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039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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andere Ende der Tafel, der Kveenie gegenüber. Während die Gefangenen aßen, sprach niemand ein Wort.
    Matt nutzte die Gelegenheit, seine Gedanken schweifen zu lassen. Elys war also nicht die Herrscherin des Nebelreiches, sondern vermutlich so etwas wie die Polizeichefin. Die Maskierten schienen die hiesige Staatsmacht zu repräsentieren. Wieso sie Schweinemasken trugen, konnte Matt nur vermuten: So wie man in Deutschland vor fünfhundert Jahren die Polizisten »Bullen« nannte, hatte man sie in den USA »Pigs« geheißen. Es war nicht auszuschließen, dass den Nachfahren der alten Zivilisation dieser Begriff zu Ohren gekommen war und sie ihn allzu wörtlich genommen hatten.
    Und der Name »Kveenie«? Leitete er sich lautmalerisch von »Queen« ab; war die Blonde also die Königin der Armysten?
    »Der Feiste da, der mit dem Zopf«, sagte die Kveenie zu Matt, als er sich satt zurücklehnte und dankbar einen Becher Wein entgegen nahm, »hat gesagt, ihr hättet euch am Fluss verirrt.«
    Matt nickte. Wie schön, dass die Herrscherin von selbst auf das Thema zu sprechen kam.
    »Flusspiraten haben uns unserer gesamten Habe beraubt«, sagte er schnell. »Wir sind in den Wald eingedrungen, um Hilfe zu suchen. Sollten wir dabei eins eurer Tabus verletzt haben, liegt dies nur an unserer Unkenntnis.«
    »Du sprichst wundersame Worte«, sagte die Kveenie. »Worte, die ich noch nie gehört habe. Zum Beispiel ›Flusspiraten‹, und ›Tabus‹.« Sie lächelte freundlich. »Ich muss gestehen, dass sie mir fremd sind.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Matt.
    »Ja.« Die Kveenie nickte. »Du musst nämlich wissen, dass ich das Nebelreich noch nie verlassen habe. Wegen der Menschenfresser und der schrecklichen Kreaturen, die im Morast lauern.« Sie deutete mit dem Kinn auf Elys, die mit steinerner Miene an der Tafel saß und jedes Essen verschmähte. »Nur unsere Tapfersten wagen sich durch den Nebel, der unser Reich umgibt. Elys und die Empie.«
    »Die Empie?« Matt stutzte. Offenbar war dieses Wort eine Abkürzung für den alten Begriff Military Police.
    »Die Empie sorgt für unsere Sicherheit«, bestätigte die Kveenie. »Es ist noch nicht lange her, seit wir aus der Grotte ans Licht gestiegen sind. Die Armysten kennen die Oberwelt noch nicht sehr gut, deswegen lassen sie von der Empie erforschen.«
    »Grotte?«, echote Matt. Er nahm an, dass die Kveenie den Bunker meinte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren diese Leute Nachfahren der Besatzung der einstigen Garnison. Vermutlich hatten sie sich nach der Katastrophe verkrochen und die Eiszeit unter der Erde verbracht - und im Laufe der Generationen ihre Herkunft vergessen. Er fragte sich, wieso sich die Armysten im Gegensatz zu anderen Bunkermenschen an der Oberfläche aufhalten konnten, ohne krank zu werden. Vermutlich war der Bunker nicht hermetisch versiegelt gewesen, sodass die Besatzung weiterhin Kontakt mit den Krankheitserregern der Oberfläche hatte und ihr Immunsystem daher nicht verkümmert war.
    Als die Kveenie ihn nach den Gegebenheiten der Oberwelt befragte, gab Matt ihr nach bestem Wissen Auskunft. Er merkte bald,dass die Herrscherin ihn mochte,und je länger sie mit ihm sprach, desto griesgrämiger wurde das Gesicht Elys'.
    Als niemand mehr übersehen konnte, dass Matthew Drax drauf und dran war, zum Favoriten der Kveenie aufzusteigen, verfinsterte sich auch Aruulas Gesicht, doch ehe sie ihrem aufkeimenden Unmut Ausdruck verleihen konnte, klatschte die Herrscherin in die Hände. Die Tür ging auf und ein Dutzend Männer und Frauen, die offenbar zu ihrem Freundes- oder Verwandtenkreis gehörten, traten ein, machten sich mit den Fremden bekannt und setzten sich zu ihnen. Es folgten Musikanten, die für die Gesellschaft aufspielten.
    Matt nutzte die Gelegenheit und richtete sein Augenmerk auf das langohrige Hutzelmännlein, das bisher reglos auf Kveenies Schulter gehockt hatte, ohne zu erkennen zu geben, ob es sprechen konnte.
    Inzwischen hatte die Kveenie den Gnom auf den Tisch gesetzt, wo er auf einem umgestülpten Becher Platz nahm. Sie selbst saß an der Seite der mürrischen Walküre. Während die Anwesenden der Katzenmusik lauschten, schaute Matt das merkwürdige Wesen an und sagte: »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Wie heißt du?«
    Der Gnom öffnete den Mund, und Matt sah, dass er keine Zähne, sondern im Ober- und Unterkiefer je eine Kauleiste hatte. Seine Zunge war gespalten, seine Stimme glich dem sich knarzend öffnenden Hauptportal eines

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