Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
schon um halb fünf ins Büro - Gilder hat uns zum Tee eingeladen. Tu mir den Gefallen und nimm die Einladung an!«
    »Mr. Gilder?«
    »Da er unser Nachbar wird, ist es vielleicht ganz gut, wenn wir ihn nett behandeln«, argumentierte er.
    Am liebsten hätte sie Kopfschmerzen vorgeschützt, und nur, weil ihr Bruder sie so selten um eine Gefälligkeit bat, stimmte sie zu.
    Als sich Leslie Gine um halb fünf im Privatbüro einfand, saß ihr Bruder, den Kopf in die Hände gestützt, am Schreibtisch.
    »Fühlst du dich nicht wohl, Arthur?« erkundigte sie sich.
    »Glänzend! Ich habe nur einen strengen Tag hinter mir. Gilder kommt gleich. Bitte, sei nett zu ihm, er ist eine nützliche Arbeitskraft. Seine Wohnung liegt am Regents Park. Übrigens ist er Junggeselle.«
    Sie zuckte die Achseln. Was interessierte es sie, ob Gilder Junggeselle war oder nicht!
    »Erstaunlich, was du für einen wohlhabenden Bürovorsteher hast - Landsitz in Chelfordbury, Wohnung im vornehmsten Londoner Viertel ...«
    »Er wird dir gefallen.« Arthur drückte auf den Onyxknopf. »Ganz amüsant.«
    Amüsant war nun allerdings nicht das richtige Wort, aber das einzige, das ihm eingefallen war.
    Als hätte er nur auf das Klingelzeichen gewartet, betrat Gilder, einen leichten Überzieher über dem Arm, in der Hand einen grauen Borsalino, das Zimmer.
    Während der Fahrt bestritt Mr. Gilder die ganze Unterhaltung. Er hatte eine tiefe, angenehme Stimme und eine gefällige Art zu plaudern. Arthur sah den Mann, mit dem er tagtäglich zusammenarbeitete, in neuem Licht. Ungezwungen sprach Gilder über alles mögliche, schnitt jedes Thema an, für das er Interesse vermutete - Flugwesen, Rundfunk, Literatur und Weltkrieg, russischer Kommunismus und italienische Renaissance, amerikanisches Theater und Polospiel.
    Die Wohnung nahm das gesamte erste Stockwerk eines der teuren Häuser am Parkrand ein und war sehr luxuriös eingerichtet. Von meinem Geld! dachte Arthur Gine, in dem der Ärger wieder aufstieg. Nach dem Tee führte der Hausherr die Gäste in die Bibliothek, um ihnen seine Raritäten zu zeigen.
    Gilder machte die junge Dame gerade auf eine kostbare Erstausgabe aufmerksam, als sich etwas sehr Eigenartiges ereignete.
    »Entschuldige mich für ein paar Minuten, Leslie«, sagte Arthur plötzlich, »ich will nur schnell zu einem Bekannten, der ganz in der Nähe wohnt.«
    Seine Stimme klang auffallend unnatürlich, und seine Schwester schaute ihn fragend an.
    »Wenn wir rechtzeitig zum Dinner zu Hause sein wollen, dann müssen wir ...« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Ich bleibe höchstens eine Viertelstunde!« Er sprang auf und verschwand, bevor sie noch etwas einwenden konnte.
    Wie sonderbar und ungewöhnlich! Trotz des Unbehagens, das sie beschlich, hätte sie es nie für möglich gehalten, daß ihr Bruder sie absichtlich mit diesem grauhaarigen Mann allein lassen würde. Warum aber hatte er, dessen Egoismus sich doch stets sträubte, auf jemanden, der von ihm abhing, Rücksicht zu nehmen, den plötzlichen Wunsch, seinem Bürovorsteher gefällig zu sein?
    Als sie allein waren, stellte Fabrian Gilder den Band behutsam an seinen Platz zurück.
    »Nächstes Jahr werde ich mein neues Heim beziehen. Ich hoffe, Sie dann häufiger zu sehen, Miss Gine! Ich wünschte mir schon immer, meinen beiden Liebhabereien, Fischen und Lesen, in Ruhe nachgehen zu können. Glücklicherweise bin ich in der Lage, den Beruf an den Nagel zu hängen. Ihr Bruder hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, daß ich unabhängig bin. Und - nun ja, ich bin fünfzig, ein gutes Alter, und ich bilde mir ein, eine Frau glücklich machen zu können.«
    Leslie hatte ein peinliches Gefühl und eine trockene Kehle, sie mußte sich räuspern, bevor sie antworten konnte:
    »Hoffentlich werden wir dann das Vergnügen haben, Ihre Gattin gelegentlich bei uns zu sehen.«
    Gilder antwortete nicht, aber unter dem hartnäckigen Blick seiner grauen Augen wurde ihr heiß und kalt. Unversehens, bevor sie ausweichen konnte, ergriff er ihre beiden Arme.
    »Leslie.«
    »Lassen Sie mich los!« schrie sie und riß sich verzweifelt aus der Umklammerung.
    »Für Sie, Leslie, habe ich gearbeitet, Pläne geschmiedet .«
    Ein Klopfen an der Tür - seine Züge verzerrten sich vor Wut.
    »Herein!«
    »Mr. Richard Alford möchte Sie sprechen«, meldete das Mädchen.

13
    Dick Alford, der im Herrenzimmer wartete, überlegte gerade, wie er diese Unterhaltung, die sehr unangenehm zu werden versprach, einleiten sollte,

Weitere Kostenlose Bücher