtig die rote Tür zu öffnen. Es war nicht möglich. Die Klinke bewegte sich nicht um einen Millimeter. Da die Tür kein Schloß hatte, vermutete ich, daß von innen jemand einen Balken unter die Klinke geschoben hatte. Auf der dritten Seite des Spiegel-Kabinetts gab’s keine Tür. Und auch die Rückfront zeigte weder Tür noch Fenster. Also mußte ich doch durch die grüne.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß ich vor etwa dreißig Minuten das Hotel verlassen hatte. Die Direktrice würde jetzt also meine Nachricht an den G-man Carter weitergeben.
    Ich blieb an der grünen Tür stehen, zog die Pistole aus der Schulterhalfter, schob den Sicherungsknopf nach vorn und setzte die Tasche neben mich ins Gras.
    Dann riß ich die Tür weit auf.
    Das trübe. Licht, des jungen Tages fiel als verkantetes Rechteck mit unscharfen Begrenzungen auf den schmutzstarrenden, mit Zigarettenstummel und zerschnitzelten Eintrittskarten übersäten Boden.
    An einer nahen Wand sah ich ein schwaches Blinken. Das mußte einer der Zerrspiegel sein.
    Ich ließ meine Linke um den Rahmen der Tür kriechen.
    Ich
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