0389 - Lucifuge kehrt zurück
Peters in das aufklaffende Maul der Panzerechse. Die spitzen Zähne grinsten sie hungrig an. Unwillkürlich wich Monica vor dem Reptil zurück.
Nicole zögerte. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie dachte an die Alligatoren, die vor einiger Zeit einmal in Tendykes Swimming-pool aufgetaucht waren, noch bevor er den magischen Schutzschirm um sein Anwesen errichtet hatte. Damals waren die Biester von einer dämonischen Kraft gesteuert worden und schließlich sogar durch die Luft geflogen, um durch die Glasscheibe des Wohnzimmerfensters zu stoßen und die Menschen anzugreifen.
Sollte es hier eine Parallele geben? Wurde dieser Gator ebenfalls von einer dämonischen Kraft gelenkt? Hatte ein schwarzblütiges Höllenwesen bemerkt, was sich hier abspielte, war vielleicht Astardis längst damit beschäftigt, sich der Menschen anzunehmen, die ihm eine Falle stellen wollten?
Wenn Nicole Zamorras Amulett zu sich rief, konnte sie sich unter Umständen gegen die dämonische Kraft zur Wehr setzen. Das Amulett würde in ihrer Hand erscheinen, auch wenn Zamorra sich mit ihm noch in Caermardhin befand - hoffte sie. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob die Entfernung bis nach Wales nicht doch etwas zu groß war.
Aber noch ehe sie sich dazu durchringen konnte, den Alligator mit magischen Mitteln anzugreifen, trat Clarkton hinter dem breiten Tresen hervor. Energisch stapfte er auf die Panzerechse zu und wedelte mit den Armen. »Husch, Old Sam! Verschwinde! Hier gibt’s noch nichts. Du bist zwei Stunden zu früh dran! Hau ab, raus mit dir!«
Er stampfte auf.
Der Alligator verharrte. Er knurrte unwillig, ein aus tiefster Kehle kommendes dumpfes Brummen. Sein langer Schädel mit dem offenen Maul pendelte hin und her.
»Na los, mach schon!« schrie Clarkton ihn an. »Wirst du wohl!«
Wieder knurrte das Reptil. Dann drehte es sich wahrhaftig um, erwischte mit dem peitschenden langen Schwanz ein paar Stühle und schleuderte sie durch die Gaststube. Die Stühle vertrugen’s; sie schienen eigens stabil genug konstruiert worden zu sein, um solche Attacken zu überstehen. Mit den charakteristischen schlingernden Echsenbewegungen verließ der Alligator den »Saloon« wieder.
Nicole atmete tief durch.
Sie sah die beiden Mädchen an, die blaß geworden waren, dann den Wirt. Der hob entschuldigend die Schultern und breitete die Arme aus.
»Sorry. Das war Old Sam. Eigentlich weiß er genau, daß er um diese Zeit hier nichts zu suchen hat. Aber manchmal versucht er es trotzdem, eine Extraration zu schnorren. Tut mir leid, wenn er Sie erschreckt hat.«
»Sagen Sie nur nicht, das Vieh wäre zahm«, stieß Monica hervor.
»In gewisser Hinsicht schon«, erwiderte Clarkton. »Old Sam hat sich daran gewöhnt, daß er jeden Abend zu einer bestimmten Zeit hier einen großen Batzen Fleisch abholen kann. Er ist ziemlich friedlich. Nur wenn man ihn ärgert, greift er an. Normalerweise läßt er die Leute in Ruhe. Er streift durch die Gegend und ist nebenbei für meinen Betrieb der beste Wachhund. Die Diebe sehen, daß Sam sich hier aufhält und aufpaßt, und schrecken davor zurück. Wer nicht aus Florida City kommt, oder überhaupt aus der Gegend hier, weiß nicht, daß Old Sam ziemlich ruhig ist. Er ist schon ein alter Bursche, hat bestimmt seine fünfundzwanzig Jahre auf dem Buckel.«
»So alt werden die Biester?« staunte Uschi.
»Noch älter.«
Nicole seufzte. »Alles schön und gut, aber was ist, wenn an Old Sams Stelle mal ein anderer Gator hier erscheint? Wie unterscheidet man die Tiere denn überhaupt voneinander? Oder wagen andere sich nicht an die Häuser heran?«
»O doch«, sagte Clarkton. »Sie fühlen sich von den Menschen irgendwie angezogen. Sie sind zu einer Landplage geworden. Sie liegen auf den Straßen herum und behindern den Verkehr, sie schlängeln sich durch die Gärten und kommen auch mal in ein Haus, wenn die Türe offensteht. Und nicht alle sind dabei so friedlich wie Old Sam. Da muß man schon vorsichtig sein. Vor ein paar Wochen hat sich so ein Ally herabgelassen, ein Sonnenbad auf der Rückbank eines Cabrios zu machen. Der Fahrer staunte vielleicht, als er den jungen Burschen in seinem Wagen sah…«
»Das ist ja eine Plage«, sagte Monica. Sie sah Nicole an. »Bei uns, bei Rob, merkt man davon Gott sei Dank nichts. Die Biester kommen nicht durch die Umzäunung. Das kann hier ja heiter werden…«
»Die Gegend wird mir richtig sympathisch«, sagte Nicole sarkastisch. »Um nichts in der Welt würde ich hier auf
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