0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
unerwünschter G-man steckte.
Meine Hoffnung konzentrierte sich auf den Hinterausgang. Auf der Straße würde ich mich zu wehren wissen. Aber Mack war kein Anfänger.
»Da runter!«, befahl er und stieß mich mit seiner Kanone eine düstere Kellertreppe hinunter.
Ich stolperte und wäre fast gestürzt, aber er hielt mich fest und knurrte: »Bleib schön hier.«
Im Keller befanden sich mehrere Tiefgaragen. Als wir unten waren, erwartete mich eine Überraschung: Der lange, schwarzhaarige Sal lehnte grinsend an der Kühlerhaube eines Packard.
»Oh, du hast einen Freund getroffen«, sagte er, als er Mack und mich entdeckte. Ich zögerte nicht mehr. Mit einem Schwung warf ich mich herum und ließ mich hinter einen Stapel alter Autoreifen fallen. Die Kanone in Macks Hand heulte auf, und abgeplatzter Mörtel fiel über mich. Ich hatte meine 38er gerade in der Hand, als auch Sals Revolver losballerte. Ich rollte mich unter die Reifen und versuchte in eine Ecke zu kommen, um sie daran zu hindern, mich einzukreisen. Aber Sal war zu schnell. Er warf sich hinter mich, schoss noch im Springen, und ich fühlte einen Querschläger direkt an meinem Gesicht vorbeizischen.
Ich presste mich flach an den Boden und ballerte in die Gegend, in der Hoffnung, jemand in diesem elenden Hotel müsste die Schüsse doch hören, aber niemand kam. Wieder knallte Macks Revolver, und plötzlich fühlte ich einen heftigen Schlag an meiner Schläfe. Es wurde dunkel um mich.
***
Als ich wieder zu mir kam, konnten keine zwei Sekunden vergangen sein. Ich lag noch immer hinter der Barriere aus alten Reifen. Meine Stirn fühlte sich feucht an, und ich hatte schauderhafte Kopfschmerzen.
»Ich will keinen G-man killen«, sagte Sal trotzig. Ich öffnete die Augen nicht.
»Er ist zu gefährlich, Sal, wir müssen ihn umbringen.«
»Die werden verrückt spielen, wenn sie ihn finden!«
»Dann muss es eben so aussehen, als sei es ein Unfall.«
»Wie willst du das machen?«, fragte Sal, wenig überzeugt.
»Lass mich nur!«
»Ich sag dir, ich habe keine Lust, verpassen wir ihm einen Denkzettel und Schluss!«
»Hör zu, der hat bei MacKeever im Laden so viel mitgekriegt, dass die Geschichte mulmig wird, nicht nur für uns, auch für den Boss.«
»Wenn’s wie ein Unfall aussehen soll, wo kommt dann die Schusswunde an seinem Kopf her?«, fragte Sal.
»Schusswunde! Lächerlich! Ein winziger Riss, wir reiben ein bisschen Mörtel rein, dann sieht es so aus, als hätte er sich gestoßen. Lass Mack nur machen. Du fährst den Packard raus, gleich um die Ecke steht sein Buick, den bringst du rein.«
»Aber die Bullen!«
»Die stehen doch nicht mehr da. Sie waren schon im Hotel und sind abgehauen, als ich nicht zu finden war. Hier unten suchen sie garantiert nicht.« Mack lachte laut, und ich konnte hören, wie Sal in den Packard stieg.
»Und dann?«, fragte er.
»Und dann setzten wir ihn an das Steuer seiner Karre und lassen ihn in den Hudson fahren. In einer halben Stunde ist es dort einsam und still wie in einem Grab, jedenfalls an der 82. Rampe.«
Ich wusste, was er meinte. Die 82. Rampe lag direkt an einer berüchtigten Kurve. Der Asphalt wurde dort bei jedem Regen spiegelglatt wie eine Eisbahn. Die 82. Rampe diente zwei Firmen als Ladefläche für ankommende Schiffe, die Löscharbeiten waren bis mittags beendet. Die Rampe lag etwas abseits, und am Nachmittag war es dort leer und verlassen.
Ich wartete, bis die Garagentür sich hinter Sal schloss. Mack kam näher und beugte sich über mich. Ich spürte seinen keuchenden Atem in meinem Gesicht.
Ich schnellte hoch. Mein Kopf prallte gegen Macks breiten Brustkasten, und einen Moment dachte ich, der Schmerz würde mich wieder ohnmächtig werden lassen, aber ich hielt durch.
Mack taumelte zurück, seine Augen waren weit aufgerissen.
Ich nützte die Sekunde aus und schlug ihm einen trockenen Haken gegen das Kinn. Meine Faust traf nicht voll. Mack war in letzter Sekunde zurückgestolpert.
Mack sprang auf mich zu wie ein waidwunder Tiger. Gebückt wollte er in mich hineinlaufen, aber ich steppte hastig zur Seite. Ich wollte das Spiel wiederholen, wartete, bis Mack sich gefangen hatte, und ließ ihn kommen.
Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich stolperte über einen Autoreifen, der hinter mir lag. Mack hatte blitzschnell seine Chance erkannt. Er machte einen gewaltigen Satz nach vorn und warf sich mit voller Wucht gegen mich. Dass ich ihn mit den Händen abfing, half mir nicht.
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