039 - Der Griff aus dem Nichts
überrumpelt. Jeff brachte ihn zu Dr. Hoppers Praxis, die am Rande von Beverly
Hills im Doheny Drive lag. Es handelte sich um einen dezenten Backsteinbau, der von hohen Sträuchern umgeben war.
Dr. Hopper empfing sie ziemlich kühl, verabschiedete Jeff, nachdem er sich mit ihm unter vier Augen unterhalten hatte, und geleitete Dorian dann in eines der Krankenzimmer.
Das Krankenzimmer sah aus wie ein Boudoir, woraus Dorian schloß, daß Dr. Hopper hauptsächlich weibliche Patienten behandelte. Vor dem Fenster, von dem aus man einen herrlichen Ausblick über den Santa Monica Boulevard bis hin zum Rathaus von Beverly Hills hatte, hingen schwere Vorhänge. Die Wände waren mit weißem Fell bezogen, und es gab neben einer zwanzig Bände umfassenden Bestseller-Bibliothek auch einen Fernsehapparat, ein Telefon und eine Bar.
Eine hübsche Krankenschwester mit Namen Carol war Dorian beim Entkleiden behilflich. Als Dorian mit ihr allein war und sich an der Bar bedienen wollte, verbot sie ihm das freundlich, aber bestimmt. Sie bugsierte ihn ins Bett und nahm ihm den Zinkleimverband ab. Kaum hatte sie das getan, kam Dr. Hopper mit einer Spritze.
„Was soll das?“ begehrte Dorian auf.
„Sie brauchen Ruhe, Mr. Hunter“, meinte Hopper mit sadistischem Lächeln, wie es Dorian schien. „Und außerdem müssen wir damit rechnen, daß die Polizei hier nach Ihnen sucht. Es muß ganz so aussehen, als seien Sie nicht vernehmungsfähig. Jeff hat mir erzählt, daß Sie in der Klemme stecken. Also lassen Sie sich diese Beruhigungsspritze geben.“
Dorian ließ sie sich geben, und fünf Minuten später war er eingeschlafen.
Erst sechzehn Stunden später wachte er wieder auf. Er wußte das, weil sein Blick auf die Kalenderuhr auf dem Nachttisch fiel. Es war der elfte Februar und zwei Uhr nachmittags.
Als hätte irgendeine geheimnisvolle Apparatur ihr Dorians Erwachen angezeigt, erschien Schwester Carol in der Tür. Sie führte einen Wagen mit sich, der mit Delikatessen überladen war.
„Sind Sie bei Appetit, Mr. Hunter?“ fragte sie lächelnd.
„Welche Frage!“ rief Dorian, und das Wasser lief ihm beim Anblick der Leckerbissen im Munde zusammen.
Schwester Carol stellte ihm ein Menü seiner Wahl zusammen. Es war bunt zusammengewürfelt und hätte einem Gourmet wohl kalte Schauer über den Rücken gejagt. Als Dorian die Schwester aufforderte, sich doch eines der Gäbelchen zu greifen und mit ihm mitzuhalten, lehnte sie das höflich und mit dem Hinweis auf ihre Schlankheitsdiät a la Doris Day ab.
Dorian aß wie ein Fürst, und als er sich endlich gesättigt fühlte, war es fünfzehn Uhr durch. Zwischen den einzelnen Bissen hatte er eine anregende Unterhaltung mit Carol geführt, die auf seine Bitte hin die ganze Zeit über bei ihm geblieben war. Doch erfüllte sich seine Hoffnung nicht, irgendwelche weltbewegenden Informationen von ihr zu erhalten. So mußte er sich damit begnügen, seine Kenntnisse über die Hollywood-Stars erweitert zu haben. Über Personen wie Dorothy Malone und Carols Chef Dr. Hopper, die ihn interessierten, bekam er nichts aus ihr heraus.
„Darf ich aufstehen?“ fragte er, nachdem er gespeist und Schwester Carol das Geschirr weggeräumt hatte.
„Wenn Sie sich stark genug fühlen“, war ihre Antwort.
„Ich könnte Bäume ausreißen“, versicherte Dorian.
Tatsächlich fühlte er sich ganz ausgezeichnet. Er machte andeutungsweise einige einfache Gymnastikübungen und stellte zufrieden fest, daß er überhaupt keine Schmerzen mehr verspürte.
„Ich muß Sie aber bitten, Ihr Zimmer nicht zu verlassen“, sagte Schwester Carol streng. „Es könnte sein, daß die Polizei im Laufe des Nachmittags wiederkommt.“
„Wiederkommt?“ wiederholte Dorian und fuhr wie elektrisiert hoch.
„Oh“, machte Schwester Carol betroffen. „Ich habe ganz vergessen, Ihnen das zu sagen. Die Polizei war zeitig in der Frühe hier. Es waren drei Uniformierte in Begleitung eines FBI-Agenten. Sie ließen sich nicht abschütteln und gingen erst, nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß Sie schliefen. Der FBI-Agent, ein Mr. Morton, will heute noch einmal vorbeischauen.“
„Hat er gesagt, was er von mir will?“ fragte Dorian.
„Er sagte, daß es sich um eine Routinebefragung wegen eines Autounfalls handle.“
„Und dafür schicken sie gleich einen FBI-Agenten?“ fragte Dorian verwundert. Und als er merkte, daß Schwester Carol unschlüssig an der Tür stand, fügte er gedankenverloren hinzu: „Danke, Sie
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