0389 - Lucifuge kehrt zurück
Potential«, sagte Amos trocken. »Damals, als ihr Blut vorübergehend schwarz war, beherrschte sie genug Magie. Jetzt aber nicht mehr. Sie ist zu schwach dafür. Mit ihr könnt ihr Astardis nicht zwingen.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Wenn sich magisch begabte Geister zusammenschlossen, um gemeinsam etwas zu erwirken, addierten die Kräfte sich nicht, sondern sie potenzierten sich. Das Ganze war hier weit mehr als die Summe seiner Teile. Wenn Amos behauptete, daß Nicoles schwache Para-Kraït nicht ausreichte, dann war das zugleich die Behauptung, daß Astardis fast unendlich stark sein mußte. Denn Nicole wie auch Teri würden jeweils ein Multiplikator von Zamorras Para-Kräften sein. Wenn noch das Amulett und der Dhyarra-Kristall hinzukamen…
»Ich weiß, woran du denkst«, sagte Sid Amos. »Was glaubst du wohl, weshalb Astardis sich so gut verborgen hält? Glaubst du nicht, daß die Bewohner der Schwefelklüfte selbst schon oft genug versucht haben, ihn aus seinem Versteck hervorzuholen? Alle scheiterten. Seine Widerstandskraft ist zu groß.«
Er zeigte auf Zamorras Brust. »Das Amulett wird dir kaum helfen können. Es verstärkt deine Kräfte, aber nicht genügend. Der Dhyarra? Bist du sicher, daß es nicht inzwischen Sperren in den Gefilden der Hölle gibt, die Dhyàrra-Kräfte abblocken? Immerhin haben sie dort auf den Hinweis, daß Eysenbeiß Verrat übte, sofort reagiert. Eysenbeiß ist tot. Und sie werden mit Sicherheit Maßnahmen ergriffen haben, daß die Ewigen auch nach dem Tod ihres Bundesgenossen nicht mehr in die Geschicke der Hölle eingreifen können. Zamorra, dein Feind Leonardo ist nicht dumm, und die anderen Erzdämonen auch nicht. Du wirst mit der Dhyarra-Magie nichts mehr ausrichten können.«
Er wandte den Kopf. »Du hoffst auf die Druidin? Das ist lächerlich. Sie wird versagen. Denn sie glaubt zu wenig an sich selbst.«
»He!« fuhr Teri auf. »Rede mir nichts ein, du Troll! Du willst doch nur, daß ich im entscheidenden Moment versage, weil du Zweifel in mir säst.«
Amos winkte ab. »Narretei«, murmelte er.
»Was schlägst du statt dessen vor«, fragte Zamorra aggressiv.
Sid Amos sah von einem zum anderen.
»Du, Zamorra. Rob Tendyke. Und ich. Das wäre die ideale Besetzung.«
Tendyke schüttelte den Kopf. »Deine und meine Kräfte harmonieren nicht miteinander«, widersprach er.
Zamorra atmete hörbar ein.
»Woher willst du das wissen?« stieß Amos verblüfft hervor.
»Warst du jemals in Avalon?« fragte Tendyke scharf.
Sid Amos hob die Brauen. Er sah den Abenteurer überrascht an. »Natür…«
Er unterbrach sich, verfiel ins Nachdenken. »Ich weiß es nicht«, gestand er plötzlich unsicher. »Ich kann mich nicht erinnern. Was hat das mit unserem Problem zu tun?«
»Deine und meine Kräfte harmonieren nicht miteinander«, wiederholte Tendyke, als sei das Antwort genug.
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Es war das erste Mal, daß er Sid Amos derart verunsichert sah. Auch er selbst fragte sich, was Tendykes Bemerkung bedeutete. Avalon… das war doch die geheimnisvolle Insel auf der Merlin einst seinen Zauber gewirkt hatte! Und Morgana, die Feenkönigin… die Zeitlose…?
Wie hing das alles miteinander zusammen? Welche Rolle spielte Tendyke hierbei?
Teri Rheken unterbrach das Nachdenken aller Beteiligten, gerade so, als habe sie von dem Reizwort Avalon noch nie etwas gehört. Dabei mußte sie es von Merlin her kennen. Auch das paßte nicht ins Bild…
»Laßt es uns versuchen«, sagte sie. »Zamorra, Amos und ich. Wir harmonieren auf jeden Fall.«
Amos nickte. »Wenn du sicher bist, nicht zu versagen, Druidin…«
»Ich bin sicher«, zischte sie ihn an. »Noch ein Wort, und ich kratze dir die Augen aus!«
Amos hob abwehrend eine Hand. »Wir versuchen es«, sagte er.
Zamorra sah Tendyke an. »Und wenn wir drei es ohne Sid Amos versuchen?«
Der Abenteurer schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Magier«, sagte er. »Ich kann mich nicht mit dem Ex-Teufel messen. Schließt ihr euch zusammen. Ich überwache euch höchstens. Ich wollte, Nicole wäre noch hier.«
Wem sagst du das? dachte Zamorra. Er fragte sich, wo seine Gefährtin in diesem Moment war. Sie brachte die Zwillinge irgendwohin, das war klar. Das war auch gut so. So konnten sie nicht in Gefahr geraten. Zamorra war ein Stein vom Herzen gefallen, als er die verschlüsselte Auskunft von Tendyke erhielt. Aber dennoch hätte er Nicole lieber in seiner unmittelbaren Nähe gehabt.
»Worauf warten wir
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