039 - Der Griff aus dem Nichts
mitgenommen aus, altes Haus. Aber mache dir nur keine Sorgen. Ich werde das Kind schon schaukeln.“
„So einfach dürfte das auch für dich nicht sein, Jeff“, meinte Dorian. „Der Fall liegt etwas kompliziert. Die Polizei wird bei der Untersuchung feststellen, daß Rudolpho nicht an den Folgen des Unfalls gestorben ist.“
Jeff Parker pfiff durch die Zähne und fragte: „Hast du ihn …“
Dorian winkte ab. „Nein, natürlich nicht. Aber kein Mensch wird mir glauben, daß ich es nicht wahr.“
„Wer war es?“ wollte Jeff wissen.
Dorian verzog den Mund. „Du wirst es mir bestimmt nicht glauben, wenn ich es dir sage, aber ich will den Versuch machen.“
Dorian erzählte ihm den Vorfall mit den Würgearmen plastisch und in allen Einzelheiten. Jeff schwieg beeindruckt, nachdem Dorian geendet hatte. Er äußerte nicht, ob er ihm glaubte oder alles nur für ein Hirngespinst hielt, sondern wich einer direkten Stellungnahme aus und sagte: „Es ist auf jeden Fall das beste, wenn ich meinen Anwalt einschalte. Er wird dich bestimmt mit einer Kaution freibekommen. Aber das schwierige Problem ist, wo wir dich unterbringen sollen. Bei mir bist du nicht sicher, denn dort wird die Polizei zuerst nach dir suchen. Für den Moment mußt du aber unbedingt in der Versenkung verschwinden. Zumindest so lange, bis du mit Edgar Tracy, meinem Anwalt, gesprochen hast. Er wird schon wissen, was zu tun ist.“
„Du nimmst mir das mit den Würgearmen wohl nicht ab, Jeff?“
Es war weniger eine Frage als eine Feststellung.
„Darauf kommt es jetzt gar nicht an, Dorian“, sagte Jeff ausweichend. „Es geht darum, wo wir dich Unterbringen sollen. Moment, ich hab’s!“
Dorian gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört, auf der Rückseite der Schlafzimmerkulissen. Gleich darauf hörte er es wieder. Jemand belauschte sie.
Er sprang auf und vernahm im selben Augenblick sich schnell entfernende, trippelnde Schritte. Ohne lange zu überlegen, holte er im Laufen die Pistole hervor und nahm die Verfolgung auf. Aber er fand sich in dem Kulissendschungel nicht zurecht. Der andere gewann einen immer größeren Vorsprung, und seine Schritte verloren sich rasch in der Ferne. Als Dorian eine Leiter vor sich sah, die zu der Scheinwerfergalerie hinaufführte, bestieg er sie. Oben angekommen, sah er gerade noch, wie eine kleine verwachsene Gestalt durch eine Seitentür ins Freie entwischte.
„Hast du ihn gesehen?“ fragte Jeff Parker von unten.
„Nein“, sagte Dorian.
Er brachte es nicht über sich, Jeff zu sagen, daß es Roul Schwartz war, der sie belauscht hatte. Der kleine Mann hatte so schon Schwierigkeiten genug, sich in der Welt der normal gewachsenen Menschen zurechtzufinden. Er wollte ihm nicht noch Hindernisse in den Weg stellen, indem er ihn vielleicht fälschlicherweise verdächtigte. Daß er sie belauscht hatte, konnte ein Zufall sein und bewies noch überhaupt nichts.
Aber Dorian war dennoch nachdenklich geworden. Er stellte sich die Frage, wo Dr. Fuller wohl überall seine Helfershelfer sitzen hatte. Jeder hier in Hollywood, in Beverly Hills und ganz Los Angeles konnte mit ihm unter einer Decke stecken. Es gab niemanden, der über jeden Verdacht erhaben war.
„Du sagtest, daß du jemanden wüßtest, bei dem ich mich verstecken kann“, erinnerte Dorian den Freund.
„Ich habe an Carlion gedacht“, sagte Jeff. „Er hat in seinem Haus neben der
Praxis noch einige Zimmer mit Krankenbetten. Er könnte dich unterbringen. Bei ihm bist du vor dem Zugriff der Behörden sicher und befindest dich zudem noch in ärztlicher Pflege. Bist du damit einverstanden?“
Dorian nickte. „Es wird wohl das beste sein, aber ich weiß nicht, ob sich Dr. Hopper über mich freuen wird. Ich scheine ihm nicht besonders sympathisch zu sein.“
„Er wird mir den Gefallen schon tun“, versicherte Jeff. „Ich werde dich sofort in meinem Wagen zu ihm bringen.“
Sie verließen das Studio. Dorian fiel als erstes auf, daß der schwarze Lincoln nicht mehr an seinem Platz stand.
Jeff hatte hinter dem Steuer seines zebragestreiften Dua-Ghia L 64 Platz genommen.
Dorian setzte sich auf den Beifahrersitz und fragte: „Wem gehört der schwarze Lincoln mit den getönten Scheiben, der neben dem Eingang des Aufnahmestudios geparkt hatte?“
„Das kann nur Dorothys Wagen gewesen sein“, antwortete Jeff ohne zu zögern. „Warum?“
Dorian gab keine Antwort.
Dorian wurde glatt
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