0389 - Lucifuge kehrt zurück
mit dieser Meinung über Sid Amos stand sie nicht allein. Wohl die beiden einzigen, die an eine Läuterung des Ex-Teufels zu glauben bereit waren, waren Zamorra und Nicole. Alle anderen warnten. Und in der Tat war Amos auch jetzt in der Wahl seiner Mittel nicht gerade zimperlich. Er setzte seine Magie radikal und rücksichtlos ein, wenn sie seinen Zielen diente, ohne darauf zu achten, ob er vielleicht jemandem damit Schaden zufügte.
Aber Teri hatte nicht protestiert, als von ihr verlangt wurde, daß sie Zamorra nach Caermardhin bringen sollte. Sie mußte sich eben damit abfinden, einmal mehr in Amos’ Nähe zu weilen. Es ging nicht anders. Per Flugzeug nach England zu fliegen, dann mit dem Auto weiter nach Wales… das würde alles zu lange dauern. Und auf anderen Wegen war Caermardhin nicht zu erreichen. Weder Merlin noch Sid Amos waren jemals direkt ansprechbar gewesen. Sie riefen, aber sie ließen sich nicht selbst rufen. Wer etwas von ihnen wollte, mußte zu ihnen kommen - und hoffen, daß man ihm Einlaß gewährte.
Nun befanden sie sich in Teris verwaister Kemenate. Die Druidin sah Zamorra fragend an. »Muß ich bei dem Gespräch dabei sein? Es wäre mir lieber, wenn ich hier bleiben könnte. Du weißt, ich mag Amos nicht.«
»Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen«, sagte Zamorra schulterzuckend. »Mach, was du willst. Vielleicht laufen dir Boris und Reek Norr über den Weg, und ihr könnt euch Geschichten aus eurer Jugendzeit erzählen.«
»Banause«, murmelte Teri. »Ich bleibe hier. Ich bin nicht in der Stimmung, mich mit anderen zu unterhalten.«
»Wie du willst.« Zamorra verließ ihre Unterkunft und orientierte sich. Er war schon oft hier gewesen, aber immer wieder wunderte er sich über die Großzügigkeit, mit der Caermardhin erbaut worden war. Es gab Platz in Hülle und Fülle. So viele Räume, wie es hier gab, konnte Merlin nie immer wirklich nutzen. Dabei mußte die Burg auch noch in eine andere Dimension hinein gebaut worden sein. In ihrem Inneren befand sich weit mehr Platz, als die äußeren Abmessungen es zuließen. Allein der Saal des Wissens übertraf in seinen Abmessungen den Grundriß der Burg bei weitem.
Zamorra brauchte nicht lange nach Sid Amos zu suchen. Er fand ihn in einem der anliegenden Zimmer, dessen Tür weit offen stand. Amos grinste ihn an.
»Ich habe dich erwartet, Zamorra«, sagte er. »Und ich bin sicher, daß ich die Lösung deines Problems bin.«
***
Astardis hatte seinen Entschluß gefaßt.
Er materialisierte einen Zweitkörper auf der Erde. Alles, was dieser feinstoffliche Körper tat und wahrnahm, wurde von Astardis aus den Tiefen der Hölle gesteuert. Er wollte ähnlich vorgehen wie bei seinem ersten Vorstoß zu Tendyke’s Home. Allerdings konnte er diesmal nicht wieder eine Autopanne mimen und sich vom Butler mitnehmen lassen. Er mußte es schon ein wenig anders anfangen.
Zuerst brauchte er eine Basis. Er fand sie in einem kleinen Gasthaus in Florida City. Dort mietete er sich ein, besorgte sich einen Wagen, um beweglich genug zu sein, und überdachte sein weiteres Vorgehen.
Es gab bestimmt mehrere Möglichkeiten, diesem Rob Tendyke und den beiden seltsamen Mädchen, auf den Leib zu rücken. Die beste dieser Möglichkeiten würde Astardis ausführen.
***
»Bist du unter die Hellseher gegangen, Assi?« erkundigte Zamorra sich.
Der ehemalige Teufel runzelte die Stirn. Er mochte diese Verniedlichung seines Namens nicht. Zamorra hob abwehrend beide Hände. Er lächelte.
»Explodiere nicht gleich… woher wußtest du, daß ich komme?«
»Es liegt doch nahe, oder?« fragte Amos. »Du brauchst meine Hilfe, also kommst du hierher. Du suchst jemanden, von dem du glaubst, daß ich ihn kenne und etwas über ihn weiß. Damit könntest du recht haben.«
Zamorra nahm unaufgefordert in einem bequemen Sessel Platz, Sid Amos gegenüber. Merlins dunkler Bruder wirkte etwas abgespannt. Er trug einen grauen Westenanzug und glich einem gestreßten Manager, der sich nichts sehnlicher wünscht als seinen Feierabend bei gleichzeitig spontanem Anstieg der Umsatzkurve seiner Firma.
»Du hast es erfaßt, Sid«, sagte Zamorra. »Ich frage mich immer wieder, woher du deine Information beziehst. Immerhin kannst du meine Gedanken nicht lesen. Und auch nicht die meiner Freunde.«
»Was ich schon immer sehr bedauerlich fand«, sagte Amos. »Aber du solltest wissen, daß ich meine Nachrichtenkanäle habe. Ich sehe viel. Teilweise greife ich auf Merlins Informationssystem
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