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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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hatte lange braune Haare, die links gescheitelt waren, und ein schmales Gesicht mit einer überaus scharfgeschnittenen Nase. Roul Schwartz sprach gestikulierend auf ihn ein.
    Dorian hielt den Atem an. Als er sah, daß die beiden das Stiegenhaus unbeachtet ließen und sich dem anderen Eingang zuwandten, wartete er, bis sie im Haus verschwunden waren, und rannte dann in den Garten hinaus.
    „Mr. Hunter!“
    Dorian achtete nicht auf den Ruf.
    „Mr. Hunter, bleiben Sie stehen!“
    Das war wohl unverkennbar Roul Schwartz’ Stimme.
    „Halt, oder ich schieße!“ rief der Unbekannte.
    Gleich darauf explodierten dann drei Schüsse.
    Dorian duckte sich, schlug einige Haken und erreichte die Straße. Es herrschte praktisch kein Verkehr. Fünfzig Meter weiter war ein neugieriger Passant stehen geblieben. Von der anderen Seite kam ein goldgelber Cadillac herangebraust, der vor Dr. Hoppers Grundstück hielt. Die hintere Tür ging auf, und ein kleiner, schmächtiger Mann mit schütterem Haar, der eine Aktenmappe aus Elefantenleder in der Hand hielt, wollte aussteigen.
    Dorian hielt ihm die Pistole unter die Nase und drängte ihn in den Wagen zurück. Als der kleine Mann protestieren wollte, versetzte ihm Dorian einen Stoß und sprang hinter ihm in den Wagen.
    „Los! Weg von hier!“ befahl er dem Fahrer mit vorgehaltener Pistole.
    Der Wagen schoß mit quietschenden Reifen davon.
    „Schon gut, Artie“, sagte der kleine Mann neben Dorian, der sich von seinem ersten Schock erholt hatte. Er betrachtete Dorian mit einem feinen Lächeln und fuhr fort: „Ich glaube, ich habe das Vergnügen, soeben Mr. Hunter kennen gelernt zu haben. Mein Name ist Tracy. Ich bin Ihr Anwalt, Mr. Hunter.“
    „Sie können mir jetzt nicht mehr helfen, Tracy“, sagte Dorian. „Ich stecke schon zu tief im Dreck. Kein Anwalt der Welt kann mir mehr helfen. Ich muß sehen, daß ich allein zurechtkomme.“
    „Hat Ihnen Jeff nicht gesagt, daß Sie mir vertrauen können?“ fragte Tracy. „Oder glauben Sie ihm nicht?“
    „Was sagen Sie dazu, daß ich eben ein Mädchen erschossen habe?“ lautete Dorians Gegenfrage.
    „Es kommt darauf an, warum und in welcher Situation Sie es getan haben“, meinte Tracy.
    „Es war Notwehr“, sagte Dorian, „aber niemand wird mir glauben. Ich wette, Mr. Tracy, daß Sie mir raten werden, mich zu stellen.“
    „Nicht bevor ich mich nicht eingehend mit Ihnen unterhalten habe“, sagte Tracy.
    „Nein, danke.“ Dorian beugte sich zum Fahrer vor und hielt ihm die Pistole an die Schläfe. „Setzen Sie mich jetzt ab! Und wenn ich ausgestiegen bin, dann geben Sie Vollgas. Verstanden?“
    „Sie begehen eine große Dummheit, Mr. Hunter.“
    Dorian winkte dem Anwalt grinsend zu und sprang aus dem Wagen, noch bevor er zum Stillstand gekommen war. Der Fahrer hielt sich an seine Anweisung und brauste mit Vollgas davon.
    Dorian war nun völlig auf sich gestellt. Allein in einer fremden Stadt, von der Polizei und Fullers Mördern gejagt. Er wußte noch nicht, wie es weitergehen sollte. Aber zuerst mußte er sich neu einkleiden und die Dunkelheit abwarten. Dann – ja, vielleicht wäre es an der Zeit, Dorothy Malone einen Besuch abzustatten.
     

Dorothy Malone saß allein in dem mit wertvollen Biedermeiermöbeln eingerichteten Speisesaal. Sie hatte Jack für den heutigen Abend freigegeben, obwohl sie ihn lieber in ihrer Nähe gehabt hätte. Sie saß immer noch hier unten, obwohl sie todmüde war. Aber sie wagte sich nicht ins Obergeschoß.
    Sie hatte Angst. Was sollte sie tun, wenn wieder dieses Monstrum in ihrem Schlafzimmer auf sie wartete? Carl hätte ihr helfen können. Aber er war nicht zu Hause. Sie hatte einige Male versucht, ihn zu erreichen, doch es hatte sich immer nur eine fremde Männerstimme gemeldet. Jetzt rief sie nicht mehr an.
    Sie hatte in den Nachrichten von dem Doppelmord in Carls Krankenabteilung gehört und fröstelte. Im Zusammenhang mit dem Doppelmord fahndete man nach Dorian Hunter. Es wurde nicht gesagt, daß man ihn für den Mörder hielt, sondern nur, daß er für die Polizei ein wichtiger Zeuge sei, aber für sie war klar, daß er die Tat begangen hatte.
    Dorothy schreckte hoch, als sie ein Geräusch hörte. Es kam aus der Eingangshalle. Jemand schlich sich zum Speisezimmer. Sie unterdrückte das Bedürfnis zu schreien, und rannte statt dessen zu der Kommode, in deren oberster Lade sie die Pistole aufbewahrte. Sie langte in die Lade und umklammerte den Griff der schweren Pistole, doch bevor sie sie

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